Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
blieb ihr vielleicht noch Zeit, kurz bei einem Schuhmacher vorbeizuschauen.
Ein tiefes, männliches Lachen riss Jenny aus ihrer Versenkung. Als sie aufblickte, sah sie, dass Lord Argyll sie musterte. »Ich sehe, dass ich die Ladys von ihren Vorbereitungen für den Ball abhalte.«
»Oh nein, Mylord«, widersprach Lady Viola.
Doch obgleich die Featherton-Damen ihr Bestes taten, um Lord Argyll zum Verweilen zu überreden, verabschiedete er sich und verschwand zur Haustür hinaus.
Jenny hingegen war nicht unglücklich darüber, dass der gut aussehende Schotte gegangen war. Er hatte recht, sie hatte noch viel zu tun. Allem voran musste sie sich eiligst wieder ihre Arbeitskleidung anziehen, damit sie sich daranmachen konnte, Meredith anzukleiden, eine Aufgabe, der sie mit Unbehagen entgegensah, denn wenn es um die Kleiderwahl ging, war die junge Lady berüchtigt für ihre Unentschlossenheit. Jenny drehte sich mit einem hörbaren Seufzer zu Meredith um, die gerade ihre Röcke bis zum Knie gerafft hatte und zum Fenster gelaufen war, um dem Viscount beim Einsteigen in seine Equipage zuzuschauen.
Mit einem vergnügten Quieken wirbelte Meredith herum.
Sie strahlte über das ganze Gesicht. »Jenny kommt wirklich mit uns auf den Ball?«
Ein spitzbübisches Lächeln kräuselte Lady Letitias Lippen. »Das tut sie. Habt ihr gesehen, wie Lord Argyll sie angeschaut hat? Er war ganz hingerissen von Jenny, sage ich euch.«
Jenny spürte, wie ihre Ohren glühten. »Wenn der Viscount hingerissen war, wie Sie sagen, Mylady, dann von Lady Genevieve - und sie existiert nicht. Wäre ich als ich selbst, Jenny Penny die Kammerzofe, in den Salon gekommen, hätte er mich keines Blickes gewürdigt.«
Lady Viola schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Sein Interesse war unverkennbar, und deins ebenso, wenn ich das sagen darf.«
Jenny wurde krebsrot. Ihr Interesse? Wovon redete sie denn da?
Lady Letitia beugte sich vor. »Gefällt dir Lord Argyll, Mädel?«
Jenny schaute auf und begegnete dem forschenden Blick ihrer Herrin. Oh nein . Sie hatte miterlebt, wie die beiden alten Damen den ganzen Haushalt durcheinandergebracht hatten, als sie es sich in den Kopf gesetzt hatten, Merediths ältere Schwestern unter die Haube zu bringen. War es das, was sie auch für sie im Sinn hatten? Wie interessant . »Er ist der Traum jeder Frau.«
»Aber ist er dein Traum, Jenny?« Lady Viola wartete gespannt auf ihre Antwort.
»Oh ja. Natürlich «, murmelte Jenny leise. Solange es mich nur heute Abend auf den Ball bringt, sage ich alles .
Lady Viola strahlte. »Also, Amor hat seinen Pfeil aus dem Köcher gezogen. Aber du hast recht, mein Täubchen. Der Standesunterschied ist beachtlich, und als Angehöriger des Hochadels würde er sich vielleicht nicht die Zeit nehmen, ein Dienstmädchen kennen zu lernen, fürchte ich.«
Merediths Blick wurde besorgt. »Sie hat recht, Tante Letitia. Sobald er herausfindet, wer Jenny wirklich ist, wird er ihr kaum den Hof machen wollen. Er wird niemals über ihre Schürze hinwegschauen und die wahre Frau dahinter kennen lernen wollen.«
Lady Letitia ließ sich Merediths Worte durch den Kopf gehen, dann erhellte sich ihr rundes Gesicht. »Die Lösung ist ganz einfach. Wir geben Jennys wahre Identität nicht preis, bis wir sicher sein können, dass sie das Herz des Schotten erobert hat.«
Jenny schaute hilflos von einer Featherton-Schwester zur anderen. Sie konnte eine solche Maskerade unmöglich länger als einen Abend aufrecht erhalten. »Bitte halten Sie mich nicht für undankbar, Myladys, aber habe ich in dieser Sache denn gar nichts zu sagen?«
Lady Letitia ergriff ihre Hand und drückte sie. »Du möchtest auf den Ball gehen, Jenny. Ich kann den Wunsch in deinen Augen funkeln sehen.«
Natürlich brannte sie darauf, auf den Ball zu gehen - eine wirkliche Lady zu sein und das Leben zu führen, von dem sie immer geträumt hatte, doch dieser Verkupplungsplan war schlicht absurd. Sie sah ihre Herrin an. »Vielleicht für eine Nacht. Darüber hinaus -«
Lady Viola fiel ihr ins Wort. »Darüber hinaus hängt alles von Amor ab.« Sie sah Lady Letitia an, und die beiden alten Damen kicherten ausgelassen.
Jenny warf einen besorgten Blick zu Meredith.
»Keine Angst, Jenny. Ich helfe dir. Folge einfach meinem Beispiel, und es wird schon alles glatt laufen.« Meredith lächelte Jenny aufmunternd zu, dann umarmte sie ihre Tante Letitia. »Es wird ein riesiger Spaß werden, Tantchen - aber ihr seid beide verrückt . Verrückt,
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