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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Wissen um das, was er zu tun im Begriff war.
    Gerrek krächzte etwas Unverständliches. Kalisse schrie und fluchte weiter. Mythor zögerte nicht länger. Schon richteten sich die gelben, kopfgroßen Augen Dhogurs auf ihn. Eine einzige Flammenlohe reichte aus, um Mythors Leben ein schnelles Ende zu bereiten.
    Das Gläserne Schwert zwischen den Zähnen, packte der Sohn des Kometen das starke, lange Seil noch fester, zog es straff und stieß sich mit Schwung ab.
    Ein lautes Raunen ging durch die Reihen der Kriegerinnen. Kalisse und Gerrek verstummten und verfolgten den tollkühnen Sprung des Freundes mit ungläubigen Blicken. Aus Scidas zusammengepreßten Lippen wich alles Blut.
    Mythor schien zu fallen, wurde aufs Wasser hinausgetragen und wieder emporgeschwungen, als das Seil unter dem Punkt seiner Befestigung weiter aufs Meer hinauspendelte. Als er den höchsten Punkt dieser Schwungbahn erreichte, ließ Mythor los und stürzte wie ein von einem Katapult abgefeuerter Fels dem Drachenschädel entgegen. Dhogurs zorniges Brüllen ließ die Planken der Süd wind erzittern. Für schreckliche Augenblicke sah es so aus, als müßte Mythor mitten zwischen den Zahnreihen des weit aufgerissenen Drachenmauls landen. Dann jedoch schlug er genau zwischen Dhogurs Augen auf, rutschte zwei, drei Schritte weit und drohte vom eigenen Schwung über den Schädelkamm hinweg ins Meer getragen zu werden, bis er im letzten Moment Dhogurs einziges Horn zu fassen bekam.
    Noch zorniger wurde das Drachengebrüll. Geifer rann aus dem schrecklichen Maul, als Dhogur vergeblich versuchte, den lästigen Menschen mit den viel zu kurzen Vordergliedmaßen zu erreichen. Und nichts weiter als ein lästiger Wicht konnte der Mann für ihn sein, der es da wagte, ihm, dem Herrn dieser Gewässer, nur mit einem Schwert bewaffnet zu Leibe zu rücken.
    Die Klinge in Mythors Hand jedoch war mehr als nur ein Schwert. Der Sohn des Kometen klammerte sich mit dem linken Arm an das Horn, während Alton in seiner Rechten aufblitzte. Auf den Knien um größtmöglichen Halt bemüht, schwang er die Waffe des Lichtboten, daß sie leuchtete und sang, und ließ sie mit Wucht auf den Schädel des Untiers herabsausen.
    Kalisse, Gerrek, Scida und die Amazonen der Burra wagten nicht zu atmen. Von der Südwind aus verfolgten sie den mörderischen Kampf, sahen Mythor wie einen Reiter auf dem mächtigen Schädel, hörten das Wehklagen Altons, das wie aus großer Ferne zu ihnen herübergetragen wurde. Doch keine von ihnen hätte in diesen Augenblicken auch nur einen Silberling für das Leben des Mannes von Gorgan gegeben.
    Ein Aufschrei aus vielen Dutzenden von Kehlen hallte in ihren Ohren, als Dhogur sich bis zur Brust aus den Fluten hob, als er den Schädel von einer Seite auf die andere warf, um den Gegner so abzuschütteln. Mythor schien mit ihm verwachsen. Wieder schwang er die Klinge, und wieder zog sich eine blutige Spur durch die Drachenhaut.
    »Er kann ihn nicht besiegen!« schrie Ranky, die bei den Gefährtinnen aufgetaucht war. »Er muß von Sinnen sein!«
    Zwanzig Fuß hinter Mythor tat sich das Wasser auf, und Dhogurs mächtiger Echsenschwanz tauchte aus den aufschäumenden Wogen. Ranky hatte das eigene Schwert in der Hand und gebärdete sich damit, als säße sie an Mythors Stelle auf dem Drachenschädel.
    »Paß auf!« schrie sie. »He, Mann du! Der Schwanz! Dhogurs Schwanz!«
    »Er hört dich doch nicht!« fluchte Kalisse.
    Vielleicht vernahm Mythor die Warnung des Inselweibs doch. Vielleicht war es auch nur eine Eingebung, die ihn sich umwenden ließ, als die tödliche Schwanzspitze durch das aufspritzende Naß heranpeitschte. Blitzschnell drehte er sich, so weit es seine Lage zuließ, riß Alton in die Höhe und ließ die leuchtende Klinge mit fürchterlicher Wucht auf das Schwanzende hinabsausen.
    Er trennte es mit diesem einzigen Hieb ab. Dhogur kreischte vor Pein. Dann schäumte das Wasser um ihn herum so weit auf, daß den Amazonen und Inselweibern für einige Herzschläge die Sicht genommen war.
    Eine Flammenlohe schlug gegen die Südwind und schickte vom nassen Holz Dampfschwaden in die Luft. Ranky stand wie versteinert. Ihre Blicke verrieten, daß sie nicht fassen konnte, was sie mit eigenen Augen gesehen hatte. Erst als viele Körperlängen hohe Wellen gegen das Schiff schlugen und das Meer selbst sich in ein tobendes, schäumendes Monstrum zu verwandeln schien, erwachte sie aus dieser Starre. Die Südwind wurde in die Höhe gehoben und legte sich auf die

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