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Sturm ueber Thedra

Sturm ueber Thedra

Titel: Sturm ueber Thedra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Stuhr
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kommen?"
    Stumm nickte Teri. Stumm ließ sie sich in Tanas Höhle führen, und stumm weinte sie in den Nächten in ihr Kissen.
    Wenige Tage später erhielt Teri die Nachricht vom Tod ihrer Großmutter. Jetzt war sie wirklich allein.

KAPITEL 4 - DIE `GROSSE GELIEBTE'

    Ein Kaufmann ohne Geld ist wie ein Bauer ohne Land.

    Tief drang das Vorschiff der „Großen Geliebten“ in die Dünung ein und bohrte sich krachend in die heranrollende Welle. Knirschend spannten sich die Taue, mit denen die Ladung auf Deck verzurrt war - und wieder stürzte ein Schwall salzigen Wassers über die großen Ballen hinweg.
    Llauk hatte sich mit einem Tauende an der Reling festgebunden und schaute in stummer Verzweiflung zu, wie die Gewalt der Wellen an seiner Fracht riß. In den ersten Stunden hatte er noch seinen Zorn in den Wind hinausgeschrien, gelobt, dass er diesen Kapitän töten würde, der sein Schiff so erbärmlich überladen hatte; aber die `Große Geliebte' hatte ihn alsbald mit ihren wilden Bewegungen zum Schweigen gebracht.
    Llauk war in jeder Beziehung am Ende. Die Seekrankheit hatte ihn, den Binnenländer, mit ihrer ganzen Kraft gepackt und hielt ihn in ihren Klauen. Seine guten Stoffe waren von Salzwasser durchtränkt und verdorben, und seine ganze Habe hatte er für die Passage zu den Westlichen Inseln versetzen müssen.
    Achtzig Bronzestücke hatte der Kapitän für Fracht und Überfahrt verlangt. Ein Vermögen! Dafür hatte er Llauk eine problemlose, gemütliche Überfahrt versprochen. Gerne hätte Llauk dieses dramilische Großmaul von Kapitän mit bloßen Händen erwürgt, aber erstens wäre das nicht klug gewesen, solange man noch auf See war, und zweitens war Llauk auch nicht der Mann, diesem Baumstamm von Kerl offen entgegenzutreten.
    Dabei hatte alles so hoffnungsvoll angefangen:

    Llauk, Stoffmacher aus der Provinz Idur, hatte schon lange den Plan gefaßt, die seiner Meinung nach horrenden Handelsspannen der thedranischen Kaufleute zu umgehen. Brachten seine Zunftgenossen jedes Jahr vor Frühlingsbeginn alle ihre Stoffballen zur Hauptstadt, um sie dort, seiner Meinung nach viel zu billig, zu verkaufen, so hatte Llauk in den vergangenen Jahren jeweils einen großen Teil der Ware zurückgehalten, um für eigene, bessere, Geschäfte gerüstet zu sein.
    Sein Plan stand fest: Wenn er erst genügend Stoffe gehortet hätte, würde er sich selbst auf ein Schiff wagen, um sie im Ausland teuer zu verkaufen. Selbstverständlich würde die Kaufmannschaft Thedras ihm Schwierigkeiten machen, das war klar. Llauk verbrachte einen Gutteil seiner Zeit damit, sich immer neue, wirkungsvolle Streitreden auszudenken, die er halten wollte, falls ihm Steine in den Weg gelegt würden.
    So war er dann streitlustig mit seiner Ware in Thedra angekommen. Zu seiner Enttäuschung hatte im Schneckenhafen, wo er seine Stoffe einlagerte, überhaupt kein Mensch Notiz von ihm und seinen Plänen genommen. Dafür stellte sich ihm ein anderes Problem in den Weg:
    Die Kapitäne der thedranischen Schneckenschiffe hatten zwar alle nichts gegen die Fracht eines Stoffmachers aus Idur einzuwenden - aber die Frachtraten, die sie forderten, waren allesamt so unglaublich hoch, dass Llauks Geld noch nicht einmal für eine Überfahrt nach Cebor, der nächstgelegenen Hafenstadt, gleich südlich des großen Gebirges, gereicht hätte.
    Da war Llauk zum erstenmal wankend geworden.
    Natürlich hatten sich die Kapitäne mit den Kaufleuten gegen ihn verbündet, redete er sich ein. Man wollte einfach nicht, dass er mit seiner Ware den Hafen verließ. Man fürchtete, dass er, Llauk, den Beweis anträte, dass so bessere Profite zu machen seien.
    Aber sein ganzes Wissen nützte ihm nichts. War schon ein Gutteil seines Geldes für den Transport der Stoffe nach Thedra verbraucht, so drohten nun die Lagerkosten langsam den Rest aufzufressen. dreiundachtzig Bronzestücke hatte er noch in den Taschen und mehr als einhundert kostete schon die billigste Passage.
    Llauk hatte gerade seine Stoffballen aus dem Lagerhaus bringen lassen, um sie schweren Herzens doch den hiesigen Händlern vorzuführen, da war als Retter in der Not dieser Dramile aufgetaucht.
    Llauk hatte ihn zuerst für einen Finderkapitän gehalten. Die schweren Schmuckstücke aus edlen Metallen, die der Mann überreichlich trug, deuteten darauf hin.
    Es hatte Llauk gar nicht gefallen, wie der Mann seine Stoffballen umschlichen hatte. "Was willst du?", hatte er ihn angerufen. "Für Finder ist hier nichts zu

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