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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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lächelt.
    Die Familie sitzt um den Esstisch auf dem überdachten oberen Balkon, von wo aus man nach Süden hinunter auf den Hafen und nach Westen und oben zum Palast des Ewigen Lichts blicken kann. Obwohl die Sonne schon untergegangen ist, leuchtet der Himmel noch immer in dem purpurfarbenen Licht, das der Nacht vorausgeht, und die weißen Steinpiere des Hafens glitzern vor dem Hintergrund des dunklen Westmeers. Der Palast schimmert weiß, was von dem weißen Sonnenstein herrührt, aus dem er vor scheinbar unendlich vielen Jahren gebaut wurde, und von den unzähligen Lampen, die die endlosen Flure und Gewölbe stets in helles Licht tauchen.
    Der Esstisch, um den die Familie sitzt, wird nur schwach von zwei Lampen beleuchtet, die in einer Halterung aus glänzendem Cupridium stecken. Beide sind an den Säulen befestigt, die jeweils den Tischenden am nächsten stehen. Keinen der Anwesenden scheint die Düsternis zu stören. Nyryah mit ihrem mahagonifarbenen Haar, die am Tischende gegenüber vom silberhaarigen Kien’elth sitzt, hebt ein Silbertablett hoch, auf dem sich Schwarzbrot und Sonnennussbrot häufen, und reicht es vorsichtig an den jungen Mann mit dem sandfarbenen Haar zu ihrer Linken weiter. »Bedien dich, Vernt.«
    »Oh … danke.«
    »Und nimm nicht das ganze Sonnennussbrot«, ermahnt ihn Myryan, die dem schlaksigen Vernt gegenübersitzt. »Wir wollen auch etwas davon.«
    »Es ist genug da, Kinder«, sagt Nyryah, »in der Küche liegt noch ein ganzer Laib davon.«
    Vernt grinst und nimmt sich eine Scheibe von jeder Brotsorte, dann reicht er das Tablett weiter an Lorn, der sich nur eine Scheibe Schwarzbrot genehmigt, bevor er das Brot an seinen Vater weiterreicht. Kien’elth nimmt genau wie sein jüngster Sohn eine Scheibe von jeder Sorte und übergibt das Tablett an Jerial, das dunkelhaarige älteste Kind. Sie bedient sich wie Lorn nur mit einer Scheibe Schwarzbrot und lächelt zu ihm hinüber, während sie das Tablett an Myryan weiterreicht, die ebenso schwarzhaarig und außerdem das jüngste der vier Geschwister ist. Myryan nimmt sich eine Scheibe von dem Sonnennussbrot und gibt das Tablett an ihre Mutter zurück.
    Der Geflügelschmortopf, den man vor Kien’elth gestellt hat, macht seine Runde um den Tisch, alle nehmen sich etwa gleich große Portionen; man müsste sie schon wiegen, um festzustellen, welche die größte ist – oder die kleinste. Nach dem Schmortopf kommt eine Schüssel mit gebutterten Bohnen und Nüssen auf den Tisch.
    Als Myryan den Servierlöffel zurück in die Schüssel Bohnen legt, fangen alle sechs an zu essen, zuerst schweigend, bis jeder zumindest ein paar Happen gekostet hat.
    »Du warst ein wenig spät heute, Liebster«, sagt Nyryah.
    »Wir mussten zusätzliche Feuerwagen mit Chaos bestücken«, antwortet Kien’elth. »Die zwei neuen Kompanien Spiegellanzenkämpfer werden morgen auf die Große Oststraße geschickt. Die Barbaren im Nordosten haben versucht, die Cupritminen anzugreifen. Sie konnten zwar zurückgeschlagen werden über die Hügel des Endlosen Grases, aber der Kaiser hat angeordnet, dass die Lanzenkämpfer im Nordosten verstärkt werden sollen, um den Barbaren damit eindeutig zu zeigen, dass solche Attacken auch weiterhin aussichtslos sind.«
    Myryan lächelt.
    »Das findest du lustig?«, fragt Vernt.
    »Der Name ist lustig«, lacht sie. »Nichts ist endlos, nicht einmal die Rationalen Sterne. Wie kann dann Gras endlos sein?«
    »Barbaren gibt es ohne Ende«, erwidert Vernt. »Jedes Jahr werden es mehr.«
    »Mehr bedeutet nicht zugleich endlos.«
    »Und sie sind jedes Jahr gleich dumm. Dutzende von Zügen versuchen immer wieder die Grenze zu überqueren und die meisten von ihnen sterben.« Vernt sieht seinen Vater an. »Es müssen viel mehr als sonst gewesen sein, wenn mehr Feuerwagen mit Chaos zu bestücken waren.«
    »Man hat mir versichert, dass die Lanzenkämpfer alles im Griff haben«, antwortet das Familienoberhaupt.
    »Und sie werden die Barbaren über die nicht ganz so endlosen Grashügel zurückschlagen«, setzt Myryan hinzu, »ganz gleich wie die Barbaren das Gras auch bezeichnen.«
    »Darüber haben wir doch schon einmal gesprochen, oder?«, bemerkt Kien’elth freundlich. »Wir haben damals entschieden, dass es sich bei dem Namen um eine barbarische Vorliebe handelt.« Er räuspert sich und führt einen Löffel mit geschmortem Huhn zum Mund; er nickt, während er es kostet.
    »Wir sollten einfach ganz Candar besetzen – den Westen jedenfalls«, meint

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