Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
sein würden, und dass Dan bei ihm einziehen könnte und alles wäre perfekt. Und Dan hat nur dagesessen und ihn angestarrt als wäre er verrückt. Dachte ich auch, denn ich war schon ewig mit Justin befreundet und hatte noch nie erlebt, dass er es mit irgendjemandem auch nur das geringste bisschen ernst meinte. „Aber er hatte recht, nicht wahr, Danny?“ Chris hat wieder Tränen in den Augen und trinkt noch einen Schluck Wasser, bevor er beinahe flüstert: „Manchmal weiß man es einfach.“
Chris atmet tief durch, bevor er weiterspricht: „Und dass sie so ein gutes Team waren, hat sehr dabei geholfen, dass sie es zum Rolex geschafft haben. Justin hat über dieses Turnier geredet, solange ich mich erinnern kann, und dass er dort so erfolgreich starten durfte, und Dan und seine Eltern und alle seine Freunde dabei waren … war einfach … traumhaft.“ Chris hält erneut inne, aber diesmal scheint es, als würde er die glückliche Erinnerung genießen. „Und ein Jahr danach sind alle Träume geplatzt. Aber selbst dann … Ich weiß, dass sich im Nachhinein alle Gedanken um jede einzelne Sekunde dieses Tages und dieses Sprungs gemacht haben, aber … ich glaube, dass Justin einfach nur so geritten ist, wie er gelebt hat: mit vollem Einsatz und Hingabe und Herz .“
Chris braucht noch eine Pause, aber dann schaut er auf und scheint sich unter Kontrolle zu haben. „So werde ich mich also an Justin erinnern. Und ich glaube, so würde er es wollen . Und jetzt seid ihr dran – ich weiß, dass Karl und Molly mit einigen von euch gesprochen haben, die gerne etwas sagen möchten. Ich glaube, dafür werde ich jetzt einfach wieder an den Pastor übergeben.“
Chris tritt vom Podium zurück, um sich wieder auf seinen Platz neben Dan zu setzen, und Dan streckt seinen Arm aus und legt ihn um Chris Nacken. Als Chris seinen Kopf auf Dans Schulter sinken lässt, biegt er seinen Arm, damit er die Hand auf Chris Kopf legen kann. Sie weinen beide, aber sie kommen zurecht.
Niemand möchte gern der Nächste nach dieser Rede sein, doch schließlich gibt es ein paar Freiwillige und Dan sitzt da und gibt vor, ihnen zuzuhören und ist sich sicher, dass sie nette Dinge sagen, aber er schenkt ihnen kaum Beachtung. Er hat seine eigenen Erinnerungen an Justin. Er hat es nicht nötig, sich die anderer anzuhören.
Irgendwann folgen ein Lied und ein Schlussgebet und dann wird die Familie hinausgeführt, zurück in den kleinen Raum im hinteren Teil der Kirche. Dan und Chris verschwinden auf dem Weg für einen kleinen Schluck in einen Seitengang, um sich für den nächsten Schritt zu wappnen. Dan denkt, sie stecken in Schwierigkeiten, als Molly auftaucht, um nach ihnen zu suchen, doch Chris hält ihr wortlos seinen Flachmann hin und sie nickt und nimmt einen kräftigen Schluck. Sie schüttelt den Kopf, als müsste sie ihn wieder freibekommen.
„Kommst du zurecht, Molly?“ Dan weiß, dass er es nicht wieder gut machen kann, alle vernachlässigt zu haben, aber er kann wenigstens ein bisschen Anteilnahme zeigen.
„Wohl den Umständen entsprechend gut.“ Sie schüttelt erneut den Kopf und Dan bemerkt, wie sehr sie gealtert ist. „Ich habe dich gesucht, Dan. Wir haben nicht viel miteinander geredet, seit … Naja, vielleicht haben wir überhaupt nie viel geredet. Aber ich wollte dir sagen … Ich wollte sichergehen, dass du weißt …“ Sie hält noch den Flachmann in der Hand und nimmt einen Schluck. „Als du zum ersten Mal aufgetaucht bist, waren Karl und ich nicht sicher. Ich meine, es war wie Chris gesagt hat: Alles ging so schnell und Justin war so sicher und schien sich keine Gedanken über mögliche Nachteile zu machen, und wir wussten nicht viel über dich und … wir wollten einfach nicht, dass ihm wehgetan wird.“
Dan nickt. Das ist nichts Neues. Doch dann spricht Molly weiter: „Aber ich wollte sichergehen, dass du es weißt, denn ich weiß nicht, ob wir es dir jemals gesagt haben … Wir sind froh, dass Justin dich hatte. Chris hat davon gesprochen, wie leidenschaftlich er war und er hat recht, das war etwas Gutes, aber manchmal … manchmal schien es schon fast ein bisschen zu viel zu sein. Aber durch dich hat er sich etwas beruhigt und alles einfach ein bisschen mehr genossen. Er hat … glücklich gewirkt. In allem anderen war er weiterhin ehrgeizig, aber es war, als hätte er gewusst, dass er in dir gefunden hatte, was er bauchte und aufhören konnte zu suchen. So hart zu arbeiten.“ Sie lächelt und legt vorsichtig
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