Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)
auf.
Evangeline errötete. »Gütiger! Ich muss mich um meine Gäste kümmern!«
Mit diesen Worten duckte sie sich unter Austins Arm hindurch, rang sich ein freundliches Lächeln ab und marschierte zu ihrer Cousine. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Austin sie beobachtete, und ihr wurde heiß.
Der einzige Haken bei ihrem Plan war die Anwesenheit von Beth und Mrs. Milhouse. Die beiden Damen waren nicht eingeweiht, und ihnen alles zu erklären wäre viel zu kompliziert. Evangeline flüsterte Mrs. Milhouse kurz etwas zu, dann lud die nette Dame Beth ein, mit ihr nach nebenan zu kommen, wo sie es etwas bequemer hätten. Evangeline versprach, sich bald zu ihnen zu gesellen.
Sie begleitete die beiden bis zur Haustür und kehrte dann in den Salon zurück, in dem nun ausschließlich Herren versammelt waren. Ihr Herz klopfte, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Sie musste es tun. Es war ihr Plan, und sie musste ihn ausführen.
Sie sah zu Austin. Wie prächtig er in seiner dunklen Jacke und der Ziegenlederhose aussah! Die Spitze an seinen Ärmelaufschlägen fiel ihm über die starken Hände – Hände, die sie so sanft gestreichelt hatten, als sie zusammen in seinem Bett gelegen hatten. Dieselben Hände hatten brennendes Verlangen in ihr entfacht, ihre Weiblichkeit erweckt.
Sein Haar war zu einem strengen Zopf zurückgebunden und schimmerte rötlich im Sonnenlicht, das ins Zimmer fiel. Seine dunklen Augen, die nun vollkommen ruhig blickten, hatten letzte Nacht eine solch herzzerreißende Angst ausgedrückt. Und Evangeline hatte sich nichts sehnlicher gewünscht, als die ganze Welt für ihn besser zu machen.
Was sie nun konnte – auf ihre eigene bescheidene Weise.
Sie zog die Doppeltüren hinter sich zu und schaute hinüber zu Mr. Seward, der ihren Blick erwiderte. Dann nickte sie dezent, worauf er sich das Kanapee in den Mund steckte, das er gerade hielt, und sich die Krümel abwischte.
»Gentlemen«, sagte sie mit klarer Stimme.
Alle verstummten, und die Offiziere, Männer sowie Lord Rudolph wandten sich zu ihr. Austin beobachtete sie verwundert.
»Jetzt!«
Sofort drehten sich sämtliche Herren zu ihrem Bräutigam und zogen Seile aus ihren Taschen und unter ihren Jacken hervor. Auf Sewards Befehl hin stürzten sich alle auf den verdutzten Austin und warfen ihn zu Boden.
Kapitel 27
W as zum Teufel …?«
Austin blieb die Luft weg, als er zu Boden fiel und Osborn ihm ein Knie auf die Brust stemmte. Dann jedoch fing er sich wieder, packte Osborns Bein und kippte den Mann von sich herunter.
Kaum hatte er sich wieder aufgerappelt, stürzte Seward sich auf seinen Captain. Der junge Mann bewies jenen frischen Kampfgeist und jene Energie, die Austin einst besessen, in zehn harten Jahren auf See aber eingebüßt hatte. Mit knapper Not gelang es ihm, Sewards fliegende Arme abzuwehren, während der mit fast beängstigender Entschlossenheit weiter angriff.
Jemand ergriff Austin von hinten. Er schlug mit dem Kopf nach ihm aus und hörte, wie Wittington stöhnte. Doch der verdammte Engländer ließ ihn nicht los! Noch ein Mann kam hinzu, der Austin den Arm auf den Rücken zog. Gleich darauf fühlte er ein Tau an seinen Handgelenken.
Was zum Teufel ging hier vor? Während er kämpfte, nahm er vage wahr, dass Evangeline weiter hinten stand und sich eine Hand auf den Mund presste. Sie hatte den Männern das Signal gegeben, sich auf ihn zu stürzen. Waren sie, Wittington und Austins gesamte Crew ,Teil von Captain Gainesboroughs Verschwörung?
Dieser Gedanke zerriss ihm das Herz in der Brust. Zugleich wurde er rasend wütend. Sollte er die Frau seiner Träume gefunden haben, um jetzt festzustellen, dass sie sein Alptraum war? Er hätte sich denken müssen, dass nichts schwerer zu erlangen war als vollkommener Frieden! Sein Mentor hatte ihn verraten, und diesen Schlag konnte Austin schon kaum verkraften. Aber dass Evangeline sich gegen ihn wandte, steigerte seinen Kummer ins Unermessliche.
Geschwind schlang Wittington das Seil um Austins Hände. Der Captain verlagerte sein Gewicht und landete einen heftigen Tritt in Sewards Magen. Der junge Mann riss die Augen weit auf, ächzte und sackte zusammen.
Dann bekam Austin das Seil zu packen und zerrte daran. Wittington ließ nicht locker, doch Austin drehte sich abrupt um, entriss sich ihm und mühte sich weiter, die Fessel loszuwerden. Nochmals trat er nach Osborn, den er diesmal an der Hüfte erwischte, als er auf ihn zusprang.
Schließlich fiel das Seil herunter.
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