Sturmwelten 01
einigen der Kisten und würfelten unter viel Geschrei um ein paar Münzen. Selbst Tangye beachtete die Sklaven nicht, sondern unterhielt sich angeregt mit einem der Männer, der von dem Schiff gekommen war.
Immer wieder wanderten Majaguas Blicke zu dem mächtigen Gefährt. Die Segel waren hochgezogen und festgebunden worden, und es sah gar nicht so schwierig aus, sie wieder herabzulassen. Dann würde der Wind das Schiff vor sich her treiben, wie eins der großen Bund-Baum-Schiffe der Paranao, mit denen man auch zu weit entfernten Inseln fahren konnte. Wie viele Menschen mögen auf so ein Schiff passen? , überlegte Majagua. Ein ganzes Dorf? Oder … ein ganzes Lager? Der Gedanke durchfuhr ihn wie ein Fieberstoß, und sofort begann er, im Geist Pläne zu schmieden, während sein Körper reglos unter der Palme lag.
JAQUENTO
Langsam trieb der junge Mann dahin, umflutet von Wellen, die ihn spielerisch hin und her schaukelten. Langsam, gemächlich, wiegte er sich in der Dunkelheit. Er hatte keine Angst. Die Schwärze der tiefen See empfing ihn liebevoll, umfloss seinen Leib und kühlte ihn. Er musste nicht atmen, nicht denken oder fühlen, war eins mit sich. Weit über ihm mochte die Welt toben, doch Jaquento war ihr fern, lag still in den Armen des Meeres.
Unvermittelt tauchte er wieder auf, das grelle Licht kam näher und näher, bis er schließlich durch die Oberfläche brach. Ein dumpfer Geruch, das Heulen von Wind, ein Druck auf der Brust. Er verspürte das plötzliche, schmerzliche Bedürfnis zu atmen, das sich keuchend Bahn brach. Jaquento holte tief Luft und hustete dann. Schmerzen brannten in seinem Rücken, und es dauerte einige Sekunden, bis er seine Umgebung deutlicher wahrnahm.
»Du bist zurück«, stellte eine dunkle, angenehme Stimme fest. Der Schatten eines Kopfes schob sich vor das schwankende Licht. Verwirrt sah Jaquento auf und erkannte Bihrâd, der sich über seine Koje beugte. Schiff. Ich bin auf einem Schiff. Die Todsünde.
»Bleib ruhig liegen. Du hast lange geschlafen und musst erst langsam aufwachen.«
Erschöpft gehorchte der junge Mann. Auf seiner Brust sah er die kleine Echse eingerollt liegen, den Kopf an den grüngoldenen Leib geschmiegt. Er wollte fragen, wie lange er geschlafen hatte, doch seine Kehle war trocken, und er brachte kaum mehr als ein Krächzen heraus. Als ihm der Maureske einen Krug mit Wasser an die Lippen hielt, trank er dankbar. Schließlich hatte er wieder genug Kontrolle über seine Stimme, um seine Frage zu stellen.
»Einige Tage. Eine eurer Wochen.«
»Eine Woche? Ich habe eine Woche geschlafen? Was … wie?«
»Ich habe dir Kräuter gegeben. Und Ayvon hat seine Magie gewirkt, damit deine Wunde verheilt. Die Kräuter haben dich schlafen lassen; Ayvon sagte, es sei besser so«, erklärte Bihrâd ruhig.
»Eine Woche!«
»Sei froh. Es war eine schlimme Woche«, erwiderte der Schiffsarzt, ohne seine Worte näher zu erklären, und reichte Jaquento einen kleinen Tonbecher. »Trink das. Es wird die Nachwirkungen des Schlafs vertreiben und dir die Schmerzen im Rücken nehmen.«
Vorsichtig kostete Jaquento von dem Getränk, das zu seiner Überraschung einen angenehmen, süßlichen Geschmack hatte. Ganz langsam setzte er sich ein wenig auf und musterte die Kammer. Das Schiff schwankte beträchtlich; es musste schwere See sein. Auch das Heulen des Windes und das Knarren des Holzes deuteten darauf hin, dass sich das Wetter verschlechtert hatte.
»Das ist Rahels Kammer. Wo ist sie?«
»Sie ist an Deck. Der Sturm hat unsere Masten und Rahen beschädigt, und sie kümmert sich um die Reparaturen.«
»Welcher Sturm?«
»Du hast ein übles Unwetter verschlafen. Ich weiß nicht, was schlimmer war: das Toben des Orkans oder die magischen Entladungen, die in der Luft knisterten. Wir haben den Sturm in der Bucht überstanden. Wer weiß, was geschehen wäre, wenn wir auf See gewesen wären. So etwas habe ich noch nicht erlebt, und ich fahre schon lange zur See. Es war, als würde der Zorn der Fünfzehn Höllen über uns hereinbrechen.«
Obwohl Bihrâds Worte ernst klangen, musste Jaquento grinsen. »Vielleicht war es gar nicht so schlecht, sich für eine Woche aufs Ohr zu legen. Wie geht es Quibon?«
»Du hast seine Lunge getroffen. Es war sicherlich sehr schmerzhaft für ihn, aber ich habe seine Wunden versorgt und eine Entzündung verhindert. Er hätte dir am liebsten den Schädel eingeschlagen, doch der Kapitän hat ihn daran gehindert.«
Schweigend nickte der junge
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