Stressfrei arbeiten
spielt dies eine Rolle. Zum Thema Eigenverantwortlichkeit in Gruppen entwickelte Ruth Cohn das sogenannte Chairperson-Postulat.
Das Chairperson-Postulat
In vielen Gruppen besteht eine unausgesprochene Erwartungshaltung, der Leiter sei für das Wohlbefinden aller verantwortlich. Das Gleiche gilt für Eltern in einer Familie. Das Chairperson-Postulat durchkreuzt genau diese Haltung, dem Wissens- und Reifegrad der Betroffenen angepasst. Für allegilt: Jeder ist für sein Tun selbst verantwortlich. Die Aufgabe des Leiters oder des Elternteils ist es, Prozesse zu organisieren und zu moderieren. Seine Verantwortung liegt
in der Bereitstellung einer geeigneten Umgebung,
darin, den Gesamtplan und die Aufgaben der Einzelnen sowie den Gruppenprozess im Auge zu haben,
in der Formulierung der Anliegen und der Steuerung des Arbeitsflusses im Team (bzw. der Aufgabenverteilung in der Familie),
in der Wahl geeigneter Sozial- und Arbeitsformen,
darin, zu ermöglichen, dass die Mitarbeiter (Kinder, Familienangehörigen) Eigenverantwortung und Selbstorganisation übernehmen.
Jeder trägt an seinem Platz Verantwortung
Alle Mitarbeiter haben – unabhängig von ihrer hierarchischen Eingliederung – die Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen. Sie sind beim Lernen und Arbeiten freie Menschen. Natürlich sind sie gezwungen, bei den Entscheidungen, die ihre Tätigkeit betreffen, ihr unmittelbares Umfeld und ihre Eingebundenheit in den gesellschaftlichen Kontext im Auge zu behalten. Jede(r) trägt Verantwortung für sich selbst und für das Ganze. Autonomie und Interdependenz (Gegenseitigkeit) sind eine Grundgesetzlichkeit menschlichen Lebens. Machen Sie sich klar, worin Ihr Verantwortungsbereich besteht. Diesen nehmen Sie wahr. Alles andere belassen Sie bei den anderen.
Blauäugig wäre es, wollte man mit diesem Postulat die Unterschiedlichkeit der Rollen prinzipiell aufheben. Eltern bleiben Eltern und Vorgesetzte bleiben Vorgesetzte. Das heißt aber nicht, dass sich die Rollen durch dieses Denken nicht verändern ließen: Der Vorgesetzte/das Elternteil kann sich vom Instrukteur zum Berater entwickeln. Und der Mitarbeiter/das Kind kann zunehmend Rollenanteile eines Vorsitzenden in bestimmten Bereichen übernehmen. Es ist wichtig, dass diese Regeln langsam und langfristig eingeführt werden, denn sie stellen die gewohnte Praxis auf den Kopf. Die Abgabe von Verantwortung hat zwei positive Effekte: Menschen fühlen sich wertgeschätzt, wenn man ihnen etwas zutraut, und Sie selbst werden gelassener sein, weil Sie sich entlasten.
Was können Sie abgeben?
Überlegen Sie, welche Verantwortlichkeiten Sie in Ihrem Umfeld auf andere übertragen können, um gelassener zu werden.
Welche Verantwortung binden Sie ggf. zu stark an sich?
Was könnten andere an Ihrer Stelle ebenso gut übernehmen (z. B. C-Aufgaben)?
Wo läge ein Vorteil, wenn jemand anderer die Verantwortung übernehmen würde?
Konsequent handeln
Gelassen wird man, wenn man konsequent ist. Das kann Entscheidungen oder Verhalten betreffen. Konsequenz ist die Folge eines Sachverhalts: Wenn X stattfindet, dann folgt, zwingend oder möglicherweise, Y. Konsequent sein bedeutet, folgerichtig zu handeln.
Konsequent in Richtung Gelassenheit
Da Konsequenz viel mit Klarheit, Berechenbarkeit und Orientierung zu tun hat, macht sie allen Beteiligten das Leben leichter. Das beginnt im Kindergarten, wo wir erfahren, „wenn ich Fritzi einen Bauklotz an den Kopf werfe, weint er oder wirft zurück“. Und es endet damit, zu wissen, dass wir die Kündigung erhalten, wenn wir unentschuldigt der Arbeit fern bleiben.
Es gibt nichts, das nicht unmittelbar mit einer Konsequenz verbunden wäre. Wenn wir abnehmen wollen, können wir nicht weiterfuttern wie bisher. Wenn wir mehr Geld verdienen wollen und dafür Überstunden machen, haben wir weniger Freizeit als vorher. Wenn wir uns von anderen nicht stressen lassen wollen, müssen wir konsequent gegensteuern. Ansonsten – und auch das ist konsequent – bleibt alles beim Alten.
Wichtig
„Wenn ich manchmal bedenke, welch riesige Konsequenzen kleine Dinge haben, … bin ich versucht zu glauben, … dass es gar keine kleinen Dinge gibt.“ (B. Barton)
Wir wissen, wie sich ein bestimmtes Verhalten auf unsere Gelassenheit auswirkt. Wir kennen die Folgen. Bringen wir uns stets in eine Position, die Druck oder Stress generiert, merken wir, dass die Gelassenheit schwindet. Wollen wir es allen recht machen und übernehmen klaglos jede noch so
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