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Sturmbote

Sturmbote

Titel: Sturmbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Lloyd
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bleich. Dieses eine Wort erklärte alles. König Emin ergriff die Hand seiner Königin und drückte sie, dann nahm er seine Kleidung auf.
    Sie legte die andere zitternde Hand auf ihren Bauch. Dort, auf der Haut unter ihrem Nabel, spürte Oterness raue Narben, die
einen Namen bildeten. Das Hautbild, das sie dort hatte stechen lassen, verbarg diesen Namen nur vor den Augen anderer. Die Narbe blieb.
    »Und wo wir Ilumene finden, wird Rojak nicht weit sein«, sagte Emin. »Und sie werden beide dafür zahlen.«

1

    Auf der Spitze einer flachen, langgestreckten Anhöhe brachte Isak sein Streitross mit einem kurzen Ruck am Zügel zum Stehen und lehnte sich auf den Sattelknauf, um das Gelände vor sich zu mustern. Seine Begleiter gesellten sich auf der flachen Hügelkrone zu ihm und genossen schweigend den Anblick. Es war bereits der späte Nachmittag eines sonnigen Tages und eine warme Brise wehte von der weiten, leeren Aue herüber, trug den Geruch von trockenem Gras und blühenden Wildblumen mit sich. Die Hügellandschaft, von verstreuten Baumgruppen durchzogen, erstreckte sich über Meilen, bis an den dunklen Rand eines Waldes. In der Ferne deutete ein dunkler Flecken auf eine Art See hin.
    Isak kannte diesen Wald von Reisen in seinem früheren Leben, als er noch ein unwissender und unwichtiger Junge in einem Wagenzug gewesen war. Sein heutiges Leben als Herzog war dagegen gänzlich anders.
    Es gab nur eine Straße, die sich mit Kiefernadeln bedeckt unter einem Baldachin aus großen, alten Kiefern hindurchschlängelte. Es war ihm wie die letzte Bastion seiner Heimat erschienen, obwohl sie sich weit jenseits der Grenze zu Farlan befanden, bevor sich das Land öffnete und alle anderen einließ. Zur Rechten erstreckte sich eine Reihe kleiner Hügel, mit Ginsterbüschen gesäumt, und er erinnerte sich daran, sie dereinst von der anderen
Seite aus gesehen zu haben. Die regelmäßigen Huckel hatten stets zu gleichmäßig ausgesehen und wirkten, als würde sich eine riesige Schlange aus ihrem Bau in die Senke winden, über der sie nun standen.
    Carel, der Hauptmann von Isaks Garde, Freund und Mentor aus seiner Jugend, hatte ihm von all den Schlachten erzählt, die geführt worden waren, nur weil diese Hügel an eine Schlange erinnerten, das erwählte Tier ihres Gottes Nartis; dies allein war für vergangene Lords in Tirah Grund genug gewesen, diesen Ort als die rechtmäßige Grenze zwischen den Ländern zu betrachten. Doch waren sie nicht in der Lage gewesen, diese Grenze zu halten. Das Gelände war so beschaffen, dass dieser Ort durch von Süden heranziehende Armeen leicht zu umzingeln und abzuriegeln war. Die Wachtürme, die man errichtet hatte, um vor nahenden Feinden gewarnt zu werden, waren ebenso wie die auf der Grenze errichtete Burg schon lange niedergerissen worden. Heute fand sich kaum noch eine Spur von ihnen.
    Sie kamen auf ihrer eiligen Heimreise dank König Emins königlicher Barke gut voran. Diese hatte sie flugs bis zur Grenze gebracht, wo einer seiner in Schwarz gekleideten Getreuen ihnen bereits ein schnelles Flussschiff für den nächsten Abschnitt der Reise gesichert hatte. Doch mit einem Mal hatte Isak keine Eile mehr, in Gebiete zu gelangen, die ihm gehörten. Hier war es friedlich. Hier hatten sie das Land für sich. Nach seiner Niederlage in Narkang hatte sich der Weiße Zirkel vollständig aus dem Konflikt in Tor Milist zurückgezogen und der herrschende Herzog hatte all seine Truppen zurückgerufen, um mit den Zurückgelassenen aufzuräumen. Beinahe über Nacht war es an Tor Milists östlicher Grenze, die entlang des Flusses verlief, der Isak und seine Mannen nach Hause gebracht hatte, so ruhig wie seit einem Jahrhundert nicht mehr geworden. Isak spürte ein Lächeln auf seinem von der Sonne gewärmten Gesicht. Er hörte
Vögel, das eindeutige Trillern einer Singdrossel in den dunklen Ginsterbüschen und etwas weiter entfernt das Geschnatter von Staren, die am Himmel kreisten.
    Ich erinnere mich an einen Tag wie diesen. Ich war auf Beizjagd mit meinen Söhnen und Cousins. Der Wind roch genauso wie heute, nach warmem Gras und Wildblumen.
    Gedankenverloren nickte Isak zu den Worten der Stimme in seinem Kopf. Graf Vesna bemerkte die Bewegung aus dem Augenwinkel. Der gut aussehende Adelige hob den Blick zu Isak, erschauderte beinahe unmerklich und wandte sich ab. Isak hatte seinen Gefährten berichtet, was in der Nacht in Llehden geschehen war, als die Prophezeiung in sein Leben und die Seele eines toten

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