Sturm ueber Hatton Manor
die Küche benutze”, erklärte sie sarkastisch. “Wahrscheinlich warst du zu beschäftigt, um an der Besprechung teilzunehmen, in der das Thema besprochen wurde”, ergänzte sie zuckersüß.
“Faith …”, hörte sie ihn sagen, als sie sich abwandte, um die Milch –
ihre
Milch, die sie mit
ihrem
Geld gekauft hatte – zurück in den Kühlschrank zu stellen. Er war ganz offensichtlich auf Konfrontationskurs und sollte merken, dass sie sich nicht von ihm einschüchtern ließ.
“Vielleicht sollte ich Robert bitten, ihnen zu sagen, dass ich hier mit einigen … Schwierigkeiten konfrontiert werde. Obwohl sie Hatton der Stiftung überschrieben haben …”, begann sie. Normalerweise drohte sie anderen nicht und ignorierte unverhohlene Feindseligkeit einfach, doch sie hatte das Gefühl, dass Nash ihr keine andere Wahl ließ.
Zum Glück war er nicht der einzige Treuhänder von Philips Anwesen. Allerdings hatte sie keine Ahnung, um wen es sich bei den anderen handelte. Jedenfalls hatte sie allen Grund, diesen Menschen dankbar zu sein, denn ohne die zusätzliche Summe, die sie ihr zur Verfügung gestellt hatten, hätte sie niemals ihr Studium fortsetzen können. Und genauso wenig hätte sie nach Florenz reisen können, um dort während ihres Urlaubs zu arbeiten. Ihrem Tutor zufolge hatte einer der Treuhänder ihr diesen Job vermittelt.
Zu dem Zeitpunkt hatte sie nicht gewusst, dass Nash einer der Treuhänder war. Und sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie wütend es ihn gemacht hatte, etwas für sie tun zu müssen. Andererseits wusste sie auch, dass er sehr integer war und die Bedingungen in Philips Testament erfüllt hätte.
“Faith”, ließ Nash sich plötzlich so grimmig vernehmen, dass Faith ihm einfach zuhören musste. “Ich wollte dir nur sagen, dass ich die Pläne vom Haus für dich ins Arbeitszimmer gelegt habe. Sie sind auf Philips Schreibtisch.”
Er sprach tatsächlich mit ihr, als wäre sie ein ganz normaler Mensch und kein Ungeheuer. Verblüfft blickte sie ihn an. Schließlich besann sie sich auf ihre guten Manieren und bedankte sich bei ihm, auch wenn es ihr schwerfiel.
Erst viel später am Nachmittag, als sie oben in ihrem Zimmer über den Plänen saß, sah Faith Robert kommen. Sie stand auf und ging nach unten.
“Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat”, entschuldigte er sich, als sie ihm in der Eingangshalle begegnete. “Der Verkehr war wirklich schlimm.”
“Na, jetzt bist du ja hier”, erwiderte sie.
“Mh … aber leider muss ich bald wieder weg”, meinte er zerknirscht. “Beim Umbau von Smethwick House gibt es einige Probleme, und es sieht so aus, als müsste ich dich hier allein lassen, bis wir sie beseitigt haben. Mach nicht so ein Gesicht”, erklärte er lächelnd, als er ihren Ausdruck sah. “Ich habe volles Vertrauen zu dir.”
Er mochte ihr vertrauen, doch Nash tat es ganz sicher nicht, und er war derjenige, mit dem sie jeden Tag zu tun haben würde.
Anschließend informierte Robert sie, dass er in einem Restaurant im Ort einen Tisch reserviert hätte. “Wir können uns beim Essen ausführlich darüber unterhalten”, fuhr er fort. “Erst einmal muss ich mit Nash reden. Ich bin froh, dass er für eine Weile hierbleibt. Das Haus ist ziemlich abgelegen, und ich hätte kein gutes Gefühl, wenn du hier allein wärst.”
Es war eine ganz neue Erfahrung für Faith, dass ein Mann sich Sorgen um sie machte. Nash hätte natürlich behauptet, man müsste andere vor
ihr
beschützen, nicht umgekehrt.
Nachdem sie mit Robert vereinbart hatte, dass sie sich in einer Stunde unten treffen würden, kehrte Faith in ihr Zimmer zurück, um weiterzuarbeiten. Sie überprüfte die Größe der Räume im oberen Stockwerk in den Plänen und notierte, welche sich am besten als Mehrbett- und welche sich als Einzelzimmer eigneten. Den Billardraum im Erdgeschoss würde die Stiftung sicher erhalten wollen. Allerdings machte sie ein Fragezeichen hinter den Tennisplatz, weil die Renovierungs- und Unterhaltungskosten wahrscheinlich zu hoch wären.
Da sie so in ihre Arbeit vertieft war, erschrak Faith, als sie schließlich auf die Uhr blickte und feststellte, wie spät es war. Sie hatte nur noch eine knappe Viertelstunde, um sich fertig zu machen.
Irgendwie schaffte sie es trotzdem. Nachdem sie schnell geduscht hatte, zog sie ein schwarzes Leinenkleid an und kämmte und schminkte sich anschließend. Obwohl sie blond war, neigte sie nicht zu Blässe und war bereits leicht gebräunt. Ihr Kleid
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