Sturm ueber Thedra
in das Gefängnis gebracht werden. - Kein Spaß bei den rauhen Sitten der Thedraner Fremden gegenüber. Besonders nicht in Winter, denn alle Habe wurde beschlagnahmt, und der große Gitterkasten aus Holz, der am Strand aufgestellt war, bot keinen Schutz vor dem rauhen Klima. - Auch kein Spaß für die Wachen, die den Wachdienst am Strand haßten und diesen Hass natürlich auf ihre Gefangenen übertrugen. Mehr als einmal war es schon vorgekommen, dass Fremde in der Dunkelheit, schon weit vor dem Gefängniskasten, ausgeglitten waren und sich dabei den Schädel eingeschlagen hatten. - Aber was machte es, sonderlich im Winter, schon für einen Unterschied, ob die Wachen einen erschlugen, oder ob man in dem Gitterkasten erfror?
Das Fremdenrecht war hart in jener Zeit in Thedra.
Gerit ging als erster durch das Tor des Fremdenhauses, aus dem der kleinen Gruppe ein Geruch von feuchtem Stroh entgegenschlug.
"Unsere Reise fängt gut an", bemerkte Tana mit einem Blick auf den verschmutzten Steinboden.
"Wieso?" Gerit fand den Zustand der Höhle offenbar ganz normal.
Teri schaute sich interessiert um. Schon immer hatte sie es sich gewünscht, einmal hier schlafen zu dürfen. - Aber das kam für Thedraner natürlich überhaupt nicht in Frage. Jetzt waren Tana und Gerit durch ihre Lossagung zu Fremden geworden, was Teri endlich Gelegenheit zu der lange ersehnten Übernachtung im Fremdenhaus gab.
Noch stand die Sonne ein gutes Stück über dem Horizont und von den derzeitigen Bewohnern war nichts zu sehen. Nur eine ältere, dunkelhäutige Kraanfrau kochte auf einem kleinen Feuer in der Mitte des Raumes ein seltsam riechendes Mahl. Um sie herum lagen einige herrenlose Bündel, deren Besitzer wohl in der Stadt waren.
Die Kraan waren auf dem ganzen Kontinent als Artisten und Spaßmacher bekannt, und Teri war bei all ihren Vorstellungen gewesen, aber die Alte am Feuer hatte sie noch nie gesehen.
Gerit grüßte die Alte und Tana suchte im Dämmerschein der Höhle die am wenigsten verschmutzte Ecke aus, um ihre Decken auszubreiten. Teri ging zu der Kraan hinüber und spähte neugierig in den großen Topf. Irgendwelches Grünzeug war mit einigen wenigen Fleisch- und Fischfetzen zu einem würzig duftenden Brei verrührt, der beim Kochen blubbernde Geräusche von sich gab.
Freundlich schaute die Frau Teri an und sagte einige Worte in einer fremden Sprache.
"Riecht gut!" Teri machte mit der Hand ein paar wedelnde Bewegungen zu ihrer Nase hin und ging dann lieber schnell weg. Die Alte gab einige glucksende Töne von sich, was wohl Lachen sein sollte. Teri drehte sich im Gehen um und grinste verlegen.
"Pass doch auf, wo du hinläufst!" Tana war nicht gerade bester Laune, und dass Teri gerade eben mit ihren Holzschuhen in das frisch eingerichtete `Schlafzimmer' getrampelt war, hob ihre Stimmung auch nicht sonderlich.
Schnell hopste Teri von der ausgebreiteten Decke herunter und schaute Tana entschuldigend an. Das Lachen der Kraan wurde lauter. Teri warf ihr einen bösen Blick zu.
"Sei vorsichtig", warnte Gerit. "Die Kraan können zaubern! Wenn du die Frau böse machst, hoppelst du vielleicht als Erdhörnchen hier heraus, und für einen Käfig haben wir keinen Platz auf dem Schiff."
"Och, die tut mir nichts", meinte Teri leichthin. "Die mag mich!"
Ein schwaches Husten ließ Teri aufmerksam werden. Das Geräusch war aus einer dunklen Ecke gekommen. Auch Gerit hatte es gehört. Er machte einige Schritte in die Richtung, als die Stimme der Alten am Feuer ihn aufhielt.
"Nicht gehe da hin!", rief sie Gerit an. "Mann krank! Ziegemann von Kaji ganz krank! Bald tot! Wenn du gehe zu Mann, du auch krank, du auch tot! - Komme zu Feuer mit Frau!" Aufgeregt winkte die Alte sie mit ausholenden Handbewegungen heran, und folgsam scharten die drei Neuankömmlinge sich um das Kochfeuer. Dort machte die dunkelhäutige Frau ihnen in ihrem seltsamen Idiom klar, dass auch die Kraan den Mann schon in der dunklen Ecke vorgefunden hatten. Er gehörte zu einer Gruppe von drei Ziegenhirten aus Kaji, einer Stadt, von der noch keiner der drei jemals etwas gehört hatte und war mit dem Schiff vor etwa dreißig Tagen hier angekommen.
Nachdem die Männer ihre Herde verkauft hatten, waren die ersten Anzeichen der Fenko-Krankheit bei dem Hirten aufgetaucht und der Kapitän ihres Schiffes hatte sich geweigert, ihn an Bord gehen zu lassen. Vor etwa zehn Tagen hatte das Schiff dann abgelegt, und mit ihm waren auch die Gefährten des Mannes verschwunden. Noch nicht
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