Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
fertig, aber ich muss dir leider sagen … du bist in den letzten Jahren ganz schön weich geworden. Du bist nicht mehr der, der du mal warst und ich finde, das ist auch gut so. Falls du also darüber nachdenkst, loszuziehen und irgendeinen Fremden abzuschleppen … ich weiß nicht, der alte Dan hätte damit vielleicht keine Probleme gehabt, aber ich glaube, heute würdest du es bereuen.“ Chris wartet auf eine Antwort, aber Dan fällt keine ein. „Ich weiß, dass du nicht auf der Suche nach etwas Festem bist, aber ich denke, wenn du jemanden fändest, den du magst, für den du vielleicht ein paar Gefühle entwickeln kannst … dann wird es vielleicht Zeit.“ Chris macht wieder eine Pause. „Danny? Bist du noch dran?“
Dan findet seine Stimme wieder. „Ja. Sorry … es ist nur … mir geht es eher um Justins Perspektive. Ich meine, glaubst du, es wäre für Justin in Ordnung?“
„Fuck, Dan!“ Chris klingt wütend und dann hört Dan, wie er ein paar Mal tief durchatmet, bevor er ruhiger weiterspricht: „Justin ist tot. Er hat keine Perspektive … Er war meine bester Freund und ich habe ihn geliebt, aber er ist nicht mehr hier und ich kann mir jetzt keine Sorgen mehr um ihn machen. Ich mache mir jetzt Sorgen um dich .“
Eine Zeit lang sind sie beide still und dann sagt Dan: „Wenn du das nächste Mal in einem Club bist und ich dich anrufe, wirst du nicht drangehen, oder?“
Chris lacht nur. „Danny, du verstehst vielleicht, wie viel Spaß ich heute Abend habe, wenn ich dir sage, dass dein Anruf eines der Highlights war.“
„Verdammt. Das ist ziemlich traurig.“
„Wem sagst du das.“ Dan hört Chris‘ Lächeln in seiner Stimme. „Ernsthaft, Mann, dein Instinkt ist besser, als du glaubst. Geh das Ganze einfach langsam an – lass es auf dich zukommen. Du brauchst nicht immer einen Masterplan für alles. Schau einfach, was passiert und wie du dich dabei fühlst.“ Dan kann hören, wie sich ein Grinsen in Chris Stimme einschleicht, und wappnet sich. „Vergiss nicht, Danielle: Wenn er dich wirklich liebt, dann wartet er.“
„Ja, danke, daran werde ich denken. Warum gehst du jetzt nicht zurück in deinen Club – bestimmt spielen sie jeden Moment den heißen neuen Dance-Track, den alle einfach lieben!“
„Fuck you, Danielle.“
„Das würde zumindest eines meiner Probleme lösen …“ Beide lachen, als sie auflegen.
Dan betrachtet sich im Spiegel, schaut das Hemd an und kann beinahe Justin sehen, der sich wie früher immer die Arme um Dans Brust geschlungen über Dans Schulter beugt. Einen Moment lang schwelgt er in der Erinnerung, dann knöpft er das Hemd auf und hängt es vorsichtig wieder in den Schrank. Er findet ein marineblaues Henley-Shirt, das er stattdessen anzieht. Er hat keine Ahnung, wo er dieses Hemd herhat.
Eine plötzliche Eingebung lässt ihn noch einmal zum Telefon greifen. Während er wählt, versucht er, sich an den Dienstplan des Stalls zu erinnern.
„Hallo?“
„Hi, Robyn, was machst du so?“
„Dan, hi! Nicht viel, und selbst?“
„Eigentlich wollte ich gerade in die Stadt fahren, um ein bisschen was zu trinken und mir eine Band anzuhören. Hast du schon irgendwas vor?“ Es folgt eine Pause. „Ich gebe auch einen aus …“
„Wow, mein Boss, der Bonze!“ Robyns Tonfall ist scherzhaft, doch die Worte versetzen ihm trotzdem einen Stich. Es ist Dan tatsächlich ein bisschen unangenehm, in Robyns Nähe zu sein, seit er offiziell ihr Vorgesetzter ist. Damals in Kentucky hatte es nicht viel ausgemacht, weil sie am Ende beide den Archers unterstanden. Aber hier draußen, wo Dan so ziemlich das Sagen hat, ist es … komisch. Doch er weiß, dass das albern ist und er einfach nur dafür sorgen muss, dass es ihrer Freundschaft nicht im Weg steht. Er weiß auch, dass das nicht der einzige Grund ist, aus dem er ihr aus dem Weg gegangen ist, sondern dass er ebenfalls den Drang verspürt hat, seine schmerzhafte Vergangenheit zugunsten eines Neubeginns hinter sich zu lassen. Aber dieser Grund gefällt ihm nicht besser als der davor. Robyn ist kein Andenken, sie ist eine Freundin und als solche sollte er sie behandeln.
„Genau, ich lebe auf großem Fuß. Bist du dabei?“
„Ja, klar. Ich habe gerade geduscht, aber ich muss mich noch anziehen. Und wenn ich mit dir zusammen gesehen werde, bin ich vielleicht mal so verrückt, mich zu schminken. Kannst du mir zehn Minuten geben?“
„Natürlich. Ich komme dann in zehn Minuten vorbei.“
„Sehr gut, dann bis
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