Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
Warum taten die beiden alten Damen das? Es ergab einfach keinen Sinn.
»Es freut mich, Ihre Bekanntschaft gemacht zu haben, Ladys, aber ich fürchte, ich habe heute leider noch andere Dinge zu erledigen.« Lord Argyll verabschiedete sich mit einem Nicken von Jenny und Meredith.
Endlich , seufzte Jenny im Stillen. Sie konnte ihre Erleichterung nur mit Mühe verbergen. Der Schotte ging, und das
vermaledeite Spielchen ihrer verrückten Herrinnen hatte ein Ende.
»Vielleicht sehen wir uns bald schon wieder … bei dem Ball heute Abend?«
»Ganz ohne Frage, Mylord. Wir freuen uns schon seit Wochen auf den Feuer-und-Eis-Ball.« Lady Letitia sah Jenny durchdringend an. »Wir alle .«
Jenny hatte das Gefühl, ihr würden gleich die Augen aus dem Kopf springen. »Aber ich kann nicht -«
»Entscheiden, welches Kleid du tragen sollst?«, fiel ihr Lady Viola ins Wort. Sie tätschelte aufmunternd Jennys Arm. »Unfug. Du musst nicht mehr länger überlegen. Das safranfarbene Kleid ist perfekt.«
Als der Butler, Mr. Edgar, das Zimmer betrat und Jenny sah, zog er verblüfft seine buschigen grauen Augenbrauen hoch. Doch ansonsten blieb er nach außen hin ungerührt von der unerwarteten Erscheinung im Salon und reichte Lord Argyll ehrerbietig seinen Hut.
»Finden Sie das Kleid nicht auch wunderschön, Sir?«, fragte Lady Letitia und deutete auf Jenny. »Lady Genevieve scheint noch unentschieden.«
Lord Argyll musterte Jenny eingehend, studierte jede Einzelheit des Kleides, dann breitete sich ein beifälliges Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Sie werden kein Kleid finden, das Ihnen besser steht, Lady Genevieve.«
Mit einem Mal hatte Jenny Schmetterlinge im Bauch. Sie sah Lord Argyll kokett mit halb verschleiertem Blick an. »Ach, Sie wollen mir nur schmeicheln, Mylord.«
Doch ihre Worte, die ihm eigentlich nur ein weiteres Kompliment hatten entlocken sollen, brachten ihr nun einen bösen Blick des Viscounts ein. »Ich versichere Ihnen, Mylady, dass ich grundsätzlich nur die Wahrheit sage. Sie können mein Wort immer für bare Münze nehmen.«
Seine vehemente Reaktion verblüffte und bestürzte Jenny. »Oh! Ich - ich bitte um Verzeihung, Mylord. Ich meinte nur …«
»Ich stimme Lord Argyll zu«, zwitscherte Lady Viola. »Das Kleid steht Ihnen wirklich ausgezeichnet. Sie und die junge Meredith werden das Gespräch des Balls sein.«
Ohne Zweifel , dachte Jenny bei sich. Jenny Penny, Kammerzofe, vergnügte sich mit der feinen Gesellschaft beim Feuer-und-Eis-Ball. Das allein dürfte die feine Gesellschaft in Aufruhr versetzen. Doch sie musste gestehen, dass sie die Aussicht unendlich erregend fand.
Während der nächsten paar Minuten hörte Jenny der weiteren Unterhaltung nur mit halbem Ohr zu. Denn wenn die beiden Damen es ernst damit meinten, ihr zu erlauben, zu dem Ball zu gehen - und selbstverständlich meinten sie es ernst, denn ein solcher Jux war ganz nach ihrem Geschmack -, dann hatte Jenny noch jede Menge zu tun.
Unter ihren wallenden Röcken waren ihre Knie weich wie Pudding vor Aufregung. Oh, sie konnte den Drang kaum bezähmen, in ihre Kammer zu stürzen und mit ihren Vorbereitungen zu beginnen.
Sie würde natürlich das goldgewirkte Gobelin-Retikül mitnehmen. Oh, und sie musste die roten Satinpantoffeln mit der ringelblumengelben Borte tragen. Bei dem Gedanken lächelte sie unwillkürlich. Die Schuhe waren hinreißend und eindeutig das modischste Paar, das sie je besessen hatte.
Doch dann verzog sich ihr Lächeln zu einer Grimasse. Was dachte sie sich denn nur? Es war ein Ball, Himmel noch eins. Zum Tanzen konnte man doch keine Pantoffeln tragen!
Das wusste sie aus Erfahrung, denn eines Abends hatte sie versucht, in ihrer Kammer darin zu tanzen. Nach gerade einmal drei Schritten war ihr einer der Pantoffeln vom Fuß geflogen und hatte diese schreckliche Küchenmagd, Erma,
am Kopf getroffen. Es hatte überhaupt nicht richtig wehgetan, und außerdem war es sowieso Ermas eigene Schuld gewesen. Wenn sie angeklopft hätte, bevor sie hereingekommen war, hätte sie sich vielleicht eine dicke Beule am Schädel erspart.
Also keine Pantoffeln - sie würde Kreuzbandschuhe tragen müssen. Doch die einzigen, die sie besaß, waren ein abgelegtes Paar von Merediths ältester Schwester Eliza. An denen war grundsätzlich nichts auszusetzen, nur dass sie natürlich nicht zu dem eleganten safranfarbenen Kleid passten.
Jenny kaute an ihrer Unterlippe. Wenn der Viscount endlich die Güte hätte, sich zu verabschieden,
Weitere Kostenlose Bücher