Sturm ueber Cleybourne Castle
weiß?"
„Oh ja, natürlich!" rief Gaby strahlend.
Nun mischte sich Richard ein und sagte: „Miss Maitland wird nicht mehr deine Gouvernante sein."
„Wirklich?" fragte Gabriela entsetzt. „Aber das ist doch keine gute Nachricht."
„Die gute Nachricht ist, dass sie deinen Vormund heiraten wird."
Das Mädchen riss die Augen auf und wandte sich wieder an Jessica. „Ist das wahr? Oh, Miss Jessie, ich freue mich ja so für Sie!" Begeistert schlang sie die Arme um ihre mütterliche Freundin. Doch plötzlich stutzte sie und blickte Richard fragend an. „Heißt das etwa, dass Sie mich nicht mehr zu Lady Westhampton geben wollen?"
„So ist es. Rachel wird zwar sehr traurig sein, aber ich werde ihr sagen, dass sie sich mit der Rolle einer Tante zufrieden geben muss."
„Oh, wie schön! Ich danke Ihnen! Und ich verspreche Ihnen auch, dass Sie es nie bereuen werden."
„Ich werde es bestimmt nicht bereuen."
„Darf ich es Lady Westhampton sagen?" erkundigte sich Gaby und zitterte fast vor Aufregung.
„Dass ich dein Vormund bleibe? Ja, das darfst du. Das andere ist noch ein Geheimnis. Du bist die Erste, die es erfahren hat."
„Und Sie wollen es ihr selbst sagen? Das verstehe ich. Ich werde nicht ein Sterbenswörtchen verraten." Noch einmal umarmte Gaby Jessica und, einem plötzlichen Impuls folgend, auch Richard und rannte dann aus dem Zimmer.
Lächelnd blickte Richard ihr nach. „Ich frage mich, wie lange unser Geheimnis verborgen bleiben wird."
„Sie wird Rachel bestimmt nichts sagen. Das ist eine Ehrensache für sie. Allerdings wäre ich auch nicht überrascht, wenn Rachel mehr hinter der Tatsache vermuten würde, dass du nun doch gewillt bist, das Amt des Vormundes zu übernehmen."
„Wir werden Rachel und Michael einweihen, sobald wir sie einmal allein sprechen können. Und dann erzählen wir ihnen auch, was wir entdeckt haben. Der Name deines Vaters muss so schnell wie möglich wieder zu Ehren kommen, und ich bin sicher, dass Michael eine Idee hat, wie es am besten zu bewerkstelligen ist."
„Ach, Richard ... ich weiß nicht... ich bin gar nicht so sicher, dass ich in dieser Angelegenheit etwas unternehmen möchte."
„Wie das denn?"
„Nun, so denke doch einmal an Gabriela. Der Name des Generals würde dadurch noch weitaus mehr geschädigt als der meines Vaters. Es wäre natürlich schön, wenn mein Vater rehabilitiert würde. Aber es sind nun zehn Jahre darüber vergangen, und viele Leute haben diese Affäre inzwischen vergessen. Nur Gabriela wird die Leidtragende sein. In ein paar Jahren soll sie in die Gesellschaft eingeführt werden, und ihre Chancen, eine gute Partie zu machen, würden sich verschlechtern. Außerdem habe ich die Sache schon überwunden. Für deine Familie wäre es natürlich besser", fügte sie zögernd hinzu.
„Ach was, der Teufel soll meine Familie holen", erwiderte Richard. „Im Übrigen habe ich so gut wie keine Familie außer zwei Cousins, die so oder so sehr enttäuscht sein werden, wenn ich wieder heirate. Ich kann also tun und lassen, was ich möchte, und ich möchte dich heiraten. Und ich will auch den Schatten von deinem Namen entfernen. Du hast es nicht verdient, damit zu leben, und dein Vater hatte es nicht verdient, mit diesem Makel zu sterben. Er war ein ehrenwerter Mann, und was er getan hat, das tat er für sein Vaterland. Der General mag geglaubt haben, dass er bei einem Streit in einem Gasthof umgekommen ist. Aber unter diesen Umständen erscheint mir das zweifelhaft. Wir wissen jetzt, dass Kestwick ein skrupelloser Mörder ist. Warum sollte er hier nicht auch seine Hand im Spiele gehabt haben? Du kannst meinetwegen dem General verzeihen, was er aus Liebe zu Lady Kestwick getan hat. Ich verzeihe ihm nicht. Er hat es zugelassen, dass du ausgestoßen von der Gesellschaft in Armut leben musstest. Und wenn nun auch Gabriela darunter zu leiden hat, so geht das auch auf sein Schuldkonto."
Er hielt inne und sah Jessica lächelnd an, „Ich weiß, dein gutes Herz möchte das verhindern. Aber mache dir deswegen keine Sorgen. Wenn Gaby in vier Jahren in die Gesellschaft eingeführt wird mit einem Duke als Vormund und mit dir und Rachel an der Seite - zudem noch mit dem beträchtlichen Vermögen, das sie von ihrem Vater und dem General geerbt hat -, dann werden sich die Bewerber um sie reißen, da kannst du sicher sein."
Jessica stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn zärtlich. „Ach, Richard, ich liebe dich."
„Ich liebe dich auch. Und nun suchen
Weitere Kostenlose Bücher