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Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker

Titel: Sturmklänge - Sanderson, B: Sturmklänge - Warbreaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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aus dem Fenster. Der Palast des Gottkönigs war höher als die umgebende Mauer, und das Schlafgemach lag nach Osten hinaus. Von hier aus hatte man einen Blick über das Meer. Siri betrachtete die fernen Wellen und spürte die Hitze der Nachmittagssonne. Solange sie nur das dünne Unterhemd trug, war die Wärme tatsächlich angenehm, und überdies wurde sie durch eine kühle Brise gelindert, die von der See herbeiwehte. Der Wind spielte in ihren langen Haaren und kräuselte das Gewebe ihres Hemdchens.
    Sie sollte eigentlich tot sein. Sie hatte den Gottkönig unmittelbar angesprochen, hatte sich aufgerichtet und etwas von ihm verlangt. Den ganzen Morgen hatte sie auf ihre Bestrafung gewartet. Es war keine erfolgt.
    Sie lehnte sich gegen den Fenstersims, hatte die Arme überkreuzt auf den Stein gelegt, schloss die Augen und spürte die Meeresbrise. Ein Teil von ihr war noch immer über ihr Verhalten entsetzt, doch dieser Teil wurde schwächer und schwächer. Ich habe die Dinge hier falsch angepackt, dachte sie. Ich habe mich von meinen Ängsten und Sorgen herumschubsen lassen.
    Normalerweise litt sie nicht unter Ängsten und Sorgen. Sie tat einfach das, was ihr richtig erschien. Allmählich dachte sie, dass sie schon vor einigen Tagen gegen den König hätte aufbegehren sollen. Vielleicht aber war sie nicht vorsichtig genug. Vielleicht würde die Bestrafung später erfolgen. Doch im Augenblick fühlte sie sich, als hätte sie etwas erreicht.
    Sie lächelte, öffnete die Augen und ließ es zu, dass sich die Farbe ihrer Haare zu einem entschlossenen Goldgelb änderte.
    Es war an der Zeit, keine Angst mehr zu haben.

Kapitel 13
    I ch werde ihn weggeben«, sagte Vivenna fest entschlossen. Sie saß mit den Söldnern in Lemex’ Haus. Es war am Tag, nachdem ihr der Hauch aufgezwungen worden war. Sie hatte eine rastlose Nacht verbracht, während die Söldner und die Krankenschwester für die Beseitigung von Lemex’ Leichnam gesorgt hatten. Vivenna erinnerte sich nicht daran, nach den Aufregungen und Anstrengungen des Tages eingeschlafen zu sein, nur dass sie in das andere Schlafzimmer im Obergeschoss gegangen war und sich niedergelegt hatte. Als sie aufgewacht war, hatte sie überrascht festgestellt, dass die Söldner noch da waren. Anscheinend hatten sie und Parlin unten geschlafen.
    Das nächtliche Nachdenken hatte ihr nicht weitergeholfen. Sie hatte noch immer diesen schmutzigen Hauch in sich und wusste nicht, was sie in Hallandren ohne Lemex tun sollte. Aber was den Hauch anging, so hatte sie durchaus eine Vorstellung von dem, was sie tun wollte. Es war möglich, ihn wegzugeben.
    Sie befanden sich in Lemex’ Wohnzimmer. Wie die meisten Orte in Hallandren war auch dieser voller Farben. Die Wände bestanden aus dünnen Streifen rohrartigen Holzes, gefleckt mit hellem Gelb und Grün. Vivenna musste feststellen, dass sie jede Farbe strahlender wahrnahm. Sie hatte einen seltsam scharfen Sinn für Farben bekommen– sie konnte verschiedene Farbtöne auseinanderhalten und verstand instinktiv, wie nahe jede Farbe dem Ideal kam.
    Es war sehr, sehr schwer, die Schönheit in den Farben nicht zu sehen.
    Denth lehnte an der Wand ihr gegenüber. Tonk Fah lümmelte sich auf einem Sofa herum und gähnte immer wieder; sein farbenfroher Vogel hockte auf seinem Fuß. Parlin hielt draußen Wache.
    » Weggeben, Prinzessin? Was?«, fragte Denth.
    » Den Hauch«, sagte Vivenna. Sie saß nicht in einem der plüschigen Sessel oder Sofas, sondern auf einem Küchenschemel. » Wir suchen draußen nach unglücklichen Menschen, die durch eure Kultur vergewaltigt wurden und denen man den Hauch gestohlen hat, und ich werde ihn ihnen wiedergeben.«
    Denth warf Tonk Fah einen raschen Blick zu, doch dieser gähnte nur.
    » Prinzessin«, sagte Denth, » Ihr könnt den Hauch nicht stückchenweise verteilen. Es muss alles auf einmal weggegeben werden.«
    » Einschließlich Eures eigenen Hauches«, fügte Tonk Fah hinzu.
    Denth nickte. » Das würde Euch zu einer Farblosen machen.«
    Bei diesem Gedanken drehte sich Vivenna der Magen um. Sie würde nicht nur den neuen Sinn für Schönheit und Farbe verlieren, sondern auch ihren eigenen Hauch, ihre Seele… das reichte beinahe aus, um ihr Haar weiß werden zu lassen. » Nein«, sagte sie. » Das ist wohl doch keine Möglichkeit.«
    Es wurde still im Zimmer.
    » Sie könnte Dinge erwecken«, bemerkte Tonk Fah und wackelte mit dem Fuß, was seinen Vogel zum Aufkreischen brachte. » Den Hauch in eine Hose stecken

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