Striptease: Roman (German Edition)
tun?«
Der Kongreßabgeordnete sammelte die Verbandsreste ein und versuchte wie ein Schwachsinniger, sie wieder auf seine Wunde zu legen.
»Staatsanwälte lieben Bißwunden«, führte García aus. »Einmal hatten wir ein Opfer, das irgendeinem Kerl den halben Schwanz abgebissen hat. So erwischten wir ihn auch – er tauchte in einer Notaufnahme in Jackson auf und erklärte, er sei mit dem Ding in den Rasenmäher gekommen. Wie dem auch sei, die Jungs von der Gerichtsmedizin haben die Verletzungen am Schwanz des Knaben mit dem Zahnmuster des Opfers verglichen. Die Geschworenen brauchten keine dreißig Sekunden, um sich zu beraten.«
Niedergeschlagen blickte Dilbeck auf seine Wunde, als sei sie ein Brandzeichen. »Was passiert denn nun? Ich meine mit dem Wahlkampf und so.«
»Wenn es nach mir ginge«, sagte García, »dann würde ich Ihren fetten Arsch ins Gefängnis stecken. Sie haben Glück, daß es nicht nach mir geht.« Er nahm die leere Bierflasche und stieg aus dem Wagen. Erin Grant nahm seinen Platz ein und zog Agent Clearys Jackett zurecht, damit ihre Brüste nicht zu sehen waren. Sie wollte, daß Dilbeck durch nichts abgelenkt wurde.
»David«, sagte sie, »du steckst ja in einem ganz schönen Schlamassel.«
Der Kongreßabgeordnete wich vor ihr zurück wie eine verbrühte Schnecke und drückte sich an die gegenüberliegende Wagentür. Seine Stimme klang vorwurfsvoll. »Du hast mich sogar ›Süßer‹ genannt.«
»Vielleicht sage ich zu jedem ›Süßer‹.«
Er erhob die Stimme. »Ich liebe dich nicht mehr!«
Erin schwieg. Schließlich bequemte Dilbeck sich zu einer gewundenen Entschuldigung für sein ungehöriges Benehmen. Er erkundigte sich, ob Erin ihn anzeigen wolle.
»Das ist Plan B«, erwiderte sie.
»Und Plan A?«
»Du fährst gleich nach Hause«, erklärte sie ihm, »und hast einen Herzanfall.«
Der Kongreßabgeordnete verzog ungehalten das Gesicht. »Das ist kein bißchen witzig.«
»Einen ganz leichten nur«, schlug Erin vor, »nach dem du ein paar Wochen Bettruhe und strenge Diät halten mußt und dich aus allen Geschäften zurückziehst.«
»Mit anderen Worten, ich soll nicht zur Wahl antreten.«
»Davey, ich versuche nur, dir eine Brücke zu bauen. Wenn dir natürlich Plan B lieber ist, na gut. Hat man dich schon mal im Fernsehen richtig aufgemischt?«
Dilbecks letzte Hoffnung verflüchtigte sich. »Ein Herzanfall, mein Gott. Kommt noch was?«
»Süßer, natürlich kommt noch was.« Erin streckte die Hand aus und drehte den Cowboyhut des Kongreßabgeordneten herum, so daß er nicht mehr verkehrt auf seinem Kopf saß.
Frühstück, vor Tagesanbruch. Eine Raststätte an der alten Route 441, der Parkplatz voll mit Sattelschleppern, Müllwagen, Milchtankwagen, Pickups und Tiefladern, die Landmaschinen transportierten.
Shad, Donna und Al García saßen zu dritt auf den Vordersitzen des Caprice. Donna trank einen schwarzen Kaffee, Shad verputzte seinen siebten Doughnut mit Zuckerguß, und Al García attackierte scharf gewürzte Schweinswürstchen in der Hoffnung, damit den schalen Zigarrenrauch aus seinem Mund zu brennen.
»Disney World«, sagte der Detective nachdenklich.
»Ich finde es süß«, sagte seine Frau, »obgleich ich mir bei dem Fahrer nicht so sicher bin.«
Shad meinte, der Fahrer sei in Ordnung.
Pierre tankte die Limousine gerade an der Super-Zapfsäule auf. Er spürte das Gewicht des goldenen Armbands in der linken Hosentasche. Ein Geschenk für Ihre Frau, hatte der Polizist gesagt. Sehr seltsam, dachte Pierre. Überhaupt der ganze Abend.
Angela lag zusammengerollt auf der Sitzbank und schlief. Erin hatte Jeans, T-Shirt und Sandalen angezogen und ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie lehnte sich an die Tür der Limousine und unterhielt sich mit Cleary, dem FBI-Mann, der seine Notizen vervollständigte. Er sah müde aus und wollte schnellstens weg. Es gefiel García, zu sehen, wie ein anderer Gesetzesvertreter im gleichen übermüdeten Zustand seiner Arbeit nachging, vor allem ein Mann vom FBI.
»Wo sind die anderen?« fragte Donna.
»Sie haben den Kongreßabgeordneten nach Hause begleitet«, erzählte ihr Mann. »Er fühlte sich nicht besonders.«
Shad unterbrach sein Doughnut-Gelage, um sich zu beschweren, daß Dilbeck so leicht aus der Sache rauskam. »Ich bin für Gefängnis«, sagte er, »oder eine Kugel in den Schädel. Das ist es, was dieser Hurensohn verdient hat.«
García widersprach ihm begütigend. »Für Politiker gibt es ein Schicksal,
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