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Sturmwind der Liebe

Sturmwind der Liebe

Titel: Sturmwind der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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steifgefroren. Die Hände waren gefühllos, und zum Glück fühlte er auch nicht mehr den Schmerz tief im Inneren. Smythe, der alte Butler, warf einen Blick auf ihn und scheuchte dann die Diener und die beiden Hausmädchen weg. Er packte den Baron am Arm und führte ihn wie ein Kind in die dunkle, holzgetäfelte Bibliothek, wo ein loderndes Kaminfeuer brannte.
    Er rieb dem Baron die eiskalten Hände und schalt ihn, als wäre er wieder ein siebenjähriger Junge. »Ich bringe Ihnen jetzt einen Brandy. Nehmen Sie Platz! Ja, so ist’s gut, bleiben Sie hier sitzen!«
    Smythe gab ihm den Brandy und rührte sich nicht von der Stelle, bis der Baron ihn bis zum letzten Tropfen ausgetrunken hatte. »Sie werden sehen, es wird alles wieder gut.«
    Alec sah zu dem zerknitterten alten Gesicht auf, das voller Freundlichkeit und Kummer war. »Wie kann denn alles wieder gut werden, Smythe? Nesta ist tot.«
    »Ich weiß, my Lord, ich weiß. Aber Kummer vergeht, und Sie haben jetzt eine Tochter. Vergessen Sie nicht Ihre kleine Tochter!«
    »Ich habe hier gesessen und Nestas Schreie gehört. Und jetzt ist es so still im Haus.«
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Smythe hilflos. »Aber, my Lord, vergessen Sie Ihre kleine Tochter nicht! Ich habe sie wie einen kleinen General nach Milch krähen hören. Die Kleine hat eine wirklich kräftige Lunge.«
    »Das ist mir gleich.«
    »Nun, nun …«
    »Hören Sie, Smythe, es besteht keine Gefahr, daß ich im Irrenhaus lande. Sie brauchen sich nicht mehr um mich wie um einen Kranken zu bemühen.« Alec stand auf und trat näher zum Kamin. »Jetzt kribbelt es mir in den Händen. Das ist ein gutes Zeichen. Ich muß Arielle und Burke schreiben und ihnen mitteilen, daß Nesta tot ist.«
    »Soll ich Ihnen die Schreibsachen holen?«
    »Nein. Wenn mir wieder warm ist, gehe ich in den Salon.«
    »Das Abendessen, my Lord?«
    »Nein, Smythe.« Danach stand Alec noch eine Stunde vor dem Kamin. Jetzt konnte er die Hände wieder bewegen. Aber in seinem Inneren war alles taub.
    Die Erde war steinhart gefroren. Unter den Schaufeln der Totengräber brach sie in groben Klumpen weg. Die Männer stöhnten bei der Arbeit.
    Auf Nestas Grab konnte man keine blühenden Rosen legen. Nur Schneeflocken, weich und weiß und kalt, würden den Sarg bedecken, bevor die Erde auf ihn fiel.
    Alec stand schweigend da und sah zu, wie die Männer die schwarze Erde auf den Sarg schaufelten. Die Familiengrabstätte der Devenish-Carricks lag auf einer breiten Anhöhe, von der man das Spriddlestone-Tal überschaute. Die prunkvollen Grabsteine waren von Efeu, Rosenstöcken und Rittersporn umgeben. Im Frühling und im Sommer sah das prächtig aus. Jetzt im Winter wirkten die gestutzten Sträucher kläglich. Roßkastanien, Pappeln und mehrere Trauerweiden säumten mit nackten Ästen die Grabstätte. Leise und frostig strich der Dezemberwind durch die Bäume.
    Ehrwürden McDermott hatte seine beredte Traueransprache beendet. Auch er stand schweigend da und wartete. Alle Bediensteten des Landsitzes, die Pachtbauern und ihre Angehörigen, die Ladeninhaber aus dem Dorf Devenish und die Vertreter aller ansässigen Familien standen schweigend da und warteten. Sie warten auf mich, merkte Alec plötzlich. Er mußte etwas tun.
    »Alec.«
    Es war Ehrwürden McDermott, der leise zu ihm getreten war.
    Alec blickte dem alten Mann in die mattblauen Augen.
    »Es wird gleich stark schneien, Alec. Es ist Zeit, die Leute zu entlassen.«
    Zu entlassen. Was für ein seltsamer Ausdruck! Alec nickte und trat vom Grab zurück. Das wirkte wie ein Signal. Einer nach dem anderen kam zu ihm, murmelte seinen Beileidsspruch und ging dann. Es dauerte lange, sehr lange.
    Wie sonderbar das alles ist, dachte Alec später, als er allein in seiner Bibliothek stand. Die letzten Gäste hatten sich sattgegessen, mit gedämpfter Stimme Gespräche geführt und waren nun, Gott sei Dank, gegangen. Es war sonderbar, daß er einfach nichts fühlen konnte. Noch immer war alles in ihm taub. Und so blieb es auch in den nächsten drei Tagen.
    Am dritten Tag trafen Arielle Drummond, Nestas Halbschwester, und ihr Mann Burke Drummond, Earl of Ravensworth, im Landsitz ein. Arielle war blaß, ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Burke war förmlich und wirkte genauso in sich gekehrt, wie Alec sich fühlte. Er dankte ihnen aufrichtig für ihr Kommen.
    »Es tut mir so leid, daß wir nicht an der Beerdigung teilnehmen konnten«, sagte Arielle und drückte Alec fest die Hand. »Wir konnten wegen

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