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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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herausgerissen worden. So dass alle Welt sie sehen konnte. Entblößt.
    Vivenna schloss die Augen. Stunden später zitterte sie noch immer, als sie an ihre Flucht dachte. Sie hatte befürchtet, sterben zu müssen. Was hatte sie dabei über sich selbst gelernt? Schicklichkeit hatte ihr in diesem Augenblick nichts mehr bedeutet– sie hatte sich lieber den Rock vom Leib gerissen, als noch einmal darüber zu stolpern. Ihre Haare waren ihr gleichgültig gewesen; Vivenna hatte sie nicht mehr beachtet, sobald sie in Gefahr schwebte. Und anscheinend hatte ihr auch die Religion nichts mehr bedeutet. Sie war allerdings nicht in der Lage gewesen, ihren Hauch richtig einzusetzen– es war ihr nicht einmal gelungen, erfolgreich eine Blasphemie zu begehen.
    » Ich bin versucht, einfach zu gehen«, murmelte Juwelchen. » Du und ich. Einfach weggehen.«
    Klump regte sich, und Vivenna öffnete die Augen und sah, wie er aufzustehen versuchte, obwohl seine Eingeweide heraushingen.
    Juwelchen stieß einen Fluch aus. » Leg dich wieder hin«, zischte sie kaum hörbar. » Du von allen Farben verfluchtes Ding. Geheul der Sonne. Reg dich nicht mehr. Geheul der Sonne.«
    Vivenna beobachtete, wie Klump sich hinlegte und reglos wurde. Sie gehorchen den Kommandos, dachte sie, aber sie sind nicht sehr klug. Er hat versucht, wegzugehen und damit Juwelchens unbedacht ausgesprochenem Befehl zu gehorchen. Und was war das für ein Unsinn, den Juwelchen über die Sonne gesagt hatte? War das eine der Sicherheitslosungen, die Denth erwähnt hatte?
    Vivenna hörte Schritte auf der Treppe, die in den Keller führte. Die Tür wurde geöffnet, und Denth erschien. Er schloss die Tür hinter sich, kam herüber und gab Juwelchen etwas, das wie ein großer Weinschlauch aussah. Die Frau nahm es entgegen und fuhr sofort in ihrer Arbeit fort. Denth ging hinüber und setzte sich neben Vivenna.
    » Es heißt, man kennt sich erst dann selbst, wenn man zum ersten Mal dem Tod gegenübergestanden hat«, sagte er im Plauderton. » Ich habe keine Ahnung davon. Mir scheint die Person, die man im Augenblick des Todes ist, nicht so wichtig zu sein wie die, welche man zu Lebzeiten war. Warum sollten ein paar Augenblicke wichtiger sein als ein ganzes Leben?«
    Vivenna sagte nichts darauf.
    » Jeder erschrickt irgendwann einmal, Prinzessin. Sogar tapfere Männer rennen weg, wenn sie zum ersten Mal in die Schlacht ziehen. Deshalb wird in den Armeen so viel trainiert. Diejenigen, die standhaft bleiben, sind nicht die Mutigen, sondern die gut Ausgebildeten. Wir haben Instinkte wie jedes andere Tier. Manchmal überwältigen sie uns. Und das ist in Ordnung.«
    Vivenna beobachtete, wie Juwelchen vorsichtig die Eingeweide zurück in Klumps Bauch schob. Sie holte ein kleines Päckchen hervor und nahm etwas daraus, das wie ein Streifen Fleisch aussah.
    » Ihr habt Euch wirklich gut gehalten«, sagte Denth. » Ihr habt alle Sinne zusammengehalten. Ihr seid nicht erstarrt. Ihr habt den schnellsten Ausweg gefunden. Ich war schon der Leibwächter von Personen, die einfach dagestanden sind und gestorben wären, wenn ich sie nicht durchgeschüttelt und gezwungen hätte wegzulaufen.«
    » Ich will, dass du mir das Erwecken beibringst«, flüsterte Vivenna.
    Er zuckte zusammen und starrte sie an. » Wollt Ihr .. darüber nicht erst einmal etwas nachdenken?«
    » Das habe ich schon«, wisperte sie. Sie hatte die Arme um die Knie geschlungen und das Kinn auf ihnen abgestützt. » Ich dachte, ich wäre stärker. Ich dachte, ich würde eher sterben, als das zu versuchen. Aber das war eine Lüge. In diesem Augenblick hätte ich alles getan, um zu überleben.«
    Denth lächelte. » Ihr würdet eine gute Söldnerin abgeben.«
    » Es ist falsch«, sagte sie und starrte vor sich. » Aber ich kann sowieso nicht mehr behaupten, rein zu sein. Also kann ich versuchen, das zu verstehen, was ich besitze. Und es anzuwenden. Wenn das mich verdammen sollte, dann ist es eben so. Wenigstens wird es mir so lange zu überleben helfen, wie es nötig ist, um die Hallandrener zu vernichten.«
    Denth hob eine Braue. » Jetzt wollt Ihr sie schon alle vernichten? Keine einfache Sabotage oder Unterwanderung mehr?«
    Sie schüttelte den Kopf. » Ich will dieses Königreich stürzen«, flüsterte sie. » So wie die Bandenführer es gesagt haben. Es verdirbt diese armen Leute. Es hat sogar die Macht, mich zu verderben. Ich hasse es.«
    » Ich…«
    » Nein, Denth«, sagte Vivenna. Ihr Haar färbte sich zu einem tiefen Rot,

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