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Striptease: Roman (German Edition)

Striptease: Roman (German Edition)

Titel: Striptease: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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verspürten wenig Lust, eine Prügelei unter Betrunkenen ohne Tatopfer aufzuklären. Alles, was von der mutmaßlichen Tatwaffe noch existierte, war ein Häufchen funkelnder grüner Glasscherben. Der Rausschmeißer erkundigte sich, ob er sie in den Abfall werfen dürfe, und die Cops sagten, aber sicher.
    Paul Gubers Hochzeit wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Seine Freunde erzählten Pauls Ehefrau in spe, er sei auf dem Parkplatz der Synagoge überfallen und ausgeraubt worden.
     
    In dem Auto, das auf dem Federal Highway nach Süden jagte, massierte das Mitglied des Repräsentantenhauses, Congressman David Lane Dilbeck, seine Schläfen und fragte: »War es sehr schlimm, Erb?«
    Und Erb Crandall, der loyale Sekretär und langjährige Schmiergeldbriefträger des Kongreßabgeordneten, sagte: »Es war einer der schlimmsten Auftritte.«
    »Ich hab keine Ahnung, was über mich gekommen ist.«
    »Sie haben einen Mann tätlich angegriffen.«
    »Einen Demokraten oder einen Republikaner?«
    Crandall zuckte die Achseln. »Keinen blassen Schimmer.«
    Congressman Dilbeck sog zischend die Luft ein, als er die Pistole auf dem Schoß des andern entdeckte. »Jesus, Maria und Josef! Das ist doch nicht möglich!«
    Crandall antwortete gleichmütig: »Ich hatte keine andere Wahl. Sie wären beinahe zum Krüppel gemacht worden.«
    Fünf Minuten verstrichen, bis der Kongreßabgeordnete wieder etwas sagte. »Erb«, beteuerte er, »ich liebe nackte Frauen, ganz ehrlich.«
    Erb Crandall nickte gleichgültig. Er machte sich Gedanken über den Fahrer des Kongreßabgeordneten. Dilbeck hatte ihm zwar versichert, der Mann verstünde kein Englisch, sondern nur Französisch und Kreolisch. Dennoch betrachtete Crandall nachdenklich den schwarzen Schädel des Chauffeurs und fragte sich, ob der Mann lauschte. Heutzutage konnte jeder ein Spion sein.
    »Alle Männer haben ihre Schwächen«, sagte Dilbeck. »Mein Laster ist nun mal fleischlicher Natur.« Er pellte sich den falschen Schnurrbart von der Oberlippe. »Lassen Sie hören, Erb. Was genau habe ich getan?«
    »Sie sind auf die Bühne gesprungen und haben einen jungen Mann attackiert.«
    Dilbeck krümmte sich. »Auf welche Art und Weise?«
    »Mit einer Flasche auf den Schädel«, sagte Crandall. »Mehrmals.«
    »Und Sie haben mich nicht gebremst! Das ist Ihr gottverdammter Job, Erb, nämlich mich aus solchen Situationen herauszuhalten. Dafür zu sorgen, daß mein Name nicht in die Zeitungen kommt.«
    Crandall erklärte, er sei auf der Toilette gewesen, als es zu dem Vorfall kam.
    »Habe ich die Frau angefaßt?« fragte der Kongreßabgeordnete.
    »Diesmal nicht.«
    Auf französisch bat Crandall den haitianischen Chauffeur anzuhalten und zu warten. Crandall bedeutete Dilbeck auszusteigen. Sie spazierten zu einer leeren Bank an einer Bushaltestelle und setzten sich.
    Der Kongreßabgeordnete wunderte sich. »Was soll dieser Blödsinn? Sie können vor Pierre frei reden.«
    »Wir haben ein Problem.« Crandall preßte die Fingerspitzen gegeneinander. »Ich denke, wir sollten Moldy benachrichtigen.«
    Dilbeck erwiderte, auf keinen Fall. »Jemand hat Sie heute abend erkannt«, sagte Crandall. »Jemand in dem Stripteaseschuppen.«
    »O Gott.« Dilbeck schloß die Augen und kniff sich in die Nase. »Wir sind mitten im Wahljahr, Erb.«
    »Irgendeine miese kleine Ratte. Den Namen habe ich nicht rausbekommen. Er stand an der Hintertür, als wir rausrannten. Ein magerer kleiner Wichser mit Brillengläsern so dick wie Flaschenböden.«
    »Was hat er gesagt?« »›Gut gemacht, Davey.‹ Dabei hat er Sie direkt angesehen.«
    »Aber der Schnurrbart.« »Dann sagte er: ›Es gibt doch noch Kavaliere.‹« Crandall machte ein finsteres Gesicht.
    »Sah er aus wie jemand, der Ärger machen könnte?«
    Crandall hatte Mühe, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. »Das Aussehen kann manchmal täuschen, David. Das müßten Sie doch am besten wissen. Ich rufe morgen früh Moldy an.«
    Wieder im Wagen und wieder unterwegs nach Süden erkundigte Dilbeck sich nach dem Zustand des Mannes, den er angegriffen hatte.
    »Ich habe nicht den leisesten Schimmer«, sagte Crandall. Er würde später im Krankenhaus nachfragen.
    »War er tot?«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Crandall. »Da war zuviel Blut.«
    »Mein Gott«, stöhnte der Kongreßabgeordnete. »Herr im Himmel. Ich muß das Ganze in den Griff bekommen. Erb, Sie und ich, wir müssen beten. Reichen Sie mir die Hände.« Er streckte seine Arme nach Crandall aus, der

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