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Streng vertraulich Kommissar Morry

Streng vertraulich Kommissar Morry

Titel: Streng vertraulich Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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ihn nicht mehr. Nur noch Patsy zählte.
    Sie gingen zurück an den Tresen und nahmen wieder auf den hohen Barhockern Platz. Patsy bückte plötzlich mit traurigem Gesicht in ihr Glas und seufzte. Lee ahnte, was kommen würde.
    „Was gibt es?“ fragte er. „Bedrückt Sie etwas?“ Das Mädchen nickte. „Sie wissen nicht, warum ich hier bin — ich muß einfach gelegentlich raus! Zuhause halte ich es nicht aus — ich bin doch noch jung, ich muß ein wenig Abwechslung haben — sonst werde ich verrückt!“
    „Natürlich“, pflichtete Lee ihr bei.
    Die Augen des Mädchens wurden feucht. „Meine Mutter ist krank — sehr krank. Ihre Pflege kostet mich meine ganze Kraft — und auch mein Geld!“ Sie seufzte. „Manchmal weiß ich nicht, wie es weitergehen soll! Jetzt zum Beispiel habe ich eine Arztrechnung in Höhe von einhundert Dollar zu begleichen. Ich weiß nicht, woher ich das Geld nehmen soll!“
    Lee mußte ein Grinsen unterdrücken. Diese Platte kannte er.
    „Vielleicht kann ich Ihnen helfen“, meinte er.
    Patsy sah ihn an. Erschreckt. „Nein — das ist doch nicht Ihr Ernst! Deshalb habe ich es auch nicht gesagt —stammelte sie verwirrt.
    Nicht schlecht gespielt, dachte Lee. Beinahe echt. Und doch nicht gut genug. „Ich gebe Ihnen das Geld“, entschied er.
    „Oh — das kann ich doch unmöglich annehmen!“ hauchte sie.
    Er lächelte. „Machen Sie sich darüber keine Gedanken!“
    „Wenn ich nur wüßte, wie ich mich erkenntlich zeigen könnte!“
    Er neigte seinen Kopf dem ihren zu, so daß ihre Lippen nur wenige Millimeter voneinander entfernt waren. „Ich wüßte schon etwas —murmelte er.
    Das Mädchen rundete ihren roten Mund und hauchte: „Aber — Dirk!“
    Seine Stimme war belegt. „Komm — laß uns gehen!“
    Patsy senkte den Blick. „Wenn du meinst —“, flüsterte sie.
    Das Flüstern senkte sich wie glühendes Blei in sein Blut. Er bezahlte dem Barmixer die Drinks und' winkte dann den Kellner heran, um die Champagnerrechung zu begleichen. Als er mit dem Mädchen hinaus ging, blickte er nicht ein einziges Mal zurück. Es war ihm völlig gleichgültig, ob Patricia seinen plötzlichen Kurswechsel zur Kenntnis genommen hatte oder nicht.
    Als sie wenig später in einem Taxi saßen, meinte das Mädchen: „Du darfst nicht böse sein, Dirk, aber ich kann dich unmöglich mit zu mir nehmen. Du weißt ja — meine kranke Mutter!“
    „Natürlich — dafür habe ich volles Verständnis“, erwiderte Lee scheinheilig.
    „Ich kenne ganz in der Nähe ein Hotel — meine Freundin mietet sich gelegentlich dort ein, wenn sie in New York ist", sagte Patsy. „Ist es dir recht, wenn wir in diesem Hotel absteigen?“
    „Klar — ganz wie du willst.“
    Lee hatte seinen Arm um die runden, warmen Schultern des Mädchens gelegt. Sie schmiegte sich dicht an ihn; ihr duftendes, platinblondes Haar kitzelte ihn an der Nase. Er schloß die Augen und gab sich den Vorstellungen und Hoffnungen hin, die ihn erfüllten.
    Das Hotel, von dem das Mädchen gesprochen hatte, lag in einer schmalen, dunklen Straße. Ein blutrotes Neonschild über dem Eingang tauchte den Treppenaufgang in ein unwirkliches Licht. In der kleinen Halle standen außer einigen abgenutzten Plüschsesseln ein paar traurig aussehende Zimmerpalmen. Der Portier sah ebenso trocken und verbraucht aus wie die Pflanzen, die ihn umgaben.
    „Ein Doppelzimmer, bitte“, sagte Lee selbstsicher.
    Der Portier verkniff die Augen und betrachtete die Neuankömmlinge kritisch. „Sie sind verheiratet?“ fragte er.
    „Können Sie das nicht sehen?“ schnauzte Lee.
    „Pardon —“, murmelte der Portier. „Sie verstehen, die Vorschriften.“
    „Schon gut. Geben Sie mir den Schlüssel!“
    „Es ist nur noch ein Doppelzimmer mit Bad frei — das kostet zwanzig Dollar!“
    Der Preis war für ein Hotel dieser Klasse einfach unverschämt, aber Lee fragte nur wütend: „Habe ich wissen wollen, was Sie dafür verlangen?“
    „Entschuldigen Sie Sir, — ich wollte nur der Ordnung halber darauf hingewiesen haben“, meinte der Portier und überreichte ihm den Schlüssel. „Zimmer elf, erstes Stockwerk. Dürfte ich um Vorauskasse bitten — das ist in diesem Hause so üblich.“
    „Sorgen Sie dafür, daß man uns eine Flasche Whisky mit Eis und Soda auf das Zimmer bringt“, meinte Lee und gab dem Portier eine große Banknote.
    „Selbstverständlich, Sir. Wird prompt erledigt! Sie werden zufrieden sein.“
    Die Unterwürfigkeit des Portiers tat Lee wohl.

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