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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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darum, einen Dschinnfürsten gefangen zu nehmen. Nur noch um vollständige Vernichtung, einen aberwitzigen Rausch der Zerstörung.
    Maryams Wirbelsturm geriet endgültig außer Kontrolle und kreuzte den Kurs der zweiten Windsäule. Junis brüllte auf, als sie abgeworfen wurde und stürzte. Aber sie fiel nicht in den Abgrund, sondern wurde von ihrem Schwung auf den Felskamm getragen. Dort prallte sie auf, genau unterhalb der Stelle, an der eben noch die Dschinne und Kettenmagier geschwebt hatten.
    Junis befahl dem Teppich umzukehren, noch während er nach hinten sah, aber im selben Moment warnte ihn das Muster auch schon vor dem, was sich vor ihm befand. Er wirbelte herum, wieder in Flugrichtung, und erkannte, dass die drei Dschinnfürsten beim Anblick der Lichttentakel auseinandergedriftet waren. Einer flog auf die rückwärtige Seite des Berges hinab, der zweite scheinbar ziellos hinaus übers Tal. Der dritte aber schoss auf seinem beinernen Thron genau auf Junis zu.
    Sie kollidierten nur einen Augenblick später.
    Junis sah die Fratze des Dschinnfürsten übergroß auf sich zurasen. Dann bäumte sich der Teppich auf, um ihn zu schützen, kippte abrupt nach hinten, stellte sich fast aufrecht. Im nächsten Moment krachten sie in der Luft aufeinander, so hart und schmerzhaft, dass das weiße Licht erlosch und von Schwärze verschluckt wurde. Unter, vor seinem Teppich hörte Junis Knochen brechen wie morsches Holz. Gleichzeitig wurde er abgeworfen. Ein zweiter Aufprall – steinhart am Boden, nur er allein, und als er den Kopf hob und genug Selbstbeherrschung aufbrachte, um die Augen zu öffnen, begriff er, dass er auf der Bergkuppe lag, unweit der Felskante, umgeben von abgestürzten, verkohlten Dschinnkadavern. Und da waren auch überall geborstene Knochen um ihn herum, weit verteilt über das braune Gestein. Den Hang hinab, in diesem und den angrenzenden Tälern, wogte der Staub Dutzende Meter hoch, und heraus drangen entsetzliches Geschrei und Getöse.
    Die Lichttentakel waberten noch immer zwischen den beiden Bergflanken, weit gefächert, schwankend wie Unterwasserpflanzen in einer Gezeitenströmung. Sie setzten weitere Dschinne in Brand, bohrten sich durch die Staubwolkendecke und tasteten zugleich nach zwei dunklen Punkten in der Luft, die sich der Lichtnabe näherten, dem gleißenden Knoten aus Helligkeit hoch über dem Tal – und der einsamen Kindsgestalt, die darin schwebte. Die beiden Dschinnfürsten gingen zum Gegenangriff über, rasten auf Jibril zu und mussten ihn jeden Moment erreichen.
    Aber Junis sah nicht mehr, was als Nächstes dort oben geschah, denn im selben Moment packte ihn eine Hand am Bein.
    Maryam!, schoss es ihm durch den Kopf. Sie war auch irgendwo hier auf dieser Bergkuppe, abgestürzt wie er, und sie hatte ihn gefunden, sie musste ihn -
    Es war nicht Maryam.
    Eine purpurne, staubbedeckte Klaue hatte sich um seine Wade geschlossen und drückte immer fester zu. Der Dschinnfürst lag auf dem Bauch, hatte den Kopf erhoben und starrte Junis an.
    Auf den ersten Blick unterschied er sich nicht von den gewöhnlichen Kriegern. Die geflammten Hautmuster seines Körpers waren unter all dem Blut kaum zu erkennen. Aber da war noch etwas anderes, das ihn weit mehr entstellte als bloße Wunden und Blutungen: Zahllose Knochensplitter hatten sich in seinen Leib gebohrt und ragten wie Stacheln daraus hervor. Dutzende, manche so lang wie ein Unterarm. Sie hatten die purpurne Haut des Dschinnfürsten durchstoßen, steckten tief in seinem Fleisch, in seinen Muskeln und Eingeweiden. Die Kreatur war derart gespickt damit, dass sie wie ein groteskes Gewächs erschien, aus dem weißgelbe Zweige nach allen Seiten wucherten.
    Die Klauenfinger schlossen sich immer fester. Junis schrie auf und trat mit dem anderen Bein zu, halb gezielt, halb in Panik, und beides zusammen verlieh ihm genug Kraft und Treffsicherheit, um den Stiefel mitten in die Fratze des Dschinnfürsten zu graben. Diesmal waren die Knochen, die unter seiner Sohle splitterten, keine menschlichen Gebeine. Der Schädel des Dschinns verformte sich unter seinem Tritt wie ungebrannter Lehm. Zugleich drang entsetzliches Gebrüll aus seinem Schlund.
    Junis trat noch einmal zu.
    Und noch mal.
    Der Griff um sein Bein löste sich in spastischen Zuckungen. Er stemmte sich hoch, schwankte zu dem Dschinnfürsten hinüber und ließ den Fuß abermals herabkrachen, diesmal mit aller Kraft und Wut und wahnhafter Verzweiflung.
    Der Schädel platzte unter seinem

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