Striptease: Roman (German Edition)
das schlimmer sein kann als der Tod. Erins Idee war doch glänzend, oder nicht?«
Donna sagte, daß Angela von der Aussicht auf die Fahrt nach Disney World begeistert sei. »Am liebsten fährt sie mit dem Teetassen-Karussell. Sie sagt, es sei so schön, wenn man nachher einen Drehwurm hat.« Donna hielt inne. »Während der Fahrt hierher hat sie auch nach ihrem Vater gefragt.«
García sagte, er verstecke sich noch immer im Zuckerrohr. »Er kommt sicher raus, wenn sie die Felder abbrennen. Er und die anderen Landstreicher.«
Shad, der sich gerade den Mund vollgestopft hatte, nuschelte: »Mit etwas Glück erwischt das Feuer ihn im Schlaf.«
Donna befahl ihm, keinen weiteren Bissen zu nehmen, und fischte das restliche Stück Doughnut aus seiner Hand. »Das ist ja ekelhaft«, sagte sie. »Ein Käfer.«
Shad entriß ihr das Gebäckstück, knipste die Innenbeleuchtung an und untersuchte den Fund. Sein hoffnungsvoller Gesichtsausdruck verging.
»Er ist so verdammt klein«, meinte er zweifelnd und pulte den Schuldigen aus dem trockenen Doughnutrest heraus – ein Tausendfüßler mit einem glänzenden, kakaofarbenen Panzer.
»Schwierig«, sagte García. »Sie bräuchten eine Jury aus absoluten Trotteln.«
»Ja?« Shad setzte das Insekt auf die Spitze seines kleinen Fingers und hielt diesen dicht an die Glühbirne.
»An Ihrer Stelle«, sagte García, »würde ich auf eine neue Riesenkakerlake warten.«
Donna schüttelte ungehalten den Kopf. »Wovon um alles in der Welt redet ihr?«
»Träume«, sagte Shad. »Nichts Wichtiges.« Er schnippte den Tausendfüßler aus dem Fenster und schob den Rest des Doughnut zwischen seine von Zuckerguß glänzenden Lippen.
Agent Cleary hatte seine Notizen zu einem Münzfernsprecher mitgenommen, wo er in ein amtliches Gespräch vertieft war. Pierre setzte den Cadillac rückwärts von den Benzinzapfsäulen weg. Erin Grant schob den Kopf aus dem Fenster und winkte fröhlich. Shad und Donna winkten zurück, Al García mimte heftigen Applaus.
»Ein wundervolles Lächeln«, sagte er, während die Limousine sich entfernte.
»Sie sieht nicht älter aus als sechzehn«, sagte Shad.
García lenkte den Caprice an die Zapfsäulen heran, um den Tank vor der langen Heimfahrt aufzufüllen. Er hatte schon ein Bein aus der Tür geschoben, als der Wagen heftig erschüttert wurde. Er hörte das Klirren von zertrümmerten Rücklichtern und sagte: »So eine Scheiße!«
Eine Zugmaschine mit Anhänger hatte das Heck des neutralen Polizeiwagens eingedrückt. Der Fahrer stand mit blödem Gesichtsausdruck vor Garcías verbogener Stoßstange. Der Schaden am Caprice war eher gering, aber das tröstete den Detective nicht: ein weiterer ausführlicher Unfallbericht wäre nötig, und zwar in dreifacher Ausfertigung. Zeugen müßten befragt werden. Man brauchte eine genaue Zeichnung vom Unfallort. Polaroidfotos für die Versicherung wären nötig.
»Herzlichen Glückwunsch«, erklärte er dem Truckfahrer. »Sie haben soeben einen Cop erwischt.«
»Tut mir leid.« Der Mann hatte rote Haare und zuckende Dexedrin-Augen. »Ich hab Sie wirklich nicht gesehen.«
»Soviel hatte ich auch schon angenommen«, sagte García. Er klappte den Kofferraum auf, um die entsprechenden Formulare herauszusuchen. Donna und Shad stiegen aus, um sich den Schaden anzusehen.
Nachdem er den Wagen umkreist hatte, sagte Shad: »Hey, Al! Wissen Sie was?«
»Was denn?« García stand gebückt da und suchte eifrig.
»Mein Hals tut weh«, sagte Shad.
Mit dem Formularblock in der Hand schlug García die Kofferraumhaube zu. »Sie haben doch überhaupt keinen Hals.«
Der Rausschmeißer zwinkerte verschlagen und deutete mit einem Kopfnicken auf den Schlepper. »Ehrlich, Mann, ich habe schlimme Schmerzen.«
Donna stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Blessur zu inspizieren. »Zeigen Sie mal genau, wo es weh tut.«
»Überall«, antwortete Shad und verzog theatralisch das Gesicht.
Vorsichtig massierte Donna die harten Wülste zwischen seinem Schädel und den Schultern und sagte: »Kommen Sie in den Wagen. Sie sollten sich lieber hinsetzen.«
»Ja«, gab Shad ihr recht. »Ich bin ganz schön traumatisiert.«
Der bedrückte Truckfahrer entschuldigte sich und schlich davon, um seine Blutwerte mit schwarzem Kaffee aufzubessern. García ging zum Anhänger, um ihn eingehender zu betrachten. Bald hörte Donna ihn lachen, obgleich sie sich den Grund nicht vorstellen konnte. Es war ein herzliches Gelächter, lauthals und sorglos. Andere
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