Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
bei Sonnenaufgang auf. Er ist erst etwas mehr als eine Woche in Kalifornien, aber sein Körper hat sich bereits an die Zeitverschiebung gewöhnt und ist wieder in sein altes Muster verfallen. Er steckt den Kopf unter sein Kissen und versucht wieder einzuschlafen, aber es hat keinen Sinn und irgendwann gibt er auf und liegt einfach nur da. Er hatte versucht, freie Zeit zu vermeiden. Wenn sein Verstand nicht beschäftigt ist, kehrt er immer zu Justin zurück und es hat keinen Zweck, sich mit Dingen zu beschäftigen, die er nicht ändern kann.
Doch an diesem Morgen lässt er es zu. Er möchte nicht den Rest seines Lebens damit verbringen, nach Wegen zu suchen sich abzulenken. Er möchte manchmal auch einfach nur sein können. Also liegt er dort im Bett und gestattet sich, über Justin nachzudenken. Und es ist nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Es stimmt ihn immer noch traurig und vielleicht weint er am Ende ein bisschen, doch er erinnert sich auch an viele schöne Momente. Er konnte nie nachvollziehen, warum sich manche Leute gern traurige Filme ansehen, aber jetzt versteht er es vielleicht so langsam. Er glaubt, dass man eventuell gleichzeitig glücklich und traurig sein kann.
Trotzdem wird es ihm irgendwann zu viel und er hievt sich aus dem Bett und stellt sich unter die Dusche. Er lässt eine Zeit lang nur kaltes Wasser laufen, da er hofft, dass es gegen seine geschwollenen Augen hilft. Er ist nicht eitel, aber er möchte auch nicht offen zur Schau stellen, wie emotional verletzlich er ist.
Er zieht sich an, frühstückt und macht sich auf den Weg zum Stall. Er hat immer noch kein System für seine freien Tage ausgearbeitet, aber er wird vermutlich nicht viele nehmen. Er mag seine Arbeit wirklich sehr.
Als er den Stall betritt, ist Tatiana schon da und hilft Devin bei der Arbeit, aber hört sofort auf, als sie Dan sieht. „Morgen! Bist du bereit für die Geländestrecke?“, zwitschert sie und Dan stöhnt. Er ist froh, dass er am Vorabend nüchtern genug bleiben musste, um fahren zu können. Mit einem Kater muss Tatiana ziemlich schwer zu ertragen sein. Aber er hatte es versprochen.
„Ja, okay. Nimmst du Sunshine?“ Sie nickt und geht, um die Stute aus der Box zu holen. Dan ist versucht, Monty zu nehmen, aber da es Tatianas erster Ritt den Hügel hinauf ist, beschließt Dan, dass er von seinem eigenen Pferd nicht zu sehr abgelenkt werden sollte.
Er geht zu Smokeys Box und schaut sich die neuen Ergänzungen auf seinem Namensschild an. „Smoke and Mirrors“, „Smoke Gets in My Eyes“, „The big Smoke“,„When Smokey Sings”, „Smokin’ Tails” … das arme Pferd gerät noch in eine Identitätskrise. Aber bis jetzt scheint er mit dem Druck gut umzugehen und trottet aus der Box, um sich anbinden zu lassen. Er schnüffelt liebevoll an Dan herum, der sich gerade geschmeichelt fühlen will, als Devin vorbeikommt und auf dieselbe Weise begrüßt wird. Das kleine Pferd ist nur freundlich.
Dan und Tat satteln ihre Pferde und nehmen den Weg zum Hügel hinauf. Als sie in die Nähe des Hauses kommen, stößt der Pitbull wieder zu ihnen. Es ist schon zu einer Art Gewohnheit geworden, dass sie Dan auf seinen morgendlichen Ritten begleitet und sie scheint auf ihn gewartet zu haben.
„Oh, Lou! Hallo meine Süße!“, säuselt Tatiana und Dan ist ein bisschen missmutig. Er hatte auf gewisse Weise gewusst, dass der Hund irgendjemandem gehören musste und dass dieser jemand wahrscheinlich Jeff war, aber er hatte begonnen, sie als seine eigene kleine Freundin zu betrachten. Tat dreht sich zu Dan um. „Ist es in Ordnung, wenn sie mitkommt?“
„Bisher war das nie ein Problem. Aber gib Sunshine die Gelegenheit, sie kennenzulernen, um sicherzugehen, dass es ihr nichts ausmacht.“ Tat lässt die Zügel lang und die Stute streckt den Kopf hinab und versucht, da sie schon mal dort unten ist, ein Büschel Gras zu stibitzen. „Sie kommt wohl damit klar“, lacht Dan.
Sie reiten weiter den Hügel hinauf, bis sie an der Geländestrecke angekommen sind. Dans Magen verkrampft sich leicht. Er fühlt sich nicht ganz wohl dabei, für die Sicherheit einer anderen Person verantwortlich zu sein, schon gar nicht, wenn es sich um eine Fünfzehnjährige handelt. „Okay, du bist zum ersten Mal hier oben, also reiten wir nicht die ganze Strecke. Stattdessen schauen wir uns jedes Hindernis einzeln an und du sagst mir jeweils, worin die besondere Schwierigkeit besteht und wie du damit umgehen würdest. Wenn mir gefällt,
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