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Sturm auf den Hexenstern

Sturm auf den Hexenstern

Titel: Sturm auf den Hexenstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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der Kiste auf die Beine. Kaum brachte sie ihre Arme noch in die Höhe. Wieder mußte Exell sie vor zwei Amazonen retten, die sich mit Todesverachtung auf sie stürzten. Das eigene Leben galt ihnen nichts mehr. Der einzige Vorteil, den ihre Besessenheit für die Bedrängten mit sich brachte, war ihre Unfähigkeit, sich bietende Vorteile auf Anhieb zu erkennen. Sie schlugen blindwütig nach allem, was sich vor ihnen bewegte, vernachlässigten dabei ihre Deckung und nicht selten fanden ihre Hiebe in den eigenen Reihen ihr Ziel.
    Dann endlich, als es kein Zurückweichen mehr gab, waren die vier Amazonen aus den Rettungskörben an Bord und schlugen sich eine Bresche. Hart klirrte Stahl auf Stahl. Exell schützte Moule mit ihrem Körper und wehrte sich verbissen, bis sie plötzlich keine Gegnerinnen mehr hatte.
    Sie stand vor Moule, die Rechte noch zum Schlag erhoben, und konnte nicht fassen, was sie sah.
    Die eben noch Rasenden lagen auf den feuchten Planken und wanden sich. Einige bebten am ganzen Körper, während andere wie tot dalagen. Die Schwerter entfielen ihren Händen. Blicklose Augen starrten weit aufgerissen ins Leere.
    »Moule«, flüsterte Exell erschüttert. »Moule, siehst du das? Bei Fronja, was… ist das nun wieder?«
    Die vier fremden Amazonen waren heran, blieben kurz vor den Geretteten stehen und betrachteten sie aus zusammengekniffenen Augen.
    Exell erwartete Fragen über Fragen und suchte schon nach Antworten, die sie geben konnte, als eine der vier sich halb zu den Körben umdrehte und eine unmißverständliche Geste machte.
    »Kommt jetzt mit uns!« sagte sie mit rauher, unfreundlicher Stimme.
    Moule stand schwankend auf den Beinen. Sie trat vor und legte der Kriegerin eine Hand auf den Arm.
    »Warum konntet ihr nicht früher kommen?« flüsterte sie. »Warum… mußten so viele von uns sterben?«
    »Viele von euch?« Die Amazone lachte finster. »Aber das könnt ihr alles Hasbol erzählen. Kommt jetzt!«
    Mit hängenden Schultern folgte die Hexe den Kriegerinnen. Exell blieb noch stehen. Sie hob die Hand mit dem Schwert, betrachtete die blutige Klinge und brach in bittere Tränen aus.
*
    Die Silberspeer stand fahrtlos über dem Schiff. Hasbol hatte die Arme über der Brust verschränkt und die Stirn in Falten gelegt. Nichts verriet, was in diesen Augenblicken in ihr vorging.
    »Ich kann es mir nur so erklären, daß…« Moule zuckte ratlos die Schultern. Sie wirkte wie eine völlig gebrochene Frau. Jeder Glanz war aus ihren Augen gewichen, die soviel Grauen gesehen hatten.
    »Ja?« fragte Hasbol.
    »Die Besessenen gaben den Kampf in dem Moment auf, in dem deine Kriegerinnen sich zu uns durchschlugen. Etwas muß ihnen bei aller Verwirrtheit gesagt haben, daß sie auf verlorenem Posten standen. Und es war jene Macht, die aus ihnen willenlose Geschöpfe gemacht hat. Der Stein der Dämonen.«
    Um die Mundwinkel der Schiffsführerin zuckte es. Hasbol hatte sich Moules stockend vorgetragenen Bericht angehört, ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. So wußte sie um den Auftrag, der Nataika von der Zaem gegeben worden war, von der Fahrt der Sturmbrecher zum See im Hexenschlag und von dem Himmelsstein unter Deck, »Stein der Dämonen«, wiederholte sie die Worte der Hexe gedehnt. »Das ist deine Meinung von der Fracht, die ihr zum Frostpalast bringen solltet. Ich vermag sie nicht zu teilen und glaube zudem nicht, daß du weißt, was du da sagst. Denn es würde bedeuten, daß die Zaem mit den Mächten der Finsternis im Bunde ist.«
    Moule schüttelte heftig den Kopf.
    »Du verstehst mich nicht, Hasbol. Ich kann nicht mehr daran glauben, daß dieser Gesteinsbrocken wahrhaftig die Fracht war, die wir zum Hexenstern bringen sollten. Und du brauchst es nicht auszusprechen, daß wir in diesem Fall gefehlt haben. Ich bin sicher, daß die Zaem sich erneut melden und uns neue Anweisungen erteilen wird, sollte meine Vermutung zutreffen. Wichtig erscheint mir jetzt allein, daß wir versuchen müssen, so viele der Besessenen wie möglich von der Sturmbrecher zu holen. Allein die Nähe des Steines machte sie willenlos und rasend. Nur Exell, und ich waren gegen seine Ausstrahlung gefeit - ich, weil ich mich mit Magie gegen sie zu wehren vermochte, und Exell, weil sie einen Splitter des gleichen Steines in ihrer Schulter stecken hat.«
    Hasbol nickte. Sie wandte sich Exell zu und betrachtete deren Wunde.
    »Falls wahrhaftig die Kräfte der Finsternis in diesem Stein wohnen«, sagte sie langsam, »trägst du sie in

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