Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
entgegen. Dann geht Dan hinein, um das letzte Pferd zu holen, das ihm am meisten bedeutet.
Im Gegensatz zu den anderen Pferden ist Smokey nicht an den Luxus von Transportgamaschen gewöhnt und hebt beim Gehen die Beine übertrieben hoch, als wate er durch einen Sumpf. Doch er ist dabei gelassen und spitzt zwar als Reaktion auf die fremde Umgebung und die neuen Geräusche die Ohren, aber denkt nicht einmal daran, sich zu erschrecken oder sich aufzuspielen. Tatiana klatscht bei seinem Anblick beinahe in die Hände.
„Ich habe mich so gefreut, als dein Freund angerufen und gefragt hat, ob wir Platz für noch ein Pferd hätten. Und er ist so ein Süßer!“ Sie kommt eifrig auf ihn zu und Smokey streckt ihr zur Begrüßung höflich die Nase hin.
Es widerstrebt Dan schon fast, Tatiana den Führstrick zu übergeben. Er hat seit seinem dreizehnten Lebensjahr mit Pferden gearbeitet, doch er hat nie ein eigenes besessen. Als Chris am letzten Abend in Kentucky Smokey vorbeigebracht und gesagt hatte, er hätte gehört, auf dem Transporter sei noch ein bisschen Platz, hatte Dan ihn erst nicht verstanden. Er dachte, dass Evan vielleicht seinen Plan in die Tat umsetzen wollte, seine eigenen Quarter Horses zum „Herummachen“ zu besitzen, aber ihm war nicht klar, warum er sie extra aus Kentucky herbringen lassen musste … und dann hatte Chris ihm „alles Gute zum Geburtstag“ gewünscht und über Dan hinweggeredet, als dieser angemerkt hatte, dass sein Geburtstag doch im Dezember wäre. Chris hatte ihm mitgeteilt, er habe schon in Kalifornien angerufen, um zu fragen, ob Platz sei und ob sie kein Problem damit hätten, ein struppiges kleines Freizeitpferd neben ihren Spitzensportpferden stehen zu haben. Für einen Teil dieses Satzes hatte er Smokey die Ohren zugehalten. Auch die Transportfirma war informiert worden und die Fahrer hatten Dan ein paar Formulare unterschreiben lassen und dann bekam Smokey seine Gamaschen verpasst und wurde in den Transporter geführt, und Dan blieb nur noch, sich bei seinem besten Freund zu bedanken und sich von ihm zu verabschieden. Chris hatte ihn nicht viel sagen lassen, sondern ihm nur eine Packung Taschentücher und ein Sechserpack Wasser in die Hand gedrückt („Ich kann nämlich jetzt schon die Tränen in deinen Augen sehen, du kleine Heulsuse, und wir wissen beide, dass du es noch nicht einmal aus dem Staat schaffen wirst, ohne loszuflennen.“)
Und jetzt beginnt Smokey sein Luxusleben in Kalifornien und scheint sich problemlos einzufügen. Er bleibt brav stehen, während Dan ihm die Gamaschen abnimmt, und folgt dann Tatiana in den Stall wie ein großer freundlicher Hund.
Die Fahrer laden die Ausrüstung der Pferde aus und Dan hilft ihnen, bevor er noch einmal überprüft, ob nichts im Transporter zurückgeblieben ist. Er unterschreibt die nötigen Formulare und sieht zu, wie der Transporter das Gelände verlässt, dann nimmt er ein paar Sättel von dem Haufen und bringt sie in den Stall. Es ist seltsam, die vertrauten Pferde in unbekannter Umgebung zu sehen. Dan hatte sich darum gekümmert, eine Ladung ihres gewohnten Heus aus Kentucky hertransportieren zu lassen. Die Preise in Kalifornien sind so viel höher, dass die Transportkosten nicht groß ins Gewicht fielen und so erleiden die Verdauungssysteme der Pferde keinen Schock. Und sie haben auch fast die gesamte Ausrüstung mitgebracht. Es wirkt ein bisschen wie ein aufwendiger Aprilscherz, bei dem der gesamte Inhalt eines Stalles in einen anderen verfrachtet wird. Bis hin zum Personal, denkt Dan, als Robyn mit ihrem eigenen Armvoll Ausrüstung den Stall betritt.
Zusammen sorgen sie dafür, dass alles hineingebracht wird und es den neu angekommenen Pferden an nichts fehlt. Dann verabschiedet sich Tatiana widerstrebend, um zu Mittag zu essen. Dan rechnet nicht direkt mit einer Einladung, aber es hätte ihn auch nicht unbedingt überrascht. Es wundert ihn ein wenig, dass bisher weder Jeff noch Evan zum Stall gekommen waren, um Hallo zu sagen. Aber da keine Einladung und auch keine Erklärung folgt, ist Dan sich selbst überlassen.
Robyn erklärt ihm, dass sie diesen Abend dafür zuständig ist, zu füttern und die Ställe zu schließen. Sie ist in eine der Wohnungen darüber gezogen, also ist es für sie sehr praktisch. Sie zeigt ihm den Dienstplan, den sie mit den verschiedenen Aufgaben für das Personal ausgearbeitet hat, um seine Genehmigung einzuholen und freut sich, als er dem Plan zustimmt und sie fragt, ob sie die Planung
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