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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Eugene Paxton.
    Mr. Pitts rief: »Käpt’n, Clegg hat Ihr und Miß Hallies Mittagessen fertig!«
    Alec nickte und winkte Clegg zu, der ebenso breit wie groß war und von allen an Bord das sonnigste Gemüt hatte. Hallie war so versunken, daß sie nichts gehört hatte. Eine Weile begnügte er sich damit, dieses herrliche kleine Wesen zu betrachten, das er gezeugt hatte. Sie war so ganz anders als Nesta und er. Dann rief er sie leise beim Namen.
    Hallie blickte auf und schenkte ihm ihr wunderbares Lächeln. »Papa, sieh mal!« Sie hielt ihm den Knoten unter die Nase. »Was sagst du dazu? Aber sag deine ehrliche Meinung! Ich kann Kritik vertragen.«
    »Na, ich halte das für den besten Einfachknoten, den ich je gesehen habe.«
    »Papa! Das ist doch kein Einfachknoten, es ist ein Schifferknoten!«
    »Hmm, ich glaube, du hast recht. Bist du hungrig, mein kleiner Kürbis?«
    Hallie sprang auf die Beine. »Ich könnte einen Meeresdrachen vertilgen.«
    Sie schlurfte durch die Luke den Niedergang hinunter und betrat gleich nach ihm die Kabine. Obwohl die Decke nur fünf Zentimeter über Alecs Kopf reichte, war es eine geräumige Kabine. Durch die beiden Heckfenster war sie luftig und mit dem unten festgeschraubten Tisch, der breiten Koje und dem Schreibtisch aus feingeschnitztem Mahagoni recht elegant eingerichtet. An der Backbordseite waren Regale voller Bücher über Navigation, Seefahrtsgeschichte, Londoner Zeitungen und allen Exemplaren des
Britischen Nautischen Jahrbuchs.
Außerdem standen Hallies Lese- und Lehrbücher darauf. Eine Verbindungstür führte in Hallies Kabine. Sie war viel kleiner, aber das machte nichts, denn sie suchte sie meistens nur zum Schlafen auf. Abends pflegte sie sogar in Alecs Kabine zu spielen. Es geschah selten, daß er nicht mit seiner Tochter zusammen war. »Setz dich, Hallie! Was gibt es heute, Clegg?«
    »Frischen Kabeljau, Käpt’n. Ollie hat heute vormittag ein gutes Dutzend gefangen. Dazu Salzkartoffeln, damit Miß Hallie so gesund wie eine kleine Schiffsratte bleibt, und die letzten grünen Bohnen. Gott sei Dank laufen wir ja morgen den Hafen an.«
    Alec hatte den Eindruck, daß der Kapitänstisch stets besser gedeckt war, wenn sich Hallie an Bord befand. Er sah sie langsam und mit Sorgfalt essen, so wie sie fast alles tat. Und er wußte, daß sie nach einem halben Dutzend gut gekauter Bissen anfangen würde zu sprechen. Oder besser gesagt, ihn zum Erzählen zu bringen.
    Und richtig, vor dem siebenten Bissen sagte sie: »Erzähl mir von den Baltimore-Klippern, Papa!«
    Hallie konnte nie genug von den Klippern zu hören bekommen. »Nun, sie sind so, wie ich es dir schon gesagt habe, mein Kürbis. Der Baltimore-Klipper ist ein zweimastiger Schoner. Er ist schnittig gebaut und schnell, weil er hart am Wind segeln kann. Seine Masten sind gute sechs Meter höher als die unserer Schonerbark. Und die Klipper sind klein, gewöhnlich nicht länger als 30 Meter, mit breiten, leeren Decks. Und sie liegen richtig tief im Wasser.«
    Hallie hatte sich vorgelehnt. »Das stimmt, Papa. Im Nordatlantik, wo es oft stürmisch ist, bewähren sie sich aber nicht. Die Wellen würden glatt über die Decks spülen, und die Stürme würden ihre Masten umlegen. Aber sie können schnelle Manöver ausführen. Da kommt keine Fregatte, keine Brigg, keine Schnau und keine Barke mit.«
    »Das stimmt. Sie ist leicht gebaut und kann sich ducken und verbergen, kann schneller segeln und schneller wenden als ein Albatros. Unsere englische Kriegsmarine haßt den Baltimore-Küpper, und das aus gutem Grund. Die amerikanischen Freibeuter haben unsere Jungs im Krieg regelrecht gedemütigt. Besonders ein gewisser Kapitän Boyle. Iß weiter, Hallie!«
    »Hassen sie uns auch, Papa? Wir sind Engländer.«
    »Hoffentlich nicht mehr so wie früher. Aber du darfst nicht erwarten, daß die Leute in Baltimore uns mit offenen Armen empfangen.«
    »Dich heißen sie bestimmt willkommen, Papa. Einen Gentleman wie dich! Du bist doch so witzig und klug. Und die Damen werden dir nachlaufen, weil du so schön und charmant bist.«
    »Iß weiter, Hallie!«
    Alec bestand darauf, daß sie ein Mittagsschläfchen hielt. Als er sie schließlich dazu gebracht hatte, sich in ihre Koje zu legen, ging er in seine Kabine zurück, setzte sich an den Mahagoni-Schreibtisch und zog aus dem obersten Schubfach einen Brief. Er las:
    Lieber Lord Sherard,
    von meinem Vater weiß ich, daß Sie sich vor drei Jahren in New York kennengelernt haben. Er hat Ihre

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