Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
gleich!“ Sie klingt sehr glücklich, als sie auflegt und Dan könnte sich ohrfeigen. Er war mal wieder viel zu sehr mit seinen eigenen Problemchen beschäftigt, um an andere Menschen zu denken. Robyn ist hier genauso fremd wie er, und Dan hatte zwar sichergestellt, dass sie sich mit dem restlichen Personal verstand und weiß auch, dass sie ein paar Mal mit ihnen essen war, aber er hätte mehr tun sollen. Er denkt wieder an die Chris-Puppe. Sie könnte einen winzigen Kopf haben, aber dafür einen großen Arm, um ihm Klapse am Kopf zu verpassen und einen großen, hinter ihm herunterhängenden Fuß, um ihm Tritte in den Hintern zu versetzen.
Er ist froh, dass er Robyn angerufen hat. Es kommt einer offiziellen Bekanntmachung gleich, dass er nicht ausgeht, um jemanden aufzureißen, sondern nur, um neue Leute kennenzulernen. Er ist kurz besorgt darüber, ob er Ryan damit vielleicht beleidigt, aber gibt den Gedanken gleich wieder auf. Ryan macht nicht den Eindruck, als wäre er schnell beleidigt und Dan ist noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt schwul ist. Wer, weiß, vielleicht funkt es sogar zwischen ihm und Robyn. Aber wenn Ryan doch schwul ist und an ihm interessiert … hat Dan ihm etwas vorgemacht? Wird es so aussehen, als hätte er falsche Hoffnungen geweckt? Dan betrachtet erneut sein Spiegelbild. Er wirkt zwar leger, aber das Henley-Shirt ist doch ziemlich figurbetont. Es bringt seine Schultern und seine Brust zur Geltung und schmiegt sich an seine Taille. Dan hatte schon immer eine Vorliebe für Männer in Henleys. Vielleicht sind diese sexieer, als er gedacht hatte. Auf dem Weg zurück ins Schlafzimmer flucht er leise vor sich hin. Er wechselt jetzt zum dritten Mal sein Hemd und das, obwohl er noch nicht einmal ein Date hat. Vielleicht sollte er Tat anrufen. Sie könnten sich gegenseitig frisieren.
Er wirft das Henley aufs Bett und holt ein altes schwarzes T-Shirt mit dem Logo eines Sattelherstellers aus dem Schrank, das vom vielen Waschen schon fast grau ist. Na bitte – jetzt ist er offiziell ein Typ, der nur gemütlich rumhängen will. Er hört, wie jemand an die Haustür klopft, und geht die Treppe hinunter, um Robyn hereinzulassen.
„Hi! Ich weiß, dass du mich abholen wolltest, aber ich habe doch nicht so lange gebraucht, wie ich dachte und bin einfach hergelaufen. Darf ich vielleicht mal einen Blick in dein Haus werfen?“
„Oh, klar, es ist …“ Dan lächelt ein wenig verschämt. „Es fühlt sich ehrlich gesagt nicht so richtig wie meins an. Also schnüffel im Gästehaus der Kaminskis herum, soviel du willst. Ich hole meine Schlüssel.“
Er dreht sich um und geht in Richtung Küche, da er hofft, dort seine Schlüssel zu finden und Robyn ruft ihm nach: „Wow, sind das neue Jeans? Dein Hintern sieht toll aus!“ Er zögert einen Augenblick lang, aber beschließt, sich auf keinen Fall schon wieder umzuziehen. Vor allem, weil er sich die Sache mit Ryan sowieso nur einbildet.
Während sie in die Stadt fahren, bringt Robyn Dan auf den neuesten Stand, was den Stalltratsch angeht. Es überrascht ihn, wie viel es zu erzählen gibt, obwohl es sich nur um drei Leute handelt, aber er braucht wohl ihre Hintergrundgeschichte und das dauert eine Weile. Robyns Art zu Tratschen ist angenehm. Sie bleibt bei freundlichem Plaudern, ohne boshaft zu werden und Dan ist ziemlich sicher, dass die betreffenden Personen eher durch ihr Interesse geschmeichelt als gekränkt wären, wenn sie Robyn jetzt hören könnten.
In der Bar ist mehr los als am Samstag zuvor. Dan schätzt, dass es ungefähr eine Stunde später ist und das scheint einen großen Unterschied zu machen. Ryan ist auf der Bühne und singt und spielt Gitarre, und da keine Tische oder Barhocker frei sind, bestellen Robyn und Dan sich Getränke und lehnen sich an die Wand. Es ist nicht optimal, aber die Leute an einem Tisch wirken so, als würden sie sich zum Gehen fertigmachen, also wird er vielleicht bald frei.
Die Band spielt hauptsächlich Coverversionen, aber am Ende des Sets spielen sie einen ihrer eigenen Songs und Dan versucht, genauer hinzuhören, damit er etwas dazu sagen kann, falls er später mit Ryan sprechen sollte. Als das Lied zu Ende geht, tippt jemand Dan auf die Schulter und Dan dreht sich um und sieht Evan. „Hey Leute! Ihr unternehmt also mal was. Wir hätten euch vorwarnen sollen, dass man früh da sein muss, um noch einen Platz zu kriegen, sorry.“ Er schaut zur Seite und Dan folgt seinem Blick und sieht Jeff an einem Tisch
Weitere Kostenlose Bücher