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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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kommen auch kleine Schiffe, aber das ist selten, und die Leute darauf dürfen auch nicht an Land.«
    Hinten an dem Schiff hing eine weiße Fahne mit blauen Streifen schlaff herab. Selbst vom Lager aus konnte Majagua die Kanonen sehen, die auf dem Schiff standen. Winzig kleine Gestalten bewegten sich über das Deck, und ein Ruderboot wurde zu Wasser gelassen und näherte sich dem Steg.
    »Die großen Boote kommen nie bis an Land. Da muss man immer die Ruderschiffe beladen. Das ist gut, weil es viele Pausen gibt. Manchmal dauert es mehr als einen Tag. Du wirst dich schon bald freuen, immer, wenn du ein großes Schiff in der Bucht siehst«, prophezeite Dagüey und grinste.
    Nachdenklich blickte Majagua in die Bucht hinab, wo sich Anui im hellen Wasser spiegelte und Licht auf allen Wellen tanzte. Das Schiff wirkte wie ein Fremdkörper, ein dunkles Ding vor all dem Licht.
    Aber bevor der junge Paranao mehr darüber nachdenken konnte, öffneten sich die Tore, und einige Aufseher betraten das Lager. Mit Rufen und Schlägen trieben sie alle Sklaven zusammen und hinaus. Majagua ging den Weg hinauf in die Hügel zum ersten Mal mit. Als er die Kuppe des ersten Hügels überquerte, stockte ihm der Atem. Das Tal unter ihm war eine schlammige, dreckige Ebene, ohne Baum oder Strauch, auf der überall Gerümpel lag. Es gab einige einfache Hütten und eine lange Reihe von Holzbrettern, die zu einer seltsamen Form verbunden waren. Auf der gegenüberliegenden Hügelseite gab es zwei größere Gebäude, aus denen schwarzer Rauch aufstieg. Bevor der junge Paranao mehr erkennen konnte, traf ihn eine Knute in den Rücken und trieb ihn voran.
    »Was ist das alles?«, flüsterte er Dagüey verwirrt zu, als der Aufseher mit finsteren Blicken weitergegangen war.
    »Die Minen, Junge. Über die Holzbahn leiten sie den Fluss um. Da unten waschen einige von uns jeden Tag den Schlamm aus und suchen nach Steinen. Der Schlamm fließt in das Tal hinab. Man muss sehr aufpassen, wenn man dort arbeitet, weil man an einigen Stellen einsinkt. Angeblich kann man sogar ganz vom Schlamm verschluckt werden.«
    »Und was brennt in den Häusern? Wird dort das Essen gekocht?«
    Der Alte lachte so laut, dass sich Majagua ängstlich nach den Aufsehern umblickte. Doch niemand sonst schien den Heiterkeitsausbruch zu bemerken.
    »Nein, Junge. Darin wird der Stein geschmolzen, und dann kommt flüssiges Metall heraus. Aber ich war noch nie bei den Öfen. Nur wenige Sklaven dürfen dort hinein.«
    Von den Aufsehern angetrieben, erreichte die Sklavenkolonne das Tal und wurde über einen breiten Pfad zu den großen Hütten geführt. Dort baute sich Tangye vor ihnen auf und deutete über die Schulter.
    »Ihr werdet die Kisten tragen. Jeweils zwei von euch eine Kiste. Ihr tragt sie bis zum Steg, und dort werden euch die Aufseher sagen, wie ihr sie in die Boote legen sollt. Übersetzt das!«
    Hastig begannen einige, die seine Worte verstanden hatten, den anderen die Arbeit zu erklären. Die Aufseher suchten immer zwei Sklaven aus und wiesen sie an, zu den Kisten zu gehen, bis sich eine lange Schlange von Kistenträgern wieder den Pfad hinaufwand.
    »Was mag da drin sein?«, fragte Majagua leise, und Dagüey antwortete ebenso leise: »Metall. Es ist immer Metall. Es gibt fast nichts, was die Blassnasen höher schätzen.«
    Dann waren sie an der Reihe, und Majagua wurde mit einem anderen Sklaven, den er nicht kannte, zu einem der Behältnisse geschickt. Die Kiste war schwer, und die Kanten ihres rauen Holzes drückten sich schmerzhaft in Majaguas Fleisch. Schon nach wenigen Schritten begann er, schwer zu atmen, und konnte sich nur noch darauf konzentrieren, einen Fuß vor den anderen zu setzen und nicht unter seiner Last zu stolpern. Auch sein Partner keuchte hinter ihm, während sie mit kleinen Schritten den anderen Sklaven folgten. Der Alte ist verrückt! Die Ahnen haben ihm den Verstand genommen, wenn er das für eine gute Arbeit hält , dachte der junge Paranao erzürnt.
    Die Strecke zog sich schier ewig hin, doch schließlich erreichten sie den Steg. Und jetzt bewahrheiteten sich Dagüeys Worte. Es dauerte lange, die Kisten in die Boote zu laden, und die Boote fuhren eine weite Strecke zum Schiff, wo die Kisten mit vielen Seilen an Bord gehievt wurden. Die Sklaven versammelten sich im dürren Schatten einiger Palmen, die in der Nähe des Steges wuchsen; einige legten sich in den Sand, andere unterhielten sich leise. Die Aufseher kümmerte es wohl nicht, denn sie saßen auf

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