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Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)

Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition)

Titel: Sturmfahrt der Liebe: Er war der König der Meere - und sie die Herrscherin seines Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Stiefbruder erschießen und Sie dabei zusehen lassen.«
    Die Entschlossenheit in Annas Augen entging Evangeline nicht. Ihr Stiefbruder Thomas Edgewood hatte sich in dem Moment in diese Frau verliebt, als er ihr erstmals in Liverpool begegnet war. Verzückt war er gewesen, dass sie der dritte Passagier an Bord des Handelsschiffes Aurora in Richtung Boston sein würde. Während Evangeline die üppige Dame mit den kalten Augen auf Anhieb nicht gemocht hatte, war Thomas ihrem falschen Charme erlegen.
    Anna teilte eine Kammer mit Evangeline und hatte versucht, sich mit ihr anzufreunden. Indes hatte Evangeline ihr nicht recht getraut, wenngleich sie sich nie erträumt hätte, dass die Frau imstande wäre, eine Meuterei anzuzetteln. Das war unvorstellbar!
    Heute Abend war Anna mit Evangeline gemeinsam in die Kabine zurückgekehrt, hatte die Tür hinter ihnen geschlossen und ihr von dem haarsträubenden Plan berichtet, dem ersten Offizier Foster zu helfen, das Kommando über das Handelsschiff zu übernehmen.
    Als Erstes hatte sich in Evangeline Angst geregt, die jedoch nicht lange anhielt. Bald schon legte sich eine befremdliche Ruhe über ihr Gemüt – dieselbe Ruhe, die sie beim Brand in Tottenham Grange empfunden hatte, als sie in den dritten Stock geeilt war, um den beiden verängstigten Zofen zu helfen, die dort von den Flammen eingekesselt waren. Sie erinnerte sich bis heute sehr deutlich daran, wie sie die Läden aufgestoßen und beiden jungen Mädchen befohlen hatte, auf die Leiter zu klettern, die draußen wartete. Sie selbst war erst nach ihnen hinuntergestiegen. Sobald sie wieder in Sicherheit war, brach sie zusammen und kam erst am nächsten Tag wieder zu sich, um zu erfahren, dass das Haus ihres Vaters in Schutt und Asche lag.
    Damals hatte sie nach dem Motto Hauptsache überleben gehandelt, und das ging ihr auch heute durch den Kopf. Erst einmal musste sie überleben, dann konnte sie immer noch über eine Lösung nachdenken.
    Sie hob den Kopf. »Na schön. Was soll ich tun?«

    Anna schilderte ihren Plan, woraufhin Evangeline sie unglücklich ansah. »Sie wollen, dass ich den Captain ablenke? Wie in aller Welt soll ich das anstellen?«
    »Ganz einfach, meine Teure: Lieutenant Foster hat viele Männer, die ihm treu ergeben sind. Sie lenken den Captain für eine Viertelstunde ab, und Foster löst währenddessen die Meuterei aus. Es wird alles ganz schnell gehen.«
    »Aber ich gelange nie auch nur in die Nähe des Captains! Er hält sich stets von den Passagieren fern und hat sogar seine eigene Wache. Nein, ich werde Ihnen nicht nützen können.«
    »Seien Sie nicht albern! Wie ich von Mr. Foster weiß, pflegt der Captain feste Gewohnheiten. Er zieht sich jeden Abend um neun Uhr in seine Kajüte zurück.« Sie nahm eine goldene Taschenuhr aus ihrem Dekolleté und öffnete sie. »Das war vor einer halben Stunde. Sein Steward bringt ihm um fünf nach neun eine Karaffe Brandy. Danach lässt er ihn in Ruhe, bis der Captain zu Bett geht. Und um den Steward brauchen Sie sich ohnehin nicht zu sorgen. Das übernehmen wir.«
    »Wie? Sie wollen ihn doch nicht töten?«
    »Wir betäuben ihn bloß«, erwiderte Anna zu schnell. »Ehrenwort! Sie brauchen nichts weiter zu tun, als Captain Blackwells Aufmerksamkeit zu fesseln, während wir diejenigen zusammentrommeln, die uns helfen. Alles wird vorbei sein, ehe Sie’s vermuten.«
    »Und was gedenken Sie dann mit dem Captain zu machen?«
    Anna zuckte mit den Schultern. »Sollte er sich nicht ergeben, werden wir …« In diesem Moment sah sie Evangelines Blick. »Werden wir ihn einsperren und freilassen, sobald wir anlegen.«
    »Schwören Sie das?«
    »Hach, um Himmels willen! Ja, ich schwör’s.«
    Evangeline griff unter ihr Kissen und zog ihr rotgebundenes Gebetbuch hervor. »Schwören Sie hierauf! Das Wort einer Lügnerin und Meuterin allein genügt mir nicht.«
    Anna verdrehte seufzend die Augen, legte aber ihre Hand auf das Buch. »Ich schwöre. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Evangeline steckte das Buch zurück unter ihr Kissen. »Ich verstehe nach wie vor nicht, wie Sie sich vorstellen, dass ich ihn ablenken kann. Was hätte ich mit ihm zu bereden, das seine Aufmerksamkeit hinreichend fesselt?«
    »Was für ein naives Kind Sie doch sind! Sie sollen sich nicht mit ihm unterhalten , sondern ihn verführen!«
    Wasser sprühte gegen den Rumpf, was ein Geräusch wie Sand auf Glas machte. Die Laterne quietschte an ihrer Kette. Evangeline drückte sich eine Hand aufs Herz.

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