Sturm ueber Hatton Manor
immer noch beenden wollen?
Draußen im Garten blickte Nash starr in die Ferne. Für Reue war es jetzt zu spät, aber es war nicht zu spät, um sich mit seinem Verhalten auseinanderzusetzen. Damals hatte er Faith nicht geglaubt, weil er Angst davor gehabt hatte, Angst vor seiner Liebe zu ihr und vor den Folgen für sie beide. Es war einfacher gewesen, sich einzureden, dass sie seiner Liebe nicht wert war – obwohl es genau umgekehrt gewesen war!
Als Faith in ihr Zimmer ging, musste sie sich eingestehen, dass sie nun nichts mehr in Hatton House hielt. Eigentlich hätte sie froh und stolz sein müssen, weil Nash endlich von ihrer Unschuld überzeugt war, und nicht … nicht was? Und sich nicht vor Liebe nach ihm verzehren dürfen, sich nicht wünschen dürfen, dass er ihre Gefühle erwiderte?
Automatisch berührte sie ihren Ehering und runzelte dann die Stirn, als ihr plötzlich einfiel, dass sie ihren Verlobungsring am Abend des Gewitters tatsächlich getragen hatte, als sie sich in Nashs Zimmer versteckt hatte …
Kummer kann eine Menge bewirken, dachte Nash, als er in sein Zimmer ging und sich vor Augen führte, wie leer sein Leben plötzlich war. Als er die Tür öffnete, sah er Faith auf seinem Bett sitzen. Sie hatte das Gesicht leicht abgewandt, und eine Träne rollte ihr über die Wange, als sie die Ringe an ihrer Hand betrachtete.
“Warum weinst du?”, erkundigte er sich schroff.
Faith zuckte zusammen. Sie hatte den Ring unter seinem Bett gefunden. Offenbar war er hinuntergefallen und dorthin gerollt.
“Ich weine um das, was hätte sein können”, gestand sie traurig. “Wenn …”
“Was wenn?”, hakte Nash nach.
“Wenn du nicht aufgehört hättest, mich zu lieben, Nash”, erwiderte sie ruhig.
“Wenn ich nicht
aufgehört
hätte, dich zu lieben?” Er atmete scharf aus. “Ich habe
nie
aufgehört, dich zu lieben, Faith”, brachte er hervor. “Das konnte ich gar nicht – und wenn ich mir noch so oft gewünscht habe, ich würde es nicht tun.”
“Aber du hast mich gleichzeitig gehasst.”
“Ich habe mich für meine Unfähigkeit gehasst, meine Gefühle für dich unter Kontrolle zu halten”, verbesserte er sie. “Es ist wahrscheinlich ironisch, dass ich nach all den Jahren erfahren musste, dass
ich
der eigentliche Schuldige war, nachdem ich es endlich geschafft hatte, mit mir ins Reine zu kommen und Philip zu gestehen, dass mich nicht einmal die Loyalität ihm gegenüber davon abhalten konnte, dich zu lieben.”
Faith runzelte die Stirn. “Ich verstehe nicht …”, begann sie, doch Nash ließ sie nicht ausreden.
“An dem Abend, als das Gewitter war … als du … als wir … Da habe ich beschlossen, dass es Zeit ist, mit der Vergangenheit abzuschließen. Ich bin auf den Friedhof gefahren und an Philips Grab gegangen …”
An dem Abend, als das Gewitter gewesen war! Plötzlich wusste sie, was sie tun musste. Sie musste ihrem Namen, der “Vertrauen” bedeutete, gerecht werden. Sie musste Mut und Entschlossenheit beweisen. Langsam stand sie auf und ging zu Nash. Als sie vor ihm stand, sagte sie leise: “Als das Gewitter war? Als ich dich so geküsst habe?”
Dann legte sie die Arme um ihn und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen. Aufreizend langsam ließ sie die Lippen über seine gleiten, mit der ganzen Macht und Entschlusskraft einer liebenden Frau.
“Faith …”, brachte Nash hervor und stöhnte auf. “Du darfst nicht …”
“Warum nicht?”, flüsterte sie, die Lippen an seinen. “Ich bin deine Frau, und du bist mein Mann … meine große Liebe … der Vater meines Kindes …”
Als er protestieren wollte, presste Faith die Lippen auf seine und küsste ihn liebevoll und leidenschaftlich zugleich. Daraufhin umfasste er ihre Arme, und einen Moment lang glaubte sie, er würde sie wegschieben. Doch er ließ die Hände über ihre Arme gleiten und zog sie an sich, während er ihren Kuss immer verlangender erwiderte und die Führung übernahm. Bereitwillig ließ sie es geschehen.
“Sag mir, dass du mich liebst”, brachte er zwischen zwei Küssen hervor.
“Erst wenn du es mir gesagt hast”, erwiderte sie lächelnd.
Unvermittelt ließ er sie los, und einen Augenblick lang fürchtete sie, dass sie zu weit gegangen war. Schließlich verschränkte er die Finger mit ihren. “Komm mit”, forderte er sie auf. “Ich möchte dir etwas zeigen.”
Als sie das Gartenhaus am Ende des Weges erreichten, war Faith ein wenig außer Atem. Es war ein wunderschöner
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