Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
Kaffeemaschine hat aufgehört zu gurgeln, also steht Dan auf, füllt zwei Tassen, bringt sie zum Tisch und schiebt eine zu Bill hinüber. Es war ein gutes Gefühl, aufzustehen und ihnen zu entkommen und er setzt sich nur ungern wieder zu ihnen.
Das Dokument, das ihm dann gereicht wird, ist endlich das, was Dan erwartet. Er fragt sich, ob die Sache mit den Schulen ihn nur aus dem Gleichgewicht bringen, ihn in die Defensive drängen sollte. Er betrachtet das Verhaftungsprotokoll mit Polizeifoto. Auf dem Foto sieht Dan jung und verängstigt aus, aber versucht, alt und gefährlich zu wirken. Es ist ein bisschen traurig.
„Das hier ist die Kopie eines Verhaftungsprotokolls. Ihnen wird hier das Vergehen des Besitzes von weniger als 60 Gramm Marihuana vorgeworfen. Möchten Sie sich in Bezug auf diesen Vorwurf rechtfertigen?“
„Rechtfertigen? Eigentlich nicht … Ich meine, ich habe mich im Besitz von weniger als 60 Gramm Marihuana befunden und wurde angeklagt.“ Dan hält einen Moment lang inne und fügt dann hinzu: „Ich war fünfzehn.“
„Keine mildernden Umstände? Keinerlei Behauptungen, es wäre nicht Ihres gewesen?“
Dan schüttelt den Kopf, dann rollt er die Augen und sagt laut: „Nein.“
„Und wurden Sie verurteilt?“
Dan ist fast davon überzeugt, dass sie sich im Besitz der Gerichtsakte befinden, die seine Verurteilungen darlegt, und sie ihn nur auf die Probe stellen wollen. Es gefällt ihm zwar nicht, doch er muss nach ihren Regeln spielen. „Ja, das wurde ich.“
„Und wie wurden Sie bestraft?“
„Bewährung und ich glaube gemeinnützige Arbeit und eine Geldstrafe.“
„Sie glauben ?“ Neil runzelt die Stirn.
„Das ist lange her, Mann. Ich weiß, dass ich ein paar Mal gemeinnützige Arbeit geleistet und ein paar Strafen bezahlt habe. Ich weiß nicht mehr genau, was und wofür.“
Bill sagt nichts, sondern holt die nächste Seite heraus. Ein weiteres Verhaftungsprotokoll, diesmal wegen schwerer Körperverletzung. Dan überfliegt es und Bill sagt. „Sie erinnern sich doch wahrscheinlich an die Fragen. Wollen Sie sie einfach alle auf einmal beantworten?“
Ein Teil von ihm wehrt sich dagegen und möchte es Bill und Neil so schwer wie möglich machen, doch der größte Teil von ihm will die Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Ich konnte sie auf tätlichen Angriff herunterhandeln. Ich glaube, ich war zwei Monate im Jugendgefängnis und danach auf Bewährung.“
Bill nickt. „Das ist einer der Vorfälle, der uns Sorgen macht, denn er deutet auf Jähzorn und eine große Gewaltbereitschaft hin. Wenn Sie uns die Umstände etwas näher erläutern könnten, wäre das sehr hilfreich.“
Dan möchte nicht daran zurückdenken, sich nicht an den Menschen erinnern, der er damals war. „Ich war ziemlich jähzornig. Ich war in meiner Jugend ziemlich wütend. Der andere Typ hatte mich seit Wochen rumgeschubst und als Schwuchtel beschimpft und irgendwann hatte ich genug und habe mich gewehrt.“
„Und ihm den Kiefer und mehrere Rippen gebrochen?“
Es gibt nicht viel, was Dan dazu sagen könnte. „Ja.“
„Wurden sie verletzt?“
„Ich hatte ein paar Blutergüsse und habe mir die Hand gebrochen.“
„Sie haben sich die Hand gebrochen, als Sie ihn geschlagen haben?“
„Ja.“ Die Richtung, die das Gespräch einschlägt, gefällt Dan nicht, aber er wüsste nicht, wie er das ändern sollte.
„Ich versuche nur, mir ein genaueres Bild zu machen – war der andere Junge größer oder kleiner als Sie?“
Dan zuckt die Schultern. „Ich weiß nicht genau … wohl ungefähr genauso groß, vielleicht ein bisschen größer. Er war in der Football-Mannschaft, also ist es nicht so, als hätte ich einen kleinen Außenseiter gequält oder so.“
Bill nickt. „Okay.“ Er reicht Dan das nächste Protokoll und es ist das, auf welches er gewartet hat. „Hier hat wohl eine Verhaftung zu mehreren Anklagen geführt, die uns ebenfalls einige Sorgen machen. Wenn Sie uns also wiederum einen Überblick über die Situation geben könnten, wäre das sehr hilfreich.“
Dan betrachtet erneut das Polizeifoto. Auf diesem hier sieht er älter aus, doch er hat einen großen Bluterguss auf dem Wangenknochen und sein Gesichtsausdruck wirkt leblos. Er kommt dem „alt und gemein“, das er im ersten Foto versucht hatte, schon viel näher. „Ich hatte Streit mit meinem Stiefvater und wir wurden handgreiflich. Er hat die Polizei gerufen und mich rausgeworfen. Ich bin zwar abgehauen, aber mit
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