Sturm der Barbaren
dass Dettaur’alts Hand verletzt wurde?«, will der Aufseher wissen. Sein Blick wandert durch die Reihen und heftet sich schließlich auf einen stämmigen Schüler. »Allyrn’alt? Du weißt doch sonst immer alles.«
»Ser … Dett fiel auf Tyrsal und dann sind alle über die beiden gestolpert. Als wir uns wieder entwirrt haben, hat Dett seine Hand gehalten. Wahrscheinlich ist er unglücklich gestürzt.« Allyrn’alts Miene bleibt regungslos.
»Tyrsal’elth?«
»Ich habe ein Tor geschossen und bin herumgesprungen. Ich muss auf Dett geprallt sein, Ser. Wir alle haben uns irgendwie ineinander verheddert. Vielleicht wurde Detts Hand durch den versehentlichen Tritt eines Stiefels verletzt.« Der kleine Rotschopf blickt den Aufseher reuevoll an.
»Ciesrt’elth?«
»Ser … ich war nicht einmal in die Rauferei verwickelt, Ser.«
»… das ist er doch nie …«, murmelt einer.
»Ruhe!« Der Aufseher wendet sich an einen anderen Schüler. »Shalk’mer?«
»Ser … ich bin da hineingeraten, aber ich habe nichts gesehen.« Der breitgesichtige Sohn eines Händlers sieht dem Aufseher ins Gesicht.
»Lorn’elth? Du weißt nicht zufällig etwas … aber nein, natürlich nicht.« Der Aufseher schüttelt den Kopf. »Du siehst nie etwas.«
»Tut mir Leid, Ser.« Lorn blickt den Aufseher zerknirscht an.
»Ihr geht alle, bis auf Dettaur’alt, zurück in eure Studierzimmer.« Der Aufseher seufzt und bedeutet dem großen, angeschlagenen Schüler, ihm ins Heilerzimmer zu folgen.
Bevor er sich abwendet, um sich dem Aufseher anzuschließen, wirft Dettaur’alt noch schnell einen Blick auf seine Mitschüler. Jeder von ihnen begegnet seinen wütenden Augen offen und ohne mit der Wimper zu zucken.
III
C yador ist ein Paradox, eingehüllt in ein Enigma, als ein Denkspiel offenbart es sich der Welt, die es beherrscht durch seine bloße Kraft des Seins. Kein Land und kein Herrscher kann Cyador die Macht streitig machen, die Bewohner jedoch unterscheiden sich nicht von anderen Völkern, außer durch Gewand und Haltung.
Die Chaos-Türme sanken aus den Rationalen Sternen hernieder, und doch dienen sie denen zu Wasser und zu Land, denen, die das entfernte Chaos dieser Sterne nur beobachten, und auch denen, die das Chaos gegen ihre Widersacher zu schleudern vermögen.
Besitzt das Weiße Kaiserreich nicht die Kriegsfeuerschiffe, die alle anderen Schiffe zerstören können? Aber die Handelsschiffe, die in Cyad, Fyrad und Sommerhafen einlaufen, werden dorthin durch ihre Segel getragen und nicht durch die Macht des Chaos.
Rollen nicht die Feuerwagen unablässig über die besten Granitstraßen, die das ganze Kaiserreich verbinden, und transportieren Passagiere und Ladung gleichermaßen behutsam und schnell? Aber sind im mächtigen Cyad die weißen Straßen der großen Stadt nicht bevölkert von Eselkarren und Pferdekutschen, von Männern auf Pferderücken und Frauen zu Fuß, statt von Feuerwagen?
Befehligt nicht der Kaiser, der Hüter der Stufen zum Paradies, der Herrscher über die Chaos-Türme, die Feuerlanzen, vor denen die Barbaren aus dem Norden und Osten zittern? Doch diese Feuerlanzen werden getragen von Lanzenkämpfern, die auf den gleichen Pferden reiten wie die Barbaren, und diese Lanzenkämpfer tragen auch Schwerter, auch wenn diese Klingen aus Weißem Cupridium geschmiedet sind, gegen welches das minderwertige Eisen aus Candar nicht bestehen kann.
Senden nicht die Chaos-Türme so helles Licht aus, dass nur massiver Stein es abschirmen kann? Doch der Palast des Ewigen Lichts wird beleuchtet durch das verschwommene Licht der Sonne und das nur schwache Chaos der Öllampen.
Ist nicht der Kaiser selbst die Verkörperung von Macht und Majestät? Doch alle, die an der Macht sind, fürchten, dass es erneut einen Kaiser geben könnte, der wahrhaftig mächtig ist, wie jener, den die Mächtigsten in Cyad nur selten erwähnen.
Die Fortführung dieses Paradox, dieses Enigmas, das Cyad ist, das ist die Aufgabe der Magi’i und die Pflicht eines jeden Magiers, der jemals gelebt hat und noch leben wird, jetzt und für alle Zeit …
Paradox des Kaiserreichs
Bern’elth, Erster Magier
Cyad, 157 N.G.
IV
L asset uns danken für das, was wir empfangen, für den Segen und die Wärme des Chaos, für den Wohlstand, den es mit sich bringt, und für die Erhaltung des Guten unseres Erbes, ganz gleich ob Magier-, Lanzenkämpfer- oder Händlergeschlecht.« Der silberhaarige Mann am oberen Ende des Tisches hebt den Kopf und
Weitere Kostenlose Bücher