Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
seine Künste in jenem Lokal unter Beweis gestellt hatte.
Klump schwang sein Schwert und erwischte einen anderen Leblosen am Bein. Ein Weiterer aber rammte ihm ein Schwert mitten in den Bauch. Etwas Klares floss an den Seiten der Klinge hervor und besprühte Vivenna. Klump stieß nicht einmal ein Ächzen aus, als er erneut mit seiner Waffe ausholte und ein zweites Geschöpf köpfte.
Der Leblosen-Wächter fiel zu Boden und ließ dabei seine Waffe los, die noch immer in Klumps Bauch steckte. Einer der anderen Wächter stolperte davon; aus seinem Bein troff klares Blut, dann brach auch er auf dem Pflaster zusammen. Rasch wandte Klump seine Aufmerksamkeit dem letzten noch stehenden Leblosen zu, der sich nicht zurückzog, sondern sich offensichtlich verteidigen wollte.
Es gelang ihm nicht; Klump hatte ihn schon nach wenigen Sekunden gefällt. Er hieb mit seinem Schwert wiederholt auf die Waffe seines Gegners ein, dann wirbelte er unvermutet herum und trennte die Schwerthand seines Feindes ab. Es folgte ein Schlag in den Magen, der die Kreatur zu Boden schickte. In einer letzten Bewegung stieß Klump seine Klinge in den Hals der gestürzten Kreatur, damit sie nicht mehr mit einem Messer in der Hand auf Vivenna zukriechen konnte.
Es wurde still in der Gasse. Klump wandte sich Vivenna zu. Keine Regung lag in seinem Blick; sein kantiger Kiefer und das rechteckige Gesicht auf dem dicken, muskulösen Hals waren vollkommen ausdruckslos. Plötzlich zuckte er. Er schüttelte den Kopf, als ob er versuchte, einen klaren Blick zu bekommen. Eine schrecklich große Menge der durchsichtigen Flüssigkeit ergoss sich aus seinem Rumpf. Er legte eine Hand gegen die Mauer und sackte dann in die Knie.
Zuerst zögerte Vivenna; dann streckte sie die Hand nach ihm aus und berührte ihn am Arm. Die Haut war kalt.
Ein Schatten bewegte sich auf der anderen Seite der Gasse. Angespannt schaute sie hoch, noch immer war sie schockiert.
» O Farben!«, rief Tonk Fah, der auf sie zulief. Seine Kleidung war von der klaren Flüssigkeit durchtränkt. » Denth! Sie ist hier!« Er kniete neben Vivenna nieder. » Ist alles in Ordnung mit Euch?«
Sie nickte benommen und bemerkte kaum, dass sie noch immer den Rock in der Hand hielt. Das bedeutete, dass ihre Beine bis über die Knie entblößt waren. Sie hatte nicht mehr die Kraft, sich deswegen zu schämen. Und es war ihr gleichermaßen egal, dass ihr Haar weiß geworden war. Sie starrte nur Klump an, der mit geneigtem Kopf vor ihr kniete, als betete er vor einem seltsamen Altar. Die Waffe fiel ihm aus den zuckenden Fingern und klapperte auf die gepflasterte Straße. Mit glasigen Augen starrte er nach vorn.
Tonk Fah folgte Vivennas Blick und sah Klump an. » Ja«, sagte er. » Darüber wird Juwelchen keineswegs erfreut sein. Kommt, wir müssen von hier verschwinden.«
Kapitel 32
W enn Siri erwachte, war er jedes Mal bereits gegangen. Sie lag in dem großen, gut ausgepolsterten Bett, und dasMorgenlicht strömte durch das Fenster. Es war bereits ziemlich heiß, und sogar das einzelne Laken war ihr zu warm. Sie warf es von sich, blieb aber im Bett und schaute hoch zur Decke.
Am Stand der Sonne erkannte sie, dass es schon fast Mittag war. Sie und Susebron hatten es sich angewöhnt, lange aufzubleiben und sich miteinander zu unterhalten. Das war vermutlich gut so. Man sah sie jeden Morgen später aufstehen und konnte so auf den Gedanken kommen, dass diese Schläfrigkeit andere Gründe hatte.
Sie reckte und streckte sich. Zuerst war es sehr seltsam gewesen, mit dem Gottkönig in Verbindung zu treten. Doch je mehr Zeit verging, desto natürlicher erschien es Siri. Sie empfand seine schriftlichen Botschaften– unsichere, ungeübte Buchstaben, mit denen er so bemerkenswerte Gedanken ausdrückte– als liebenswert. Wenn er sprechen könnte, wäre seine Stimme vermutlich sehr freundlich. Er war so sanft. Das hätte sie nie erwartet.
Sie lächelte, sank zurück in die Kissen und wünschte sich, er wäre noch da, wenn sie erwachte. Sie war glücklich. Auch das hätte sie von ihrem Aufenthalt in Hallandren nie erwartet. Allerdings vermisste sie das Hochland, und es ärgerte sie, dass sie den Hof der Götter nicht verlassen durfte.
Doch es gab noch andere Dinge. Wunderbare Dinge. Die strahlenden Farben, die Schausteller, die schier überwältigende Erfahrung von T’Telir. Und da war die Gelegenheit, jede Nacht eine Unterhaltung mit Susebron zu führen. Siris Unverfrorenheit war für ihre Familie eine Schande
Weitere Kostenlose Bücher