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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Seen spiegeln. Das Flimmern, das wir immer aus den Augenwinkeln sahen, ist verschwunden. Für alle Zeit. Wir haben es lange gesehen, und da wir nie erfuhren, was es war, hatten wir es schon beinahe vergessen. Nur die Außenweltler fühlten sich davon irritiert und glaubten, daß sie beobachtet würden. Wir haben es nie wahrhaben wollen. Wie ein Mann, der an einer Mauer lehnt, werden wir nun stürzen, weil es diese Wand nicht mehr gibt. Es sei denn, wir bauen eine neue Mauer, oder aber es gelingt uns, unser Gleichgewicht zu finden. Für ihn jedoch gab es diese beiden Möglichkeiten nicht mehr. Er hatte seine Wahl bereits getroffen.
    Aus der großen Luke unten am Schiffsrumpf quollen aufgeregte Spsomi hervor. Sie trugen eine bizarre Kleidung, die sie wahrscheinlich als Uniform bezeichnet hätten, wenn man sie daraufhin angesprochen hätte. Sie bildeten einen dichten Kreis um Vdhitz und nahmen Tenguft den Körper des Vfzyekhr aus den Händen. Sie hatte ihn von der Herberge zum Schiff getragen. Clellendol sah sich einen Moment zögernd um, einen kurzen Augenblick nur. Er tauschte einen Blick mit Flerdistar, sah kurz zu seinen alten Gefährten hinüber und stieg über die Leiter ins Schiff. Für ihn war sein Auftrag erledigt. Jetzt war er nur noch ein einfacher Passagier.
    Auch Flerdistar trat auf die unterste Sprosse. Mit einer Hand hielt sie das Geländer umfaßt. So blieb sie unsicher stehen, drehte sich um und sagte: „Ich bin hierhergekommen, um die Vergangenheit zu erforschen, doch ich erhielt eine Antwort über die Zukunft, auf eine Frage, die ich gar nicht gestellt habe.“
    Cretus erwiderte: „Wenn man es einmal gelernt hat, auf Antworten zu hören, dann erhält man sogar Antworten auf Fragen, die man noch nicht gestellt hat. So sollte es auch sein. Selbst wenn einen diese neue Erfahrung zunächst erschreckt.“
    „Die Antwort, wegen der ich kam, habe ich noch nicht erhalten.“
    „Du hast nicht konkret genug danach gefragt.“
    „Die offizielle Geschichte lehrt, daß die Krieger von Sanjirmil angeführt wurden. Diese Aussage wird von den Sagen der Krieger bestätigt. Doch etwas, dessen Wurzel hier auf Monsalvat liegt, ließ uns diese geschichtliche Theorie fragwürdig erscheinen. Wie lautet die Wahrheit, und wieso liegt sie auf Monsalvat verborgen?“
    „Cretus hat einst viel Zeit mit seinem Skazenach verbracht, bis er es lernte, ihn vollendet zu beherrschen. Einmal hat er – oder habe ich – etwas gesehen, was ich überhaupt nicht verstand. Es war so rätselhaft, daß ich mir die Einstellung des Geschichtenerzählers genau eingeprägt habe, damit ich wieder genau dorthin zurückkehren konnte.
    Auch für einen Meister auf diesem Instrument ist das nämlich sehr schwierig. Später, als ich die Dinge, die ich sah, besser interpretieren konnte, gab ich eben diese Einstellungen erneut in den Skazenach ein, und die Szene lief wieder genauso ab.
    … Es war sehr seltsam … Ich hatte inzwischen einiges über die Krieger und die Klesh gelernt, und daher wußte ich, daß ich Sanjirmil selbst sah. Sie war sehr alt. Aber, und jetzt kommt das Erstaunliche: Sie war auf einer anderen Welt, nicht auf Morgenröte. Und sie bewegte sich in dieser Szene so, als ob sie erwartete, daß ihr jemand zusähe …“
    Flerdistar fragte erstaunt: „Was …“ Aber Cretus schnitt ihr mit einer Geste das Wort ab.
    „Sie sprach laut in einfacher Singlesprache. Es war, als würde sie einen Text aufsagen, den sie vorbereitet hatte. Ich, Cretus, werde es genauso wiedergeben, wie ich es von Sanjirmil gehört habe: Als das erste Schiff den Heimatplaneten verließ, war Sanjirmil die Anführerin einer kleinen Minderheit deines Volkes. Diese radikale Gruppe strebte die Herrschaft über die Menschen an. Sie gehörte zur Elite, zum Pilotenteam, von dem niemand zu Beginn der Reise etwas zu sehen bekam. Als dann die offene Meuterei ausbrach und die Gruppe das Schiff stahl, nahmen die zurückbleibenden Ler an, daß sie die Anführerin sei.
    Doch dem war nicht so. Sie hatte sich verändert. Ihre Überzeugungen waren nur durch eine Fehlsteuerung ihres Gehirns zustande gekommen. Als Kind hatte es eine Überlastung ihrer Nervenzellen gegeben, die ihre Persönlichkeit beeinflußte. Doch nun, nachdem ihre Taten einen Prozeß in Gang gebracht hatten, der sich nicht mehr aufhalten ließ, war sie geheilt. Sie wurde von jemandem geheilt, der sie sehr liebte. Seine Behandlung befreite sie von den radikalen Ansichten, die ihren Geist beherrschten, aber sie

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