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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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dir. Dann allerdings wäre es besser, den Splitter auf der Stelle herauszuschneiden.«
    Exell hob abwehrend eine Hand.
    »Du irrst dich, Hasbol. Gerade der Splitter gab mir die Kraft, mich dem Stein zu widersetzen.«
    »Es muß so sein«, unterstützte sie Moule. »Versuche nicht zu verstehen, was keinem Menschen zu begreifen vergönnt ist, Hasbol. Die Wege des Schicksals sind unergründlich. Aber es muß ein gutes Schicksal sein, das es Exell bestimmte, den Splitter in der Schulter zu tragen. Ohne ihre Hilfe hätte ich dir niemals über das Verderben an Bord der Sturmbrecher berichten können. Vanga hätte niemals von der Gefahr erfahren, die ihr durch den Himmelsstein droht. Wir sollten es der Zaem überlassen, weitere Entscheidungen zu treffen. Was wir tun können, ist, so viele Kriegerinnen wie möglich von der Sturmbrecher ins Luftschiff zu holen, auf das sich ihre Sinne wieder klären.«
    Hasbol wandte sich wortlos um und starrte aus einem der Fenster hinaus.
    Die Sonne war untergegangen. Nur noch ihr bleiches Streulicht lag über dem Meer. Die Nacht brach herein. Oben am Ballon und in der Kanzel brannten die Lichter. Es waren die einzigen weit und breit.
    Wie weit voraus befand sich die Flotte?
    Hasbol trug einen inneren Kampf mit sich aus. Die Silberspeer sollte inzwischen auf dem Weg nach Süden sein. Fast verwünschte sie, die Sturmbrecher gefunden zu haben. Die beiden vor der anrennenden Meute Geretteten erschienen ihr alles andere denn ganz geheuer. Und was sie zu berichten gehabt hatten, war dazu angetan gewesen, ihre dunklen Befürchtungen nur zu bestätigen.
    Dabei bezweifelte sie ihre Aussagen nicht. Doch durfte sie das Schiff sich selbst überlassen? Der Stein, den die Hexe einen Dämonenstein nannte, vielleicht in ihrer noch nachwirkenden eigenen Verwirrung - konnte sie es denn ausschließen, daß die Zaem wahrhaftig auf ihn wartete?
    Hatte sie nicht selbst die Ahnung einer ungeheuren Bedrohung verspürt? War es dann nicht ihre Pflicht, die Sturmbrecher - zu versenken?
    Hasbol sah sich in der wenig beneidenswerten Lage, eine Entscheidung treffen zu müssen, die - so oder so - den Interessen der mächtigen Zaubermutter zuwiderlaufen mußte.
    Wir sollten es der Zaem überlassen, weitere Entscheidungen zu treffen.
    Die Zaem wird sich melden und neue Anweisungen erteilen.
    Immer wieder hallten diese Worte der Hexe in ihren Gedanken nach, und wie sie ihre Lage auch betrachtete - am Ende stand immer wieder die Erkenntnis, daß Moule die einzig richtige Folgerung gezogen hatte.
    Moules Geist war nicht verwirrt, und ebensowenig der ihrer jungen Begleiterin.
    Hasbol, die bis zuletzt gezögert hatte, zur Flotte aufzuschließen, sehnte sich nun mehr denn je danach, die Lichter der anderen Luftschiffe, die weißen Segel der Seeschiffe zu sehen. Sie kam sich verloren vor, konnte kaum noch dem Drang widerstehen, die Silberspeer Fahrt aufnehmen und von den Winden zur Flotte tragen zu lassen.
    Das gab den Ausschlag.
    Hasbol wandte sich um und nickte Exell und Moule zu.
    »So soll es denn geschehen. Die Sturmbrecher ist für uns verloren. Wir werden so viele Kriegerinnen von ihr zu uns heraufholen, wie die Silberspeer zu tragen vermag, ohne zu stark überlastet zu sein. Und dann hält uns hier nichts mehr!«
    »Danke«, flüsterte Exell nur.
    Die Jungamazone begab sich an eines der Fenster und verfolgte gebannt, wie die Rettungskörbe, ein halbes Dutzend diesmal, sich auf das Schiff der Burra hinabsenkten. Von den Besessenen war kein Widerstand mehr zu erwarten, sollte es dem Stein nicht gefallen, sie ebenso plötzlich wieder in tobende Kreaturen zu verwandeln, wie er den furchtbaren Bann von ihnen genommen hatte.
    Erst jetzt wurde ihr vollauf bewußt, was sie getan hatte. Wie viele Gefährtinnen waren durch ihre Klinge gestorben? Wie viele hatten ihr Leben lassen müssen und wofür?
    Fast haßte sie sich für das, was sie hatte tun müssen. Aber war ihr Leben denn wirklich mehr wert als das einer jeden anderen Kämpferin? Auch wenn sie nur in Notwehr getötet hatte - besaß sie dann das Recht dazu, wissend, daß die Gegnerinnen nicht aus eigenem Willen gehandelt hatten?
    Diese Gedanken waren dazu angetan, Exell den Verstand zu rauben. Konnte sie jemals wieder Achtung vor sich selber haben?
    Ihre Worte Hasbol gegenüber fielen ihr wieder ein. Nein, und auch Moule konnte nicht wirklich glauben, was sie gesagt hatte. Der Splitter in ihrer Schulter konnte nicht von anderer Art sein als der Dämonenstein. Ein Fluch

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