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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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nicht begriffen, was du hier erlebt hast? Hast du nicht verstanden, was du aus der Vergangenheit gelesen hast? Das Ding war kein Orakel. Wenn man diese Ausdrucksweise beibehalten will, diese Sprache des Aberglaubens, dann könnte man es als Dämon bezeichnen, als Sukkubus, der diese Welt beherrscht und ihr das Beste geraubt hat. Sie dachten, sie würden beschenkt, doch sie wurden beraubt.
    Habe keine Furcht! Die Geschichte dieser Welt wird nicht die Geschichte eines Eroberers werden, dessen Taten seinen Namen mit Schande bedecken. Hier wird etwas beginnen, das die Menschen für immer verändern wird, und man wird nie erfahren, wer diesen Prozeß in Gang gebracht hat. Du hast einmal davon gesprochen: Die Zukunft Monsalvats ist mit deinen Forschungsmethoden nicht zu enthüllen. Das soll nicht nur für Monsalvat, das soll für die ganze Menschheit gelten. Wir werden keine Parias mehr sein. Ich werde unerkannt bleiben. Berühmt werden nur die Worte und Träume, die ich ihnen bringe.“
    Morgin trat dicht neben ihn und sagte leise: „Du hast zu den Außenweltlern gesprochen; sie sind unwissend. Ich aber bin hier geboren, ich verstehe, was du sagst. Du wirst einen erfahrenen Gefährten auf deiner langen Reise benötigen … einen Schreiber, der die Worte eines Schreibers festhält.“
    Cretus lächelte. Im Halbdunkel des Zimmers war es kaum zu sehen. „Ihre wahre Bedeutung wirst auch du nicht festhalten können. Für deine Erfahrung aber wäre ich sehr dankbar. Komm also ruhig mit mir.“
    Er erhob sich und bettete den Vfzyekhr behutsam auf den Strohsack. Tenguft trat vor ihn hin. Ihre Stimme klang eigenartig belegt. So hatte er sie noch nie sprechen hören: „Auch ich werde mit dir kommen. Morgin kennt die Klesh, doch ich kenne alle Wege und Plätze dieser Welt. Und natürlich“, fügte sie fast schüchtern hinzu, „brauchst du dir dann nicht jede Nacht eine andere Frau zu suchen.“
    „Du weißt, daß unser Weg ins Dunkle führt?“
    „Das schreckt mich nicht. Der Weg aller Haydar-Krieger führt durch die Dunkelheit des Unbekannten. Wozu wären sie sonst Krieger? In beleuchteten, vertrauten Straßen findet jeder Städter seinen Weg.“
    „Dann sei mir willkommen. Ruhm und Ehre können wir nicht gewinnen, wenn es auch manchen harten Kampf geben wird.“
    „Aber wir werden alles verändern, das habe ich verstanden. Für immer! Vieles, was ich kannte und liebte, wird verlorengehen, und auch andere werden viel verlieren. Aber ich weiß auch, daß alles, was wir früher taten, nur ein Trugbild von Veränderung schuf. In unseren Herzen sind wir Tiere geblieben, auch jene von uns, die im Bauch der stählernen Schiffe wohnen …“
    Jetzt ging er wieder zum Fenster und sah zur Thlecsne Ishcht hinüber. Das Schiff hing tief über der Stadt und war noch immer dabei, einen geeigneten Landeplatz freizuräumen. Mit schnellen Lichtstrahlen fegte es die armseligen Hütten beiseite. Man sah keine Flammen, nur Schutt und Staub wirbelten durch die Luft. Die Lagostomer hatten diesen Teil der Stadt schon lange verlassen. Mit einem Achselzucken sagte er: „Laßt uns gehen. Es ist Zeit.“

 
15
     
    „Die Kunst des Fortschritts liegt darin, daß man das Ewige bewahrt. “
     
    „Die Ursprünge dieses Systems liegen in geheimnisvoller Dunkelheit. Jede Theorie, die den Tatsachen gerecht wird, geht von Voraussetzungen aus, die völlig absurd sind. “
    A.C.
     
    Den Weg zum Schiff legten sie in tiefem Schweigen zurück. Nicht daß niemand etwas zu sagen gewußt hätte, nein, es war zuviel, was jeder sagen wollte. Einiges ließ sich nicht ausdrücken, weil ihnen dazu die Worte fehlten.
    Als sie die Stelle erreicht hatten, die die Thlecsne Ishcht als Landeplatz ausgewählt hatte, hatte diese den Platz bereits leergeräumt und lag nun leicht auf dem kahlen Boden auf. Das Schiff war nicht auf dem Boden verankert, so wie Meure Schasny es vor langer, langer Zeit einst auf dem Feld bei Kundre zum erstenmal erblickt hatte. Es schwebte vielmehr fast über dem Boden. Sein Rumpf berührte ihn kaum. Es lag still, aber man konnte ihm ansehen, daß seine Kraft kaum gebändigt war. Funken liefen in Spiralen die Röhren entlang, deren verwirrendes Geflecht den Rumpf bedeckte.
    Die Nacht war noch nicht zu Ende, doch im Osten, über den Hütten und den Nebelbänken des Flusses, verfärbte sich bereits der Himmel. Er dachte: Dort über den Hügeln von Intance und Nasp ist der Himmel jetzt schon hell. Sein bleiches Licht wird sich in den schwarzen

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