Streng vertraulich
mit denen er nicht rumzumachen hat.«
Angie bemerkte: »Darüber beschweren sich die verheirateten Männer bei uns in der Gegend öfter.« O Angie, das war ein Brüller.
»Mach du deine Witze!« Socia sah mich an. »Aber, Kenzie, du weißt, daß das hier kein Witz ist, stimmt’s? Du bist am Ende deines Lebens, und es gibt kein Zurück.«
Ich wollte etwas Lustiges sagen, aber mir fiel nichts ein. Nicht mal annäherungsweise. Es gab wirklich kein Zurück.
Socia grinste. »Ähem. Du weißt es. Du bist nur noch am Leben, weil Jenna dir was gegeben hat und dir von was anderem erzählt hat. Also, wo ist es?«
»An einem sicheren Ort«, antwortete ich.
»An einem sicheren Ort«, wiederholte er und ließ die Worte sich mit einem leicht nasalen Tonfall auf der Zunge zergehen, die Sprache der Weißen nachäffend. »Tja, dann verrat mir doch einfach, wo dieser sichere Ort ist.«
»Weiß ich nicht«, erwiderte ich. »Hat mir Jenna nicht gesagt.«
»Blödsinn«, entgegnete er und beugte sich vor.
»Ich reiße mir nicht den Arsch auf, um dich davon zu überzeugen, Marion. Ich erzähle es dir nur, damit du nicht zu enttäuscht bist, wenn du mein Büro und meine Wohnung auseinandernimmst und nichts findest.«
»Vielleicht hole ich mir ein paar Kumpel, und dann nehmen wir dich auseinander.«
»Wenn du willst«, gab ich zurück. »Aber du und deine Kumpel, ihr müßt schon ziemlich gut sein.«
»Warum? Glaubst du, daß du ziemlich gut bist, Kenzie?«
Ich nickte. »Darin, ja, bin ich wirklich gut. Angie übrigens auch, wenn nicht noch besser. Und der Typ da oben auf dem Dach ist besser als wir beide zusammen.«
»Und er ist kein großer Fan von Schwarzen«, ergänzte Angie.
»Ach, dann seid ihr also richtig stolz auf euch? Habt ihr euren privaten Ku-Klux-Klan gegründet, um dem schwarzen Mann das Leben schwerzumachen, ja?«
Ich stöhnte: »O bitte, Socia, hier geht’s nicht um die Hautfarbe. Du bist ein verdammter Verbrecher. Du bist ein Kotzbrocken, der für seine dreckige Arbeit Kinder benutzt. Ob schwarz oder weiß, das ändert nichts. Und wenn du versuchst, mich aufzuhalten, dann gewinnst du wahrscheinlich, und ich bin tot. Aber ihn hältst du nicht auf.« Socia sah zum Dach hoch. »Er kriegt dich und deine ganze Gang und macht euch alle platt und dazu wahrscheinlich noch halb Bury. Er hat genausowenig Gewissen wie du und noch weniger Sinn für Öffentlichkeitsarbeit. «
Socia lachte. »Willst du mir angst machen?«
Ich schüttelte den Kopf. »Dir kann man nicht angst machen, Marion. Leute wie du haben keine Angst. Aber du wirst sterben. Wenn ich sterbe, stirbst du auch. So einfach ist das.«
Er lehnte sich wieder nach hinten. Ständig gingen Menschen an uns vorbei, doch Bubbas Zielfernrohr bewegte sich nicht im geringsten. Socia neigte den Kopf nach vorne. »In Ordnung, Kenzie. Diese Runde geht an dich. Aber so oder so wirst du für Curtis zahlen.«
Ich zuckte mit den Achseln, doch die Schläfen pochten mir.
»Ich gebe dir vierundzwanzig Stunden, um das zu finden, was wir beide suchen. Wenn ich es vor dir finde, oder wenn du es findest und es mir nicht sofort gibst, ist dein Leben keinen Cent mehr wert.«
»Deins auch nicht.«
Er erhob sich. »Viele Leute haben im Laufe der Jahre versucht, mich umzubringen, weißer Junge. Keiner hat herausgefunden, wie er es schaffen kann. Tja, so ist es nun mal auf der Welt.«
Er verschwand in der Menge, das Zielfernrohr auf dem Dach verfolgte jeden Zentimeter seines Weges.
21_____
Wir trafen Bubba im Parkhaus in der Bromfield Street, wo Angie den Vobeast abgestellt hatte. Er stand vor dem Eingang, als wir drauf zu fuhren, kaute einen riesigen Batzen Kaugummi und blies ihn so groß auf, daß Passanten auf die andere Straßenseite wechselten. »Hey«, grüßte er, als wir uns näherten, dann machte er wieder eine Blase. Er strotzt vor Beredsamkeit, unser Bubba.
»Hey«, erwiderte Angie in der gleichen tiefen Tonlage. Sie schlang die Arme um seine Hüften und drückte ihn. »Mein Gott, Bubba, hast du da ein russisches Sturmgewehr unter der Jacke oder freust du dich nur, mich zu sehen?«
Bubba wurde knallrot, sein rundliches Gesicht strahlte einen Moment lang wie ein Schuljunge mit engelsgleichen Pausbäckchen. Der aber im nächsten Augenblick Nitroverdünnung in die Toiletten gießt. Er klagte: »Nimm die Frau weg, Kenzie.«
Angie hob den Kopf und kaute an seinem Ohrläppchen. »Bubba, du bist der Mann meiner Träume.«
Er kicherte. Das psychopathische Monster mit dem schlechten Benehmen
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