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Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Sturmkönige 02 - Wunschkrieg

Titel: Sturmkönige 02 - Wunschkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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bereits in der Wüste gesehen hatte. Wie gehäutet schwebte sie am Ende der vier Ketten, während das Adernetz auf ihrem Leib in rhythmischen Schüben pulsierte. Die drei übrigen Magier waren ebenso scheußlich anzusehen: entstellte, grauenvoll zugerichtete Kreaturen aus rohem Fleisch und bizarren Schattierungen ihrer einstigen Menschlichkeit.
    Junis durfte sich nicht von der makaberen Faszination dieser Wesen ablenken lassen. In seiner Faust rieben die Perlen aneinander. Er konnte es nicht mehr erwarten, sie endlich in die Masse der Dschinne zu schleudern. Aber er musste noch näher heran, vor allem an die drei Fürsten auf den schwebenden Thronen. Vor den knöchernen Lehnen konnte er ihre Konturen nicht ausmachen, erahnte sie mehr, als dass er sie sah.
    Der Dschinntrupp, den sie ihm entgegenschickten, war größer als der erste, der ihm nach wie vor folgte. Sie wollten ihn in die Zange nehmen. Mit seiner List von vorhin würde er kein zweites Mal Erfolg haben. Er hatte keine Wahl, als es dennoch zu versuchen – was blieb ihm sonst übrig, allein gegen dreißig, vierzig Krieger? Aber er sah seine Chancen mit jedem Meter sinken, den ihn der Teppich vorwärtstrug.
    Die Dunkelheit über den Schädeln der Kettenmagier schien sich aus schillerndem Himmelsblau zu formen, nur schattenreicher, auf groteske Weise belebt und in Bewegung.
    Die Throne der Dschinnfürsten stiegen mit einem Mal höher, alle drei zugleich, als suchten sie einen besseren Aussichtspunkt. Als schwelgten sie in dem, was vor ihren Augen geschah, all dem Kämpfen, dem Leid, dem Sterben auf beiden Seiten. Ihr Frohlocken umgab sie wie eine finstere Aura, und das Heulen der Stürme und das Jammern des Gegenwinds verwandelten sich in ihr teuflisches Gelächter, das zwischen den Felshängen widerhallte.
    Die Zange der Dschinne vor und hinter Junis schloss sich unaufhaltsam. Krieger von allen Seiten. Über ihm die unsichtbare Grenze. Unter ihm die Ausläufer der Schlacht, die sich nun immer weiter über die Hänge ausbreitete, hinaus aus der Enge der Täler.
    Er holte aus, um die Perlen zu schleudern. Noch nicht nah genug!, schrie es in ihm.
    Funkelnde Klingen jagten wie Blitze auf ihn zu. Im Hintergrund waberte die dunkle Zusammenballung über den Magiern.
    Plötzlich war da ein einzelner Wirbelsturm, höher als alle anderen, ausgedünnt zu einer Säule aus kreisenden Staubpartikeln, die sich unmittelbar neben ihm emporschraubte.
    Darauf stand Maryam wie eine Statue auf dem höchsten aller Sockel, in einer Hand ihre Lanze, in der anderen ein Krummschwert.
    »Brauchst du Hilfe?«, rief sie ihm zu und lachte wie eine Kriegsgöttin, besudelt mit Dschinnblut und gelbem Sekret.

 
Fürstenblut
 
 
    Mit einem Mal war der Weg frei.
    Maryam sprengte die Front der Dschinne, die auf Junis zugerast kam. Purpurne Leiber wurden in alle Himmelsrichtungen geschleudert. Einige versuchten höher aufzusteigen, um der vernichtenden Wut des Sturms zu entgehen, gerieten dabei an die Grenze ihrer Flugkraft und trudelten ab. Maryam teilte Schläge mit dem Schwert nach rechts und links aus, während sie sicher am höchsten Punkt des Sturms balancierte wie auf einer Plattform aus kreisendem Nebel.
    Junis riss den Blick von ihr los, als er sah, dass sie mühelos mit mehreren Gegnern zugleich fertig wurde. Als er wieder nach vorn schaute, erkannte er, dass nur noch fünfzig Meter zwischen ihm und dem Felsgrat lagen. Weitere Dschinne schwirrten von dort empor wie Hornissen, aber mit einem Mal waren da noch mehr Stürme: Sie fegten den Hang herauf und stießen mitten unter die feindlichen Krieger. Junis erkannte Mukthir, der ihm drei Angreifer auf einmal vom Hals hielt, und da war auch Ali Saban, der graubärtige Sturmkönig, der gegen den Angriff gestimmt hatte, nun aber ebenso entschlossen kämpfte wie alle anderen. Er gab Junis mit einem Wink zu verstehen, seinen Flug fortzusetzen, als wüsste er von Jibrils Auftrag. Natürlich wissen sie es, durchfuhr es Junis. Jibril sah durch ihre Augen, solange seine Magie sie durchfloss, und wahrscheinlich konnte er ihnen auf demselben Weg Botschaften zukommen lassen. Er hatte sie ausgesandt, um ihn zu unterstützen – um sicherzugehen, dass er seine Aufgabe erfüllen konnte.
    Verbissen schloss er die Faust noch fester um die sechs Perlen. Vier Wirbelstürme tanzten um ihn herum, kaum einer breiter als drei Schritt im Durchmesser, so langgestreckt waren sie, um in diese Höhe aufsteigen zu können. Sie wanden sich wie Schlangen aus dem

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