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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Lektor Hyrist’elth gesagt, dass ich dich – falls du dich auch weiterhin deinen Studien nicht mit mehr Hingabe widmest – die Offizierslaufbahn bei den Spiegellanzenkämpfern einschlagen lasse. Du verfügst bereits jetzt über die Fähigkeit, die Lanzen einer ganzen Kompanie zu führen, und vielleicht trägt die Zeit an den Grenzen dazu bei, deine Liebe für das Chaos wieder zu entfachen.«
    Lorn erwidert den forschenden Blick seines Herrn und Gebieters. »Ich werde im bevorstehenden Jahr mein Bestes geben, Ser, aber ich kann nur Fleiß und harte Arbeit versprechen.«
    »Daran glaube ich, Lorn.« Kien’elth schüttelt langsam den Kopf. »Aber jeder einzelne der Magi’i muss das Chaos-Feuer in sich selbst verspüren, oder das Chaos, mit dem er arbeitet, wird ihn verzehren, so sicher wie eine Feuerlanze alles verzehrt, was ihr in den Weg kommt. Wenn du keine solche Leidenschaft in dir finden kannst, ganz gleich wie groß dein Talent auch sein mag, dann tust du besser daran, ein Offizier der Spiegellanzenkämpfer zu werden und nicht einer der Höchsten der Magi’i.« Kien’elths mit Silberhaar umrahmtes, faltiges Gesicht verbirgt die Traurigkeit nicht, während er seinen ältesten Sohn anblickt.
    »Ich verstehe, Vater. Ich werde tun, was ich kann.«
    Kien’elth nickt. »Ich weiß.«
    Lorn muss unweigerlich die Stirn runzeln, als er die polierte Holztür hinter sich schließt und auf dem offenen, von Säulen gesäumten Bogengang steht, der um das ganze obere Stockwerk des Hauses verläuft. Wie er schon vorausgeahnt hatte, wartet Jerial im Schatten der Mauer auf ihn. Lorn blickt seine ältere Schwester an.
    »Wie geht es Vater?«, fragt Jerial. »Er war sehr ruhig beim Abendessen und du runzelst die Stirn. Es muss ein ernsthaftes Gespräch gewesen sein.«
    »Das war es. Wir sprachen darüber, dass die Große Oststraße und die Große Nordstraße noch immer im Bau wären, wenn es die Magi’i nicht gäbe«, lacht Lorn, »denn selbst die Nordstraße ist vierhundertundneunzig Meilen lang. Wir sprachen auch darüber, dass ich einen neuen Chaos-Turm bauen soll, wenn ich mit dem Studium fertig bin.«
    »Lorn … eines Tages wirst du ernsthaft werden müssen.«
    »Ich bin ernsthaft.« Der dunkelhaarige junge Mann lächelt seine ältere Schwester an. »Ich bin immer ernsthaft.« Das Lächeln verschwindet. »Zu ernsthaft, was meine Studien betrifft, sagt Vater. Er will, dass ich mich ihnen als Liebhaber hingebe.«
    »Nun ja …«, Jerial grinst, »darin hast du ja schon genug Erfahrung, lieber Bruder. Gewiss … gewiss …«
    Lorn lacht. »Ach … wenn ich nur könnte.«
    Jerial lächelt und geht.
    Lorn wartet noch ein wenig, dann zuckt er mit den Schultern und steigt die Stufen zum Garten hinunter, vorbei an den Obstbäumen und der Weinlaube. In der schützenden Dunkelheit des hinteren Tors bleibt er stehen und konzentriert sich auf die Chaos-Übertragung.
    Mit einem Zischen springt ein kleiner Feuerstrahl von seinem Finger auf den weißen Stein und lodert gut zwei Spannen hoch in die Dunkelheit, so als wären es flüssige Flammen.
    Lorn springt schnell auf den Zweig, der Feuer gefangen hat, und löscht die kleinen Flammen mit den schweren weißen Stiefeln. »Vorsicht …« Er sieht sich um, aber außer dem Stimmengemurmel, das aus dem Dienstbotenflügel hinter dem Garten dringt, hört er nichts. Er hätte nicht so viel Chaos einsetzen dürfen.
    Nach einem letzten Blick auf das Haus geht er durch das hintere Tor und über die gepflasterte, makellose Gasse zur Straße, über der die drei Stockwerke des Hauses seiner Familie thronen.
    Lorn schlendert die Straße des Fortwährenden Lichts entlang nach Osten, fort von den Gasthäusern, die von den höherrangigen Lanzenkämpfern besucht werden, und den Weinschenken, in denen sich die Schüler treffen. Die Cylarbäume, die ihre Äste schützend über die weiß gepflasterte Straße beugen, flüstern leise im Abendwind und der Herbstduft der purpurroten Aramyden erfüllt die kühle Luft.
    Lorn fühlt dunkelrotes Chaos – etwas Unangenehmes ist im Anmarsch – und fragt sich, was es wohl sein mag. Seine Augen sehen bei Nacht ebenso gut wie in der Dämmerung und er wandert zielstrebig weiter nach Osten. Die rötliche Weiße, die sich ihm nähert, ist ihm beinahe willkommen – nach diesem Gespräch mit dem Vater.
    Ein Pärchen kommt ihm entgegen, sie gehen in der Mitte des leuchtend weißen Gehweges, der an der Straße entlang führt. Lorn erkennt an den schimmernden blauen

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