Sturmkönige 02 - Wunschkrieg
Angreifern umgeben, die sie sich mit halsbrecherischen Manövern und Schwerthieben vom Leib hielten. Lange würden auch sie nicht mehr durchhalten.
Junis wandte sich wieder nach vorn. Er flog noch immer vor den gespannten Ketten entlang, unter ihm die Dschinne, die sie hielten, über ihm die vier Kettenmagier. Und darüber die wimmelnde Kugel aus Kali-Assassinen, die in ihrem Chamäleonflimmern mehr und mehr an Substanz gewann.
Noch immer keine Wirkung der Perlen.
Er hatte versagt. Er hatte Mukthir und Ali Saban sterben sehen, weil sie an ihn geglaubt hatten. Die Nächsten würden Maryam und der vierte Rebell sein. Und dann, wenn die Kali-Assassinen über das Tal herfielen, auch der Rest der Rebellenstreitmacht. Schon jetzt konnten nicht mehr viele Sturmkönige am Leben sein.
Vor ihm standen die Throne der Dschinnfürsten in der Luft, genau oberhalb der Felskante. Zwei behielten die Schlacht in der Tiefe im Auge, aber der dritte wandte seinen schwebenden Knochenthron herum und starrte dem fliegenden Teppich und seinem Reiter entgegen.
Junis verengte die Augen, um den Dschinnherrscher besser sehen zu können. Vor dem Gewirr aus Gebeinen, das die Rückenlehne des Throns bildete, wirkte der purpurne Körper des Wesens seltsam verschwommen, als wäre es mit dem verzweigten Knochenkonstrukt verwachsen. Hasserfüllt griff Junis nach seinem Schwert und holte aus, während er mit einem wilden Kriegsruf auf den Dschinnfürsten zuraste.
Er kam nie bei ihm an.
Ein helles Licht flammte auf und umfing Junis von allen Seiten. Zwei, drei Herzschläge lang glaubte er, er müsse verbrennen. Unter ihm geriet der Berg in Bewegung, als wollte die Erde sich aufbäumen. Ein gezackter Riss raste über die Kuppe, parallel zum Steilhang. Junis war sicher, dass der Dschinnfürst ihm einen Zauber entgegengeschleudert hatte. Wie in Trance, gefangen in diesem einen Augenblick, drehte er sich um und blickte zurück, sah Maryam, die mit ihrer Wirbelsturmsäule ins Trudeln geriet.
Sah, wie die Dschinne in Panik auseinanderstoben und die Ketten der Magier losließen.
Sah, wie die vier entstellten Gestalten kreischend aufstiegen, genau in das Nest aus Kali-Assassinen über ihren Köpfen, und davon verschluckt wurden. Die gewaltige flirrende Kugel aus krabbelnden Leibern zog sich um die vier zusammen, schrumpfte schlagartig auf die Hälfte ihrer Größe zusammen, zischend wie ein Stück Fleisch auf einem Herdstein, pulsierte noch ein-, zweimal und verschwand endgültig vom Himmel. Mit ihr lösten sich auch die vier Kettenmagier in Luft auf.
Junis verstand nicht, was geschah. Aber was es auch sein mochte, es war noch nicht zu Ende.
Etwas Gewaltiges, Vielbeiniges stakste über das Tal hinweg, so hoch wie die Berge selbst, wechselte vom gegenüberliegenden Hang zu diesem hier herüber. Im ersten Moment sah es aus wie ein Krake aus purem Licht, der auf zehn oder zwanzig Tentakelspitzen von einer Seite des Tals zur anderen balancierte. Dann aber erkannte Junis, dass dort oben, wo sich die Stränge aus Helligkeit vereinten, eine kleine Gestalt schwebte - Jibril!
Der Junge war von einer Aureole aus gleißendem Weiß umgeben. Aus ihr entsprangen die Fangarme aus Licht, auf denen sich das riesenhafte Gebilde bewegte wie auf Beinen. Jibril befand sich jetzt genau oberhalb des Tals, in der Mitte zwischen den beiden Bergen, und tief unter ihm brodelte noch immer die Hölle der Schlacht. Einzelne Lichttentakel tasteten herüber, bohrten sich in die Pulks aus panischen Dschinnen und verwandelten sie in lebende Fackeln. Prasselnd trudelten sie davon oder stürzten in die Tiefe.
Junis warf den Kopf in den Nacken und stieß einen wütenden Schrei aus. Sein Flug über das Tal, die geheimnisvollen Perlen – das alles war nur ein Ablenkungsmanöver gewesen, um Jibril die nötige Zeit zu verschaffen, dies hier zu tun. Der Junge hatte ihn benutzt, hatte ihn und Maryam und die anderen ins Verderben geschickt, um von sich selbst abzulenken. Nicht um sich in Sicherheit zu bringen, sondern um unter den Augen der Kettenmagier einen Zauber zu wirken, den sie sonst womöglich hätten verhindern können.
Mochte Jibril die Dschinne auch zu Dutzenden zu Asche verbrennen -Junis hatte den unbändigen Wunsch, ihn für seinen Betrug bezahlen zu lassen. Genau das, was er dem Jungen eben noch vorgeworfen hatte, war eingetreten – er hatte die Sturmkönige und ihn wie Spielfiguren bewegt. Jibril hatte sie alle geopfert, um zum letzten Schlag auszuholen. Es ging nicht mehr
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