Sturm über Hatton Manor
merkte, wie er sich an sie presste. Die andere Hand auf ihrem Rücken, hielt er sie fest und presste die Lippen auf ihre …
Nash spürte das Entsetzen über sein Verhalten im ganzen Körper. Faith fühlte sich so wunderschön an, ihre weichen Rundungen, ihre süßen, warmen Lippen. Die Versuchung, Faith zu berühren, ihr nachzugeben, war groß. Er war nur hierhergekommen, um sich Genugtuung zu verschaffen und sich zu vergewissern, dass sie für das Verbrechen, das sie begangen hatte, bestraft wurde. Zumindest das war er seinem Patenonkel schuldig. Und nun …
Als er ihre Reaktion bemerkte, erschauerte er heftig und rief sich ins Gedächtnis, dass das süße, unschuldige Mädchen, für das er sie naiverweise gehalten hatte, nie wirklich existiert hatte, dass die Frau, die sie jetzt war, genau wusste, was sie tat und welche Wirkung sie auf ihn ausübte. Allerdings nützte es nichts. Er konnte nicht widerstehen, als sie einladend die Lippen öffnete.
Sobald Nash ein erotisches Spiel mit der Zunge begann, wurde Faith von Wellen immer heftigeren Verlangens mitgerissen. Es erfüllte sie und entführte sie an einen Ort dunkler, intensiver Süße, einen Ort heißer, gefährlicher Wildheit, einen Ort, an dem sie und Nash …
Sie und Nash!
Als ihr bewusst wurde, was sie da tat, löste sie sich unvermittelt von ihm. Sie errötete vor Scham, und in ihre Augen trat ein gequälter Ausdruck. Sie hatte ihn als das Mädchen, das sie damals gewesen war, geküsst, ihn als den Mann geliebt, der
er
gewesen war. Das musste sie sich eingestehen, während sie das, was sie gerade in seinen Armen empfunden hatte, mit der Feindseligkeit und dem Argwohn, die nun zwischen ihnen herrschten, in Einklang zu bringen versuchte.
Nash war einen Schritt zurückgewichen, und Faith beobachtete, wie seine Brust sich hob und senkte, weil er schneller atmete. Unter seinem verächtlichen Blick zuckte sie zusammen.
“Mit der Masche verschwendest du deine Zeit, Faith”, hörte sie ihn zynisch sagen. “Bei anderen Männern funktioniert sie vielleicht, aber ich weiß, wie du wirklich bist …”
“Das ist eine gemeine Unterstellung”, verteidigte sie sich hitzig. “Du hast kein Recht …”
“Von Recht kann überhaupt nicht die Rede sein, wenn es um uns beide geht, Faith”, unterbrach er sie drohend. Was, zum Teufel, war bloß mit ihm los? Aufgebracht rief Nash sich ins Gedächtnis, was Faith war.
Faith biss sich auf die Lippe.
“Mein Patenonkel hatte ein Recht darauf, dass du sein Vertrauen nicht missbrauchst”, fuhr er grimmig fort. “Und er hatte außerdem ein Recht darauf, dass ihm Gerechtigkeit widerfährt – ein Recht darauf, dass sein Tod gerächt wird.”
“Ich war nicht dafür verantwortlich”, protestierte sie mit bebender Stimme. “Du kannst mich nicht …” Du kannst mich nicht zwingen, etwas zuzugeben, was ich nicht getan habe, hatte sie sagen wollen, aber er ließ sie wieder nicht ausreden.
“Was kann ich dich nicht, Faith?”, erkundigte Nash sich trügerisch leise. “Ich kann dich nicht dafür bezahlen lassen? Oh, ich glaube, du wirst feststellen, dass ich es sehr wohl kann. Du hast bereits zugegeben, dass du einige Fakten in deinem Lebenslauf verschwiegen hast. Und da bekannt ist, dass die Stiftung großen Wert auf Integrität legt, ist dir sicher genauso klar, dass du den Job niemals bekommen hättest, wenn sie die Wahrheit erfahren hätten. Ich will damit nicht behaupten, dass Ferndown nicht trotzdem mit dir geschlafen hätte. Aber ich denke, wir wissen beide, dass er dir ein ganz anderes Angebot gemacht hätte.”
“Ich wurde nie zu Gefängnis verurteilt”, verteidigte sie sich. Das Ganze war wie ein Albtraum. Nie hätte sie für möglich gehalten, dass so etwas passieren könnte. Sie hatte immer gewusst, dass Nash sie hasste, weil er ihr die Schuld am Tod seines Patenonkels gab. Dass er sie unbedingt bestrafen wollte, weil sie seiner Meinung nach zu Unrecht nicht im Gefängnis saß, versetzte sie jedoch in Panik.
“Nein, das wurdest du nicht, stimmt’s?”, bestätigte er und bedachte sie mit einem bösen Blick.
Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, und Faith schluckte mühsam. Jemand hatte sich für sie eingesetzt, um Milde gebeten und so Mitgefühl bei den Anwesenden hervorgerufen, sodass der Jugendrichter die Strafe zur Bewährung ausgesetzt hatte. Sie hatte nie erfahren, wer diese Person war, und niemand würde je erfahren, wie schwer die Schuldgefühle auf ihr lasteten, die sie Nash gegenüber
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