Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
ursprünglich. Es fiel fließend in wallenden, dunklen Locken bis zur Taille, so wie bei meiner Mutter, als sie in Rockabill aufgetaucht war.
»So lang?«, knurrte der Barghest und sah mich bekümmert an.
»Drei. Na ja, jedenfalls mehr als zwei«, gab ich zu, verärgert darüber, wie gereizt meine Stimme klang. Anyan fuhr sich mit der Hand durch seine schwarzen Locken und übers Kinn. Ich hatte ihn noch nie so derangiert erlebt, und plötzlich fing ich an, mir Sorgen zu machen.
»Jane, ich bin nicht gut in diesen Dingen.«
Ich blinzelte ihn verwirrt an, und meine Besorgnis nahm zu.
»In was?«, fing ich an, aber er unterbrach mich.
»Es tut mir leid, Jane. Jemand anderes sollte hier sein, um dir das mitzuteilen. Ich weiß nicht, wie ich das anstellen soll, ich weiß nicht, was ich sagen soll …«
»Anyan«, sagte ich zunehmend alarmiert. »Was ist los? Was ist passiert? Ist etwas mit meinem Vater?«
»Nein«, knurrte der große Mann und trat näher an mich heran. »Nicht dein Vater.«
»Was ist es dann?«, fragte ich erleichtert. Aber dieses Gefühl hielt nicht lange an.
»Deine Mutter.«
Mir stockte der Atem. »Meine Mutter? Hast du sie gesehen?«
»Oh Gott, es tut mir so leid, dir das sagen zu müssen.« Anyan machte noch einen Schritt auf mich zu und streckte die Hand nach mir aus. »Deine Mutter … ist tot.«
Ich starrte ihn an und dann hinunter auf seine ausgestreckte Hand. Sie war schmutzig, als hätte er keine Zeit gehabt, sich zu waschen. Ich nahm seine Worte gar nicht richtig wahr. Ich wollte sie nicht hören. Unwillig schüttelte ich den Kopf.
»Nein«, war alles, was ich dazu sagte. Es war unmöglich. Sie war doch erst im vergangenen Jahr wieder in meinem Leben aufgetaucht, wenn auch nur in Erzählungen, als ich die Wahrheit über meine Abstammung erfuhr. Wie konnte sie jetzt tot sein?
»Jane«, sagte Anyan mit brüchiger Stimme. »Es tut mir leid.«
Seine Hand griff nach meiner, eine Bewegung, von der ich bis jetzt geträumt hatte. Aber dies war kein Traum, und anstatt mich von ihm berühren zu lassen, zog ich meine Hand weg.
»Nein.«
»Bitte«, flehte er und machte noch einen Schritt auf mich zu.
»Anyan, nein «, entgegnete ich und entfernte mich durch den Spalt im Fels von ihm. Ich hatte meine eigene Stimme noch nie so hart, so kalt gehört. Er folgte mir nicht.
Ich blieb mit dem Rücken zu ihm stehen und starrte die schroffe Felswand in meiner Bucht an. Es fühlte sich an, als stottere mein Hirn wie ein Automotor. Er würde heißlaufen und dann blockieren. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, der über das Gefühl hinausging, dass mein komplettes Universum abrupt zum Stehen gebracht worden war.
»Warum erzählst du mir das?«
»Ich hasse es, das tun zu müssen. Es tut mir so leid.«
»Wie?«, gelang es mir schließlich zu fragen.
Er schwieg, also drehte ich mich zu ihm um und sah ihn auffordernd an. »Sag mir wie , Anyan.«
Der Barghest blickte hinunter auf seine Fußspitzen. Er hob den Blick erst wieder in der Sekunde, bevor er sagte: »Sie wurde ermordet.«
Ich spürte, wie meine Beine versagten, und plötzlich kniete ich im weichen Sand der Bucht.
»Ermordet? Wie?«
»Jane, darüber können wir später noch reden. Jetzt bringe ich dich erst mal irgendwohin, wo es warm ist. Und sicher.«
» Scheiße, Anyan , sag mir wie!«
Sichtlich erschrocken über meinen schroffen Ton, kniete sich der Barghest zu mir.
»Jane, bitte, lass mich dich erst mal irgendwohin bringen …«
»Sag. Es. Mir. Jetzt .« Das war nicht mehr meine eigene Stimme, die da sprach.
Der Barghest rang seine Hände – rang im wahrsten Sinne des Wortes seine Hände! Als wäre er es, der gerade erfahren hatte, dass er seine eigene Mutter niemals kennenlernen würde. Ich biss die Zähne zusammen. Plötzlich hasste ich ihn mit einer Vehemenz, die mich bestürzte.
»Du weißt doch, dass ich Kontakte in die Grenzregion habe?«
Ich nickte knapp. Wie könnte ich das vergessen? Im Zuge des Bostoner Debakels waren Anyans Kontakte in der Chicagoer Gegend sowohl umstritten als auch unbezahlbar gewesen. Die Informationen, die dort für uns zusammengetragen worden waren, waren entscheidend gewesen, besonders da niemand – und damit meine ich absolut niemand, der auch nur am Rande mit den Machtstrukturen der Alfar zu tun hatte – eine Ahnung davon hatte, was in den Grenzgebieten vor sich ging.
Ryu wäre beinahe ausgeflippt, als er herausfand, dass Anyan so ein großes Geheimnis gehütet hatte.
Der
Weitere Kostenlose Bücher