Streifzüge durch das Abendland - Europa für Anfänger und Fortgeschrittene
Leute vor m ir i n der Schl a nge w är e n beinahe i n O hnma c ht g e fall e n, als sie hörten, daß sie Amsterd a m verlass e n mußten, um no c h ein Z i m m er z u bek o mm e n, aber m ir w ar es g a nz recht. Haarl e m h e gt nur z w an z ig M inuten mit dem Zug v o n Amsterd a m en t fernt und ist eine s c höne, kl e ine Stadt mit e i ner herrlich e n Kath e drale auf ein e m g e mütli c h e n P latz. Es gab j ede Menge gute R e stau r ants, die preis w erter und w eniger überlaufen w ar e n als die i n Amsterd a m . Ich aß ein Ste a k von der Größe einer Wärmflas c he, machte ein e n a usgiebig e n Stad t bummel, stand beeind r uckt i m S c hatt e n der Kathedrale, kehrte d a nn i ns Hotel zurü c k, sprang unter die da m p f e nde Dusche und g i ng w uns c hlos glü c kli c h z u Bett.
Am nä c hsten Morg e n fuhr ich w ieder nach Amsterd a m . F r üher habe ich es g e nossen, sonntags m o r g e ns d urch e i ne fr e m de Stadt zu schl e ndern, doch e i n sol c her S paziergang w ird i mmer une r f r euli c her. Auf S c hritt und T ritt stößt m a n a uf die Überreste der S a ms t agna c ht - auf La c hen a us Erbrochen e m, auf A bf ä lle und zerbeulte Bierdosen. Und die L ä den s i nd fast ausnahmslos mit depr i m ierend e n Gi t tern oder eisernen Rolläden vers p errt, so daß j e de Straße gef ä hrlich und fur c hterreg e nd w i r kt, w a s i n Europa j a geradezu absurd is t . In e i ner ha r m los e n F ußg ä ngerstraße n a m ens Heil i g e w e g hatte man beinahe j ede Ladenf a ssade mit eise r n e n Rolläden verbarrikadiert - sogar das Büro von A er L i ngus. Was gibt es in e i n e m B üro von A e r Lingus schon z u klau e n? Das kle i ne Modellflugz e ug i m F e nster v i elleicht? Kaum hatte ich die Gra c h t en erreicht - die S i ngel G r acht, die Herengra c ht, die Keize r sgra c ht und die P rins e ngracht - ze i gte si c h die Stadt w ieder von i hrer fr e undli c h e n Seite. I c h bummelte aufs Gerat e w o hl dur c h die Straßen und schlu r fte, umgeben v o n sch m a len, hoh e n Häusern und alt e n Bäumen, d urch Laub und A bf ä ll e . Entlang der Grachten ist Amste r dam e i ne ung e w ö hnli c h s c h ö ne S tadt, besonders an ein e m Sonn t ag m o r gen, w e nn die Straßen fast mens c henleer s i nd. A uf e i n e r sonn e nbes c hi e nener T reppe saß ein Mann mit e i ner T asse Kaff e e und einer Z e itung. Ein an d erer k a m von irg e n d w o her mit einer F lasche Wein zu r ück. Ein j unges P aar ging i n postkoit a ler Sel i gk e it A r m i n A r m a n mir vo r bei, und geleg e nt l ich überquerte ein Radf a hrer g e m ä c hli c h die Straße, um kurz darauf in e i ner Seit e ns t raße w ieder zu ve r sch w i nden. A ußer ihn e n sah ich w ähr e nd m ei nes z w e is t ündigen Spazierg a ngs nicht eine Mensch e nseele.
Wieder und w ieder beugte ich mich auf einer der klein e n, g e w ölbten Brücken über das Geländer, starrte auf das grüne Wasser hinab und verlor m i c h in e i nfält i gen T räu m erei e n, bis ein Ausf l ugsd a m pfer voller T ouristen mit K a meras die sich spi e ge l nde Straßens z ene unter mir durchschnitt und den Bann brach. In sein e m K i e l w a sser sch a uk e lte ste t s e i ne kle i ne b unte Ans a mm l ung von P last i kflas c hen, Z i garettens c hachte l n und P appkartons von McDonal d 's oder Burger King und erinnerte mi c h daran, daß Amsterd a m auch e i ne schmutz i ge Stadt ist, voll e r Hundes c heiße, Müll und Graffiti. T elefonzellen, P arkbänke, die Wände f a st a l ler Gebäude, sogar die ma r m orn e n G e w ölbe der P assage unter d e m Ri j ksmus e um - alles ist mit Gr a ffiti bes c hmiert. Ich habe noch nie so vi e l Graffiti ges e hen; und e s i st nicht e i nmal gutes. Es s i nd ni c htssag e nde S c hn ö rkel, das Mach w erk von L e ut e n mit G e hirn e n so groß w ie S tecknade l köpfe. In den Niederlanden s c he i nt der Vandalismus ein echt e s P robl e m z u sein. Ich habe mir sag e n lassen, daß Überfälle in Amste r d a m z w ar selten sind, daß aber j eder, der sein Auto abends an einer Straße irgen d w o i m Stadtzent r um p a rkt, davon ausgeh e n k a nn, d a ß j e m and mit e i n e m Schr a ubenzi e her v o n oben bis unt e n den La c k ze r kratzt. A l s ich z w a nz i g w ar, m o c h t e ich Amsterd a m . Ich b e w underte d ie Stadt leidensch a ftli c h w e gen i hrer A ufges c hloss e nh e it, ihrer T ol e ranz und i hrer lockeren Einste l lung g e g e nüber
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