Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker
Dass ihrem Gemahl sterbenslangweilig wird, sobald sie ihm einen Sohn geboren hat.«
» Ich versuche nicht, angenehm zu erscheinen, Euer Gnaden«, entgegnete der Geschichtenerzähler und verneigte sich. Der verschiedenfarbige Staub zu seinen Füßen vermischte sich in der leichten Brise. » Ich erzähle nur Geschichten. Und diese ist den meisten bekannt. Ich war der Meinung, dass Ihre Majestät sie ebenfalls kennt.«
» Danke«, sagte Siri leise. » Es war gut, dass du darüber gesprochen hast. Sag mir, wo hast du diese… ungewöhnliche Art des Geschichtenerzählens gelernt?«
Hoid schaute auf und lächelte. » Ich habe sie vor vielen, vielen Jahren von einem Mann gelernt, der nicht wusste, wer er selbst war, Euer Majestät. Es war an einem fernen Ort, an dem zwei Länder zusammentreffen und Götter gestorben sind. Aber das ist unwichtig.«
Siri schrieb diese vage Erklärung Hoids Verlangen zu, für sich selbst eine romantische und rätselhafte Vergangenheit zu erschaffen. Viel interessanter war für sie, was er über den Tod der Gottkönige zu sagen hatte.
Also gibt es eine offizielle Erklärung, dachte sie, während sie einen Stich in der Magengegend verspürte. Und es ist tatsächlich eine ziemlich gute. Aus theologischer Sicht ergibt es einen Sinn, wenn die Gottkönige verscheiden, nachdem sie für einen geeigneten Nachfolger gesorgt haben.
Aber das erklärt nicht, wie Friedensstifters Schatz – der Reichtum an Hauch – von einem Gottkönig an den anderen weitergegeben wird, wenn sie keine Zungen haben. Und es erklärt nicht, warum ein Mann wie Susebron des Lebens müde werden sollte, wo er doch so begierig danach zu sein scheint.
Die offizielle Geschichte war für all jene glaubhaft, die den Gottkönig nicht kannten. Aber bei Siri fiel sie durch. Susebron würde so etwas niemals tun. Nicht jetzt.
Aber… Würden sich die Dinge ändern, wenn sie ihm einen Sohn gebar? Würde Susebron ihrer so schnell überdrüssig werden?
» Vielleicht sollten wir hoffen, dass der alte Susebron dahinscheidet, meine Königin«, sagte Lichtsang leichthin und stocherte in den Trauben herum. » Ich vermute, Ihr seid zu alldem gezwungen worden. Wenn Susebron stirbt, könntet Ihr vielleicht sogar wieder nach Hause gehen. Dann werden Menschen geheilt sein und ein neuer Erbe auf dem Thron sitzen. Es ist nichts Schlimmes passiert, und alle sind entweder glücklich oder tot.«
Unten stritten die Priester weiterhin miteinander. Hoid verneigte sich und wartete darauf, entlassen zu werden.
Glücklich … oder tot. Ihr Herz tat einen Sprung. » Entschuldigt mich«, sagte sie und stand auf. » Ich würde gern einen kleinen Spaziergang machen. Vielen Dank für deine Geschichten, Hoid.«
Mit diesen Worten und ihrem Gefolge im Schlepptau verließ sie rasch die Loge. Sie zog es vor, dass Lichtsang ihre Tränen nicht sah.
Kapitel 33
J uwelchen arbeitete still, beachtete Vivenna nicht weiter und machte einen weiteren Stich. Klumps Innereien– die Eingeweide, der Magen und einige andere Gegenstände, die sich Vivenna lieber nicht genauer ansehen wollte– lagen auf dem Boden neben ihm. Sie waren sorgfältig aneinandergereiht, so dass sie wieder instand gesetzt werden konnten. Juwelchen arbeitete gerade an den Eingeweiden und nähte sie mit einem besonders dicken Faden und einer gebogenen Nadel zusammen.
Es war grausig. Aber es berührte Vivenna nicht so sehr wie der Schock, den sie früher am Tag erlitten hatte. Sie befanden sich im Unterschlupf. Tonk Fah hatte sich auf den Weg zum regulären Haus gemacht, weil er nachsehen wollte, ob es Parlin gutging. Denth war unten und holte gerade irgendetwas.
Vivenna saß auf dem Boden. Sie hatte wieder ein langes Kleid angezogen, das sie unterwegs gekauft hatte– ihr Rock war vom Schlamm der Straße schmutzig geworden–, und hatte die Knie an die Brust gezogen. Juwelchen beachtete sie noch immer nicht; sie arbeitete auf einem Laken, das sie auf dem Boden ausgebreitet hatte. Wütend murmelte sie vor sich hin: » Dummes Ding. Kann nicht glauben, dass du so viel erleiden musstest, nur um sie zu schützen.«
Erleiden. War das der richtige Ausdruck im Zusammenhang mit Klump? Er war wach; Vivenna sah, dass seine Augen offen standen. Welchen Sinn hatte es, seine Eingeweide zusammenzunähen? Würden sie verheilen? Er brauchte nicht zu essen. Warum machte sie sich diese Mühe mit dem Gedärm? Vivenna erzitterte und schaute weg. Irgendwie fühlte sie sich, als wären ihr selbst die Eingeweide
Weitere Kostenlose Bücher