Stunde der Klesh
Wahrnehmung wurde völlig von dem Anprall der Gedankenbotschaft beherrscht.
Das Schiff ist gekommen. Es brachte Feuer und hat großen Schaden angerichtet. Meine Wirtsorganismen wurden von Furcht und Panik ergriffen. Das hat mir Schwierigkeiten bereitet. Aber das ist jetzt nicht mehr wichtig. Ich habe mich abgekapselt. Sie mögen am bleichen Gebein von Kathargo nagen … Bald wird eine gewaltige Faust in den Himmel greifen und das metallene Ding auslöschen. Diese Leute besitzen eine große Kraft; mit ihnen werde ich mir das Weltall gefügig machen. Ich konnte es vorher nicht wissen. Erst seit ich Fühlung zu ihnen aufgenommen habe, spüre ich es. Es wird nicht nötig sein, sie im Raumschiffbau zu unterweisen. Wenn ich sie miteinander verschmolzen habe, dann haben sie die Macht, ins All selbst hinauszugreifen und die Schiffe hierherzuholen, die wir brauchen. Für mein Reich wird es keine Grenzen geben.
Er versuchte Kontakt zur Thlecsne Ishcht aufzunehmen. Die Verbindung kam zustande und erlosch sofort wieder. Es schien nicht mehr nötig zu sein, eine Botschaft zu senden.
Am östlichen Horizont war ein Lichtschein zu sehen, wo vorher Dunkelheit geherrscht hatte. Vom Rande der Welt flackerte eine Flamme auf. Etwas näherte sich mit rasender Geschwindigkeit. In der Stadt unten sprangen Schreckensgefühle wie Funken von einem zu dem anderen über. Aus dem Leuchten wurde ein weißglühender Feuerball. Wie ein gigantischer Meteor zog er eine flammende Spur über das Firmament. Der Schall konnte seiner rasenden Fahrt nicht folgen, darum kam er schweigend, wie der Engel des Todes. Die Lagostomer verbargen vor diesem Anblick ihre Augen und krümmten sich zusammen. Dann stand die Erscheinung wie ein erstarrter Kugelblitz über ihnen. Ihr Mantel aus Flammen verwehte und enthüllte den bizarren Rumpf der Thlecsne Ishcht.
Der helle Schein ihres weißglühenden Röhrennetzes beleuchtete die Stadt und ließ gleichzeitig die Schatten der Hütten schwärzer werden. Das Schiff schwebte dicht über den Dächern, von einer unbekannten Kraft gestützt. Kleine Lichtblitze tanzten jetzt auf dem Röhrensystem, das den gesamten klobigen Rumpf überzog. Nun erst folgte wie rollender Donner der Fluglärm und erfüllte die Plätze, Kanäle und Gassen der Stadt. Der Anprall warf viele Lagostomer zu Boden. Glas klirrte aus den Fenstern, und der Staub zusammenbrechender Schuppen wirbelte auf.
Er schickte der Wesenheit eine Botschaft: Du darfst nicht hierherkommen! Das Schiff ist schon da, und es ist bereit, noch schrecklicher zuzuschlagen, als auf Kathargo. Wir können dir die Lagostomer nicht überlassen, nicht die Klesh und auch nicht Monsalvat. Da wir alles Leben achten und lieben, wollen wir dich nicht vernichten, aber wir werden es nicht zulassen, daß du von dieser Welt Besitz ergreifst. Wenn wir ein gemeinsames Bewußtsein benötigen, werden wir aus uns selbst heraus eines bilden. Er wartete auf eine Antwort.
Sie kam nicht. Er spürte nur tief im Unterbewußtsein, daß etwas geschah. Unsichtbare und doch schreckliche Ereignisse. Energieströme prallten aufeinander, bildeten Strudel, kämpften einen lautlosen Kampf. Er hoffte, daß die Wesenheit bei den Lagostomern auf unerwarteten Widerstand gestoßen war, aber er konnte sich von den Vorgängen kein Bild machen. Die Eindrücke waren unscharf und verschwommen, gleichzeitig schienen sie aus immer größerer Ferne zu kommen.
Dann klärte sich alles, und die Wesenheit sprach wieder: Verraten! Gefangen!
Die Botschaft wurde schwächer und erlosch.
???
Sie flackerte noch einmal auf: Cretus! Ich habe Cretus vorangetrieben, bis er mich entdeckte, soweit seine eingeschränkte Wahrnehmung dies zuließ. Dann versteckte er sich. Vorher hatte er eine Stabilität geschaffen, von der ich mich täuschen ließ. Denn ich hielt sie für die Vorbereitung zu meinem Transfer. Aber er bewirkte etwas ganz anderes: Er schuf ein schlafendes, rudimentäres Massenbewußtsein, eine vielzellige Einheit, die ich bei meinem Transferversuch geweckt habe. Ich bin hierher aufgebrochen, habe meine alten Wirtsorganismen aus meinem Griff entlassen und mußte mit ansehen, wie sie kurz darauf von dem Kriegsschiff in wilder Panik durcheinandergewirbelt wurden. Jetzt sind sie nur noch unbrauchbare Tiere. Hier stellte ich fest, daß mir der Massenorganismus widersteht. Gleichzeitig zersplittert er unter der Furcht vor dem Raumschiff. Der Rückzug durch die Zeit wird mir von einer anderen Wesenheit versperrt. Ich zerfalle
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