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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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einen Bogen um sie.
    Nataika dagegen zeigte bei aller gebotenen Härte Verständnis für ihre Amazonen. Fast immer wußte sie die richtigen Worte zu sagen, die ihr Anbefohlenen anzustacheln, wenn es geboten war, sie zu trösten oder ihre Herzen mit Mut zu füllen.
    Exell zog den Umhang über der Brust zusammen und senkte den Kopf. Die Rüstung allein schützte sie nicht vor der Kälte dieser rauhen, unfreundlichen Jahreszeit. Es ging auf die Wintersonnenwende zu.
    Die junge Kriegerin, die gerade den 21. Sommer gesehen hatte, war noch von Narben frei, ihre Gestalt überaus kräftig und doch nicht von Muskelpaketen unweiblich gemacht. Exell war eine üppige Schönheit, was ihr so manchen Spott eingebracht hatte - von ihren Gefährtinnen auf der Amazonenschule Anakrom.
    Exells Gedanken schweiften ab, als die Sturmbrecher die Wasser des Hexenschlags durchschnitt und die Felswände zu beiden Seiten des Grabens sich immer höher türmten. Sie sah sie kaum. Vor ihrem geistigen Auge entstanden andere Bilder.
    Erst einen Mond war es nun her, daß sie die Amazonenschule verlassen und zusammen mit fünfzig anderen Jungamazonen sich aufgemacht hatte, dem Befehl der Zaem zu folgen und sich zu einer Sammelstelle zu begeben.
    Sie war eine gute Schülerin gewesen, und die Achtung, die ihr ihre Lehrerinnen zum Schluß entgegengebracht hatten, fand ihren Ausdruck in den beiden kostbaren Schwertern, die nun in ihren ledernen Scheiden steckten.
    Sie warteten noch darauf, benannt zu werden. Exell hoffte, die diesen Klingen würdigen Namen in der bevorstehenden Schlacht zu finden.
    Exell schrak aus ihren Gedanken auf, als sie Nataika neue Befehle schreien hörte. Die Ruderinnen legten sich in die Riemen und bewegten das Schiff nunmehr allein mit der Kraft ihrer Arme voran, immer weiter hinein in den Hexenschlag, dem Ziel entgegen, das nur die Hexe und die Schiffsführerin kannten. Exell nahm erst jetzt wahr, daß die Winde sich gelegt hatten. Moule stand im Heck und starrte blicklos auf das ruhige Wasser voraus.
    Nataika kam zurück und blieb mit zusammengekniffenen Augen, die Exell unwillkürlich an die eines Raubvogels erinnerten, neben der Jungamazone stehen. Exell versuchte, in ihren rauhen Zügen zu lesen. Was ging hinter dieser hohen Stirn vor? Wonach hielt Nataika Ausschau?
    »Weshalb wird gerudert?« fragte Exell.
    Noch als sie die Frage stellte, glaubte sie, die Antwort zu kennen. Immer mehr verengte sich der Wassergraben. Immer drohender rückten die Felswände und turmhohen Klippen heran. In vielen Spalten und Rissen konnten die Winde sich fangen und gefährliche Wirbel erzeugen, die sich letztlich gegen die Sturm brecher richten würden.
    Nataika aber sagte:
    »Moule kann nicht zweierlei Dinge auf einmal tun. Sie braucht von nun an ihre ganze Kraft für das, was vor uns liegt.«
    »Das heißt, daß wir kurz vor dem Ziel sind? Wann dürfen wir wissen, was uns von der Zaem bestimmt ist?«
    »Früh genug, Exell.« Nataika blickte weiterhin starr geradeaus. Etwas in ihrer Stimme ließ die Kriegerin erschauern.
    Und plötzlich spürte sie eine Furcht, die nicht in ihr sein sollte. Exell scheute vor keinem Kampf zurück, kannte keine Angst vor Gegnern aus Fleisch und Blut. Es war etwas anderes, etwas Unheimliches, das von den Felswänden auszugehen schien und die Lüfte gefrieren ließ.
    Die anderen spürten es auch. Exell sah, wie die Hände der Amazonen sich um die Griffe ihrer Waffen legten, wie die Gefährtinnen sich untereinander scheue Blicke zuwarfen. Sie sah sich um. Moule stand unverändert starr im Heck und schien sich noch vorzubereiten.
    Worauf?
    Exell zog den Umhang noch enger um sich. Die Kälte, die nach ihrem Herzen griff, war nicht mehr länger allein die der eisigen Luft.
    Sie deutete Nataikas Schweigen so, daß die Schiffsführerin ihren Kriegerinnen nicht unnötig Furcht einflößen wollte. Dennoch hätte sie es lieber gesehen, sie hätte ihnen gleich zu Beginn der Fahrt die volle Wahrheit gesagt.
    Nataika hatte, kurz nachdem das Schiff Fahrt aufgenommen hatte, Mannschaft und an Bord Gekommene um sich versammelt und ihnen erklärt, daß die Sturmbrecher der Flotte erst dann zum Hexenstern folgen sollte, wenn eine Fracht an Bord genommen war, die für die Zaem von großer Bedeutung sei. Nur über den Ort, an dem diese geheimnisvolle Fracht auf sie warten sollte, und über diese Fracht selbst war kein Wort gefallen.
    »Seht dort!« rief eine der Gefährtinnen aus. Ihr Arm war weit ausgestreckt. Die blitzende Klinge

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