Sturm ueber Thedra
Geister besänftigt.
Jetzt langten alle munter zu. Das Essen war kochendheiß und scharf gewürzt und dankbar erntete die Köchin Lob von allen Seiten.
Auch jetzt wurde der Topf nicht vom Feuer genommen. Von Tana darauf angesprochen, erklärte die Alte, dass so gewährleistet sei, dass niemand zu schnell esse und das Sättigungsgefühl früher einsetze. Auch sei so sichergestellt, dass die schnellen Esser den langsamen genug übrigließen. - Und tatsächlich ging die Mahlzeit nur sehr langsam vonstatten. Jeder Löffel Brei, der aus dem brodelnden Topf gefischt wurde, mußte mit viel Gepuste und Abwarten förmlich zelebriert werden.
Überraschend schnell war Teri satt und leckte ihren Löffel sauber ab. "Puh, das war gut!", stöhnte sie und strahlte die Köchin vergnügt an.
Einer der Kraan hatte sich vom Feuer entfernt und war mit einem kleinen Gefäß voller Speise zu dem Hirten in seiner dunklen Ecke gegangen. Das war also der Mann, der als Kind so krank gewesen war. "Hast du auch unter dem Fenko-Baum geschlafen?", wollte Teri von ihm wissen. Aber der Mann schaute sie nur verständnislos an.
"Dich nicht versteht", erklärte die Mutter des Anführers. "War noch Kind. Weiß nicht ob schlafe unter Fenko-Baum mit Federblätter. Vielleicht nur Holz von Fenko in Nähe."
Die Alte hatte eine so seltsame Aussprache und gestikulierte so wild bei ihren Erklärungen, dass Teri unwillkürlich lächeln mußte.
"Du lache meine Sprache?", fragte die Alte freundlich.
Teri nickte stumm und mußte grinsen.
"Jetzt wir lache!" Der Tonfall der Kraan-Frau war plötzlich sehr bestimmt. "Jetzt du spreche Kraan!"
Hilfesuchend schaute Teri zu Tana auf, aber die zog nur die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. Bei Gerit erging es Teri auch nicht besser. "Spaß haben und Spaß machen ist zweierlei", meinte er nur.
Teri fühlte sich, als sei sie in eine Falle geraten.
"Sage du Worte, du willst spreche in Kraan!", forderte die Mutter des Anführers sie auf. Jetzt wurden auch alle anderen aufmerksam.
Teri sah sich plötzlich von allen Seiten angestarrt. "Ich will nicht sprechen!", stieß sie trotzig hervor.
"Gut! Sage `nagewajiidako umaniiwase aki'! Heißt, `ich nicht spreche wolle', in Kraan. Sage!"
Ganz ruhig wurde es im Raum. Alle Augen waren auf Teri gerichtet. Langsam wiederholte die Alte die fremd klingenden Worte. "Sage jetzt!", forderte sie Teri wieder auf.
Am liebsten wäre Teri aufgesprungen und fortgerannt. Andererseits sah sie aber auch ein, dass sie eben sehr unhöflich gewesen war. Na gut, sollten die Leute eben ihren Spaß haben. "Nage-wako", begann sie zaghaft, "umawase aki." Sie fühlte, wie sich ihre Wangen mit Blut füllten und brannten, in ihren Augen standen Tränen der Scham. Jeden Moment mußten die Kraan losbrüllen vor Lachen. Teri wußte, dass sie die Worte schlecht wiederholt hatte. Sehr schlecht sogar.
"Gut!", brach die alte Frau das Schweigen. "Du gut spreche!" Plötzlich johlten die Kraan wirklich los. Aber nicht vor Hohn und Schadenfreude. - Wie es schien, waren sie ehrlich begeistert von Teris Sprachtalent und spendeten ihr Beifall.
Irritiert schauten einige Neuankömmlinge, die hier auch übernachten wollten, zu der Gruppe hinüber.
"Du hast Mut, Kleine", stellte der Anführer der Kraan in einwandfreier thedranischer Hochsprache fest, als sich der Lärm ein wenig gelegt hatte. "Du gefällst mir. Ich heiße Bgobo."
Verwirrt stellte auch Teri sich vor. Sie hatte sich Bgobos Mutter gegenüber wirklich nicht nett benommen und trotzdem war er so freundlich zu ihr.
"Ich habe von meiner Mutter gehört, dass wir zusammen reisen werden“, fuhr Bgobo fort. " Wollen wir Freunde sein, Teri?"
Teri nickte eifrig, dann fiel ihr etwas ein. "Aber nur, wenn du auch Tanas und Gerits Freund bist!" So bekam Teri an jenem Abend doch noch ihre Lacher, aber es war ein Gelächter das Wohlwollen und Sympathie ausdrückte und Teri stimmte fröhlich mit ein.
Pünktlich mit dem dritten Hornsignal der Verkünder erschien der Quartiermeister und verschloß das schwere Tor des Fremdenhauses. Nun waren die Bewohner für die Nacht hier gefangen, anders konnte man es nicht nennen. - Das Fehlen jeglichen Mobiliars, der unebene, mit feuchtem Stroh bedeckte Felsboden, der einzige kleine Eimer für die Notdurft der in einem Winkel stand, all das erinnerte doch mehr an einen Kerker als an eine Herberge. Aber so sollte es auch sein. `Gib einem Fremden einen Stuhl und er will ein Bett - Gib ein Bett, und er will ein
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