Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
Chancen, und ich habe mir meine versaut, habe die, die sich mir bot, nicht genutzt. Ach verdammt, ich habe mir bloß all die Möglichkeiten ausgemalt, wie ich meine Chance verschwenden könnte. Was habe ich mir bloß dabei gedacht?«
»Du hast dir gar nichts dabei gedacht, Süße. Du hast bloß reagiert. Wenn es um deine Mutter geht, bist du eben noch immer das kleine Mädchen, das sich verlassen fühlt. Und deine Mutter hat dir das ja schließlich auch zugemutet, also mach dich deswegen nicht so fertig.«
»Aber was jetzt? Wie soll ich bloß je darüber hinwegkommen, Iris? Soll ich mich etwa damit abfinden, für immer dieses kleine, blöde Mädchen zu sein?« Endlich gestand ich mir ein, was ich schon immer befürchtet hatte: »Was, wenn ich nie darüber hinwegkomme? Ich hatte gedacht, ich sehe sie wieder, und wir sprechen uns aus, und dass sie mir dabei hilft, ihr Handeln zu verstehen. Was, wenn mir das jetzt niemals gelingen wird?«
Iris schüttelte den Kopf. »Nein, Jane, das meinte ich nicht damit. Du bist stark und dadurch, was dir passiert ist, noch lange nicht verkorkst. Ich wollte damit nur sagen, dass bei allem, was deine Mutter betrifft, deine Reaktionen durch den Verlust geprägt sind. Aber das heißt nicht, dass dein gesamtes Leben davon betroffen ist. Das hast du selbst bewiesen.«
»Habe ich das? Ich habe Rockabill nie verlassen. Und ich habe mich nie zu etwas bekannt außer zu Jason, und er starb, als wir noch furchtbar jung waren. Ich habe jeden Halt verloren, als er starb, und Ryu habe ich abgeschossen, weil er wollte, dass ich mich zu uns bekenne. Was, wenn ich doch verkorkst bin? Und was, wenn es kein Heilmittel dafür gibt?«
»Ach, Süße, das stimmt so nicht. Du übernimmst doch in so vielen Dingen Verantwortung. Für deinen Vater, für Grizzie und Tracy, für mich. Du hast auch in der Schule immer Einsatz gezeigt und jetzt im Training genauso. Du konzentrierst dich nur auf das Negative und siehst die guten Seiten überhaupt nicht mehr.«
Ich hörte mir an, was Iris sagte, aber ich fühlte mich trotzdem nicht besser.
»Ich dachte, ich hätte Zeit«, sagte ich. »Und wie soll ich es bloß meinem Vater beibringen?«, fuhr ich fort und fing wieder an zu schluchzen.
»Ach, Schätzchen«, murmelte Iris beruhigend und wiegte mich sanft in ihren Armen. »Du findest schon einen Weg, es deinem Vater zu sagen. Ich weiß, du bist traurig, weil du jetzt nicht mehr die Sichtweise deiner Mutter erfahren wirst, aber ich habe keinen Zweifel daran, dass sie dich jeden Tag, den sie von dir getrennt war, vermisst hat.«
Ich versuchte meine Tränen zurückzuhalten, während Iris mir tröstend den Rücken streichelte.
»Du weißt, dass ich nicht gern über meinen Sohn spreche oder über seinen Vater. Sie waren beide Menschen, sogar mein Sohn, ein reinrassiger Sterblicher. Und beide wurden alt und starben irgendwann. Ich war bis zum Ende bei ihnen, aber das ist nicht die ganze Geschichte. Ich hätte eine andere Wahl gehabt, Jane, aber ich war zu feige, um mich dafür zu entscheiden.«
Ich blickte hoch in Iris’ schöne, blaue Augen. In ihnen spiegelte sich stille Traurigkeit, und in der ganzen Zeit, die ich sie nun schon kannte, hatte ich sie noch nie so ernst erlebt.
»Eine andere Wahl?«
»Wir leben nur so lange, wenn wir Zugang zu den Elementen haben. Das bedeutet, ich hätte mich davon fernhalten können. Wenn ich das getan hätte, wäre ich auch ganz normal gealtert. Zwar hätte ich dann lernen müssen, wie eine Sterbliche zu leben, aber ich wäre mit meinem Ehemann gestorben, und ich hätte nie das Gefühl des Verrats im Blick meines Sohnes sehen müssen, als er als gebrechlicher, alter Mann den Kampf gegen den Tod verlor, während seine eigene Mutter noch immer jung und gesund neben ihm saß.«
»Oh, Iris«, seufzte ich mitfühlend.
»Aber ich habe es nicht getan, Jane. Ich hatte zu viel Angst vor dem Sterben und davor, ohne meine Macht zu leben. Ich war zu schwach. Und mit dieser Entscheidung muss ich nun jeden Tag leben. Ich beneide deine Mutter nicht. Sie wollte zwei Dinge, die nicht vereinbar waren. Sie hat versucht, beides zu bekommen, und sie ist damit gescheitert, und ich bezweifle nicht, dass sie unter ihrer Entscheidung gelitten hat, genauso wie sie dich darunter leiden ließ.«
»Aber ich habe sie trotzdem geliebt«, sagte ich, in dem Versuch Iris anstelle ihres Sohnes zu verzeihen, auch wenn ich wusste, dass das unmöglich war.
»Und ich weiß, dass sie dich geliebt hat.«
Ich
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