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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Fragen, die Ihr stellen wolltet…«
    Siri lachte erleichtert auf und erinnerte sich erst jetzt an die Bitte, die sie gegenüber Lichtsang geäußert hatte. Sie warf einen raschen Blick auf die Priester in der Arena. » Sollten wir nicht den Reden mehr Aufmerksamkeit schenken?«
    Lichtsang machte eine abwehrende Handbewegung. » Aufmerksamkeit? Lächerlich! Wir würden zu viel Verantwortung zeigen. Um aller Farben willen, wir sind Götter! Zumindest bin ich einer. Und Ihr seid nahe dran. Ihr seid eine Schwiegergöttin, wenn ich es so sagen darf. Wollt Ihr wirklich einer Horde langweiliger Priester zuhören, die sich über Abwasserkanäle ereifern?«
    Siri zog eine Grimasse. » Das hatte ich mir gedacht. Außerdem haben wir beide in dieser Angelegenheit kein Stimmrecht. Also sollten wir unsere Zeit weiser verbringen. Wir wissen nicht, wann sie uns ausgehen wird.«
    » Ausgehen?«, fragte Siri. » Aber Ihr seid unsterblich!«
    » Ich meinte nicht die Zeit«, sagte Lichtsang und hielt seinen Teller hoch, » sondern die Frucht. Ich hasse es, einem Geschichtenerzähler ohne eine Weintraube zuzuhören.«
    Siri verdrehte die Augen, aß aber weiter ihre Trauben. Der Geschichtenerzähler wartete geduldig. Als sie ihn genauer ansah, bemerkte sie, dass er nicht so alt war, wie es zuerst den Anschein gehabt hatte. Der Bart musste ein Erkennungszeichen seiner Zunft sein, und auch wenn er nicht falsch zu sein schien, war er vermutlich doch zumindest gebleicht. Der Mann war viel jünger, als er erscheinen wollte.
    Dennoch bezweifelte sie nicht, dass Lichtsang den Allerbesten herbestellt hatte. Sie lehnte sich auf ihrer Chaiselongue zurück, die, wie sie jetzt bemerkte, für jemanden von ihrer Größe hergestellt worden war. Ich sollte vorsichtig mit meinen Fragen sein, dachte sie. Ich darf nicht offen nach dem Tod der früheren Gottkönige fragen; das wäre allzu deutlich.
    » Geschichtenerzähler«, sagte sie, » was weißt du über die Geschichte Hallandrens?«
    » Viel, meine Königin«, antwortete er und neigte den Kopf.
    » Berichte mir von den Tagen vor der Trennung zwischen Idris und Hallandren.«
    » Ah«, meinte der Mann und griff in seine Tasche. Er zog eine Handvoll Sand heraus und rieb ihn zwischen den Fingern, so dass er in einem sanften Strom zu Boden rieselte. Die Körner wurden vom Wind ein wenig verweht. » Eure Majestät wünscht eine der tiefen Geschichten aus alter Zeit zu hören. Eine Geschichte, die vor dem Beginn aller Zeit spielt?«
    » Ich will etwas über die Ursprünge der hallandrischen Gottkönige erfahren.«
    » Dann beginnen wir im Nebel der Vergangenheit«, sagte der Geschichtenerzähler, hob die andere Hand und ließ pulverigen schwarzen Sand aus ihr fallen, der sich mit dem Sand aus der ersten Hand vermischte. Während Siri zuschaute, wurde der schwarze Sand weiß. Sie hielt den Kopf schräg und lächelte über dieses Kunststückchen.
    » Der erste Gottkönig von Hallandren lebte vor Urzeiten«, sagte Hoid. » Ja, Urzeiten. Vor den Königreichen und Städten, vor den Monarchen und Religionen. Nur die Berge waren schon vor ihm da. Wie die Fingerknöchel des Schlafenden Riesen dort unten bildeten sie dieses Tal, das sowohl Panthern als auch Blumen eine Heimstatt war.
    Wir reden nur von › dem Tal‹, einem Ort, der damals keinen Namen hatte. Noch beherrschte das Volk von Schedesch die Welt. Es segelte über das Innere Meer, kam aus dem Osten und entdeckte als Erstes dieses seltsame Land. Seine schriftlichen Hinterlassenschaften sind spärlich, sein Reich ist längst zu Staub zerfallen, aber die Erinnerung an dieses Volk bleibt. Vielleicht könnt Ihr Euch das Erstaunen der Schedesch vorstellen, als sie hier eintrafen? Es war ein Ort mit feinstem Sandstrand, mit Früchten im Übermaß und seltsamen, fremdartigen Wäldern.«
    Hoid griff in seine Robe und zog etwas anderes heraus. Er ließ es vor sich zu Boden fallen– es waren kleine grüne Blätter aus den Wedeln eines Farns.
    » Sie nannten es das Paradies«, flüsterte Hoid. » Ein Paradies, verborgen zwischen den Bergen, ein Land mit angenehmem Regen, der nie kalt war, ein Land, in dem saftige Wildfrüchte wuchsen.« Er warf die Handvoll Blätter in die Luft, und in ihrer Mitte explodierte farbiger Staub wie ein kleines flammenloses Feuerwerk. Sattes Rot und Blau mischten sich in der Luft und umwehten den Geschichtenerzähler.
    » Ein Land der Farben«, sagte er. » Wegen der Tränen von Edgli, der verblüffenden Pflanzen von solcher Strahlkraft,

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