Studio 6
über sein weiches Fell, blies ein wenig in sein Ohr. Er war so kitzelig, kratzte sich immer mit der Hinterpfote, wenn sie das tat.
»Wollen Sie, dass ich sie nehme?«
Sie antwortete nicht, drehte sich nur von dem Vorarbeiter weg und umarmte die tote Katze noch fester. Der Mann seufzte und ging hinaus.
»Passt auf sie auf«, sagte er zu einem der Männer, die an der Tür standen.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie da gesessen hatte, als ein Mann ihr die Hand auf die Schulter legte. Wie unglaublich stereotyp, dachte sie.
»Wie geht es Ihnen?«
Sie antwortete nicht.
»Ich bin Kriminalkommissar aus Eskilstuna«, erklärte er.
»Dort hinten in einem Hochofen liegt ein toter Mann.
Wissen Sie etwas darüber?«
Sie reagierte nicht. Der Polizist setzte sich neben sie. Er beobachtete sie eine Weile eingehend.
»Es scheint, als hätten Sie da etwas wirklich Schlimmes erlebt. Ist das Ihre Katze?«
Sie nickte.
»Wie heißt sie denn?«
»Es ist ein Kater. Whiskas.«
Wenigstens konnte sie sprechen.
»Was ist denn mit Whiskas passiert?«
Sie fing wieder an zu weinen. Der Polizist wartete schweigend an ihrer Seite, bis sie aufhörte.
»Er hat ihn getötet, mit dem Jagdmesser«, sagte sie schließlich. »Ich konnte nichts tun. Er hat ihm den ganzen Bauch aufgeschlitzt.«
»Wer hat das getan?«
Sie antwortete nicht.
»Die Arbeiter glauben, dass der tote Mann da draußen Sven Matsson ist, der Bandyspieler. Stimmt das?«
Sie zögerte, dann sah sie zu ihm auf und nickte.
»Er hätte sich nicht an meinem Kater vergreifen dürfen«, sagte sie. »Er hätte Whiskas nichts antun dürfen. Verstehen Sie?«
Der Polizist nickte.
»Absolut«, sagte er. »Und wer sind Sie?«
Sie schluchzte und holte tief Luft.
»Annika Sofia Bengtzon«, sagte sie.
Er nahm einen Notizblock aus seiner Tasche.
»Wie alt sind Sie?«
Sie sah ihm in die Augen.
»Vierundzwanzig Jahre, fünf Monate und zwanzig Tage«, sagte sie. »Meine Güte«, erwiderte er, »das nenne ich Präzision!«
»Ich zähle genau mit. In meinem Tagebuch«, sagte sie und senkte den Kopfüber ihrer toten Katze.
EPILOG
»Ja, hallo, hier ist Karina. Karina Björnlund. Störe ich?«
Der Ministerpräsident seufzte leise am anderen Ende.
»Nein, ganz und gar nicht. Was kann ich für Sie tun?«
»Eine Menge, denke ich. Wie Sie sich wahrscheinlich denken können, war das eine recht anstrengende Zeit für mich. Mitten im Wahlkampf und so …«
Sie verstummte, und der Ministerpräsident wartete darauf, dass sie weitersprechen würde.
»Ja, also, ich habe ja nur acht Monate arbeiten können«, erklärte sie, »so dass meine Abfindung ziemlich niedrig ausfallen wird.«
Ja, das war klar.
»Und da habe ich mich gefragt, ob ich nicht weiterhin für die Regierung arbeiten könnte. Ich habe eine Menge gelernt und denke, dass ich einiges beitragen könnte.«
Der Ministerpräsident lächelte.
»Das glaube ich bestimmt, Karina. Im Zentrum des Sturms zu arbeiten verändert einen für alle Zeiten. Ich bin sicher, dass Sie bald einen guten Job finden werden. Ihre Verdienste kann Ihnen keiner nehmen.«
»Und mein Wissen auch nicht.«
»So ist es. Aber Sie wissen ja, dass die Minister gern selbst mitreden, wenn es um die Wahl ihrer Pressesprecher geht. Ich kann Ihnen nichts versprechen.«
Sie lachte kurz.
»Doch, das können Sie. Jeder weiß, dass Sie bestimmen.
Keiner lehnt sich gegen Ihre Beschlüsse auf, denn dann ist man sofort aus dem Geschäft.«
Das stimmte, dachte er ein wenig belustigt. Vielleicht war sie doch nicht so blöd, wie jeder dachte.
»Karina, ich verstehe, was Sie sagen. Okay? Sie wollen sich festbeißen, aber ich sage Nein. Sind wir uns einig?«
Die Frau in der Leitung schwieg einen Moment.
»Ja, also, wenn es sonst nichts gibt«, sagte der Ministerpräsident und wollte auflegen.
»Sie haben überhaupt nichts begriffen, oder?«, fragte Karina Björnlund leise.
»Wie bitte?«
Seine Stimme hatte jetzt einen Anflug von Ärger. »Ich habe mich vielleicht nicht deutlich genug ausgedrückt«, fuhr Karina Björnlund fort. »Das hier ist keine Verhandlung. Ich sage, dass ich mir in diesen acht Monaten Wissen angeeignet habe, das absolut unschätzbar ist. Ich sage Ihnen jetzt noch einmal, dass ich viel beizutragen habe und weiterhin für die Regierung arbeiten will.«
Der Ministerpräsident atmete in die Leitung, er verstand nicht. Wie, in aller Welt, was hatte sie …?
»Und Sie sollten jetzt ganz genau zuhören, denn ich sage das nur einmal. Danach
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